Duisburg. Wöchentlich behandeln die Ärzte im BG Klinikum Duisburg Verletzungen, die in Trampolinparks entstanden sind. Das sind die größten Gefahren:
Die Krücken hat Mediha Medic mittlerweile weggelegt, mit Aircastschiene ist ihr Fuß noch geschützt. Zum Glück hat sich die 39-Jährige nicht auch noch an den Händen verletzt und kann humpelnd ihrer Arbeit nachgehen. In den Oberhausener Trampolinpark „Tiger Jump“, wo sie sich einen Bänderriss und einen Knöchelbruch zugezogen hat, will die Friseurmeisterin aber nicht mehr gehen. Wie sie verletzen sich in den so beliebten Trampolinhallen wie „Superfly“ (Duisburg-Neudorf), „Jump Galaxy“ (Düsseldorf) und „Airhop“ (Essen, Düsseldorf) andauernd Besucher aller Altersklassen. In der BG Unfallklinik in Duisburg-Buchholz wird mindestens einmal pro Woche ein Patient behandelt, der sich in einer der Hallen verletzt hat.
Mediha Medic wollte sich mit ihrem kleinen Sohn und ihrem Neffen einen schönen Tag im Trampolinpark machen. Dieser endete jedoch im BG Klinikum. Als die alleinerziehende Mutter gerade auf ihrem Trampolin hüpfte, sprang ihr Neffe – ein erwachsener Mann von 24 Jahren – auch auf ihr Sprungtuch. „Er wollte mir zeigen, wie hoch er mich katapultieren kann“, sagt die zierliche junge Frau. „Ich bin hoch geflogen, allerdings passte die Landung dann überhaupt nicht mehr zu meinem Tempo. Mein Fuß ist komplett weggeknickt. Ich habe sofort gemerkt, dass da einiges kaputt gegangen ist.“
Risiko Trampolinpark: Gefährliches gemeinsames Springen
„Genau das sind mit die häufigsten Unfallursachen beim Trampolinspringen“, sagt Dr. Meike Röder, Assistenzärztin in der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am BG Klinikum in Buchholz. „Wenn der Sprungrhythmus zum Beispiel durch eine zweite Person gestört wird, dann können unerfahrene Springer nicht mehr kontrolliert landen.“
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Und die Ärztin weiß als Geräteturn-Trainerin und aktive Trampolinspringerin genau, wovon sie spricht. „Trampolinspringen ist ein ganz toller Sport, aber gerade in Trampolinparks gehen Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene, die keine Erfahrung mit dem Gerät haben und die grundlegenden Dinge wie das Abstoppen oder das richtige Fallen nicht beherrschen.“
Anstieg der Verletzungen durchs Trampolinspringen
Mindestens einmal pro Woche wird in der BG Unfallklinik ein Patient behandelt, der sich auf einem Trampolin verletzt hat. Gerade in den Wintermonaten feiern viele Kinder ihre Geburtstage in Trampolinparks, machen Ausflüge mit Freunden dorthin oder gehen zusammen mit Geschwistern oder Eltern hüpfen. „Da ist alles dabei. Von leichten Verletzungen wie Stauchungen oder aber auch schwerste Verletzungen wie zum Beispiel eine Querschnittslähmung“, sagt Dr. Niels Erasmus Krahn, leitender Arzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie in Buchholz.
Seit Jahren beobachtet der Mediziner einen Anstieg von Verletzungen durchs Trampolinspringen, gerade auch in den Sommermonaten, wenn zu den Trampolinparks auch noch die Geräte im Garten genutzt werden. „Dabei müssen es nicht sofort schwere Verletzungen wie Brüche sein. Oft sind die Gelenke an den unteren Extremitäten oder aber die Handgelenke betroffen“, sagt Krahn. Schlüsselbeinverletzungen seien auch immer wieder dabei.
Abstoppen und Fallen sollte geübt werden
Viele Unfälle passieren, weil Kinder gemeinsam springen, zusammenstoßen und übereinanderfallen, sagt Meike Röder. „Oft verletzen sich aber auch Jugendliche, die über 50 Kilogramm wiegen“, sagt die Ärztin. „Durch das höhere Gewicht werden auch die Sprünge höher“, erklärt sie. „Wenn es dann in der Luft zu einer geringen Abweichung von beispielsweise zehn Grad kommt, landen die Springenden meist schon nicht mehr auf dem Tuch.“
Rückenmarksverletzung durch Ladung neben dem Sprungtuch
Wichtig sei vor allem, dass auch das Fallen gelernt wird. „Der normale Streckreflex, den man beim Fallen hat, wie das Ausstrecken der Arme nach vorne, muss auf dem Trampolin vermieden werden. Und das muss aktiv geübt werden“, sagt die Assistenzärztin. Wichtig für das Trampolinspringen sei auch die Mittelkörperspannung. „Wer mit Körperspannung springt, landet häufiger auch an der Stelle, an der er abspringt.“ Röder rät, am Anfang immer auch das Stoppen zu üben. „Wenn man umgehend den Sprung abbrechen kann und nicht austrudelt, können Verletzungen oft vermieden werden.“
Verletzungen der Wirbelsäule gibt es auch immer mal wieder. „Aber eher in geringem Umfang“, sagt Krahn, dem aber noch ein Patient gut in Erinnerung ist. „Da hat sich ein Erwachsener bei der Landung neben dem Tuch das Rückenmark dauerhaft verletzt.“
Lieber Salto rückwärts als vorwärts
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Meike Röder hat noch einen Tipp für waghalsigere Sprünge: „Kinder verletzen sich im Vergleich mit Jugendlichen seltener, wenn sie einen Salto ausprobieren“, sagt die erfahrene Trampolinspringerin. „Wichtig ist, dass man sich darüber im Klaren ist, dass der Salto vorwärts für ungeübte viel gefährlicher als der Salto rückwärts ist. Beim Salto vorwärts sieht der Springer erst kurz vor der Landung das Tuch. Beim Salto rückwärts schon, wenn er erst kurz in der Luft sind.“
Auch wenn Meike Röder und auch Mediha Medic nach ihrem Unfall nicht mehr in einen Trampolinpark gehen werden, macht die Ärztin doch Werbung für ihren Sport: „Trampolinspringen fördert die Motorik, den Gleichgewichtssinn und macht glücklich.“ Und auch der Sechsjährige Sohn von Mediha Medic darf weiter in Trampolinparks. „Ich werde sicher mehr Angst haben, aber jeder muss seine eigenen Erfahrungen machen. Und es muss ja nicht immer gleich im Krankenhaus enden.“