Essen. Trampolinspringen macht Spaß und liegt im Trend – jetzt warnt eine Krankenkasse: Für Kinder unter sechs Jahren sollte es tabu sein. Was ist dran?
„Gehirnerschütterungen, Knochenbrüche oder Platzwunden“, all das ist drin, in der Wundertüte Trampolinspringen – zumindest, wenn es nach der Barmer geht. „Kein Trampolinspringen für Kinder unter sechs Jahren“, betitelte die Krankenkasse jetzt eine Pressemitteilung.
„Bei Ein- bis Sechsjährigen ist das Trampolinspringen eine der häufigsten Unfallursachen, wenn ein Sportgerät mit im Spiel ist“, erklärt Barmer-Sprecherin Sara Rebein und bezieht sich dabei auf eine Studie des Robert-Koch-Instituts (RKI) aus dem Jahr 2017.
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Das liege unter anderem daran, dass bei Kindern die Motorik und die Koordination häufig noch nicht so gut ausgebildet sind, ebenso wie ihre Gelenke. „Da ist Trampolinspringen eine Gefahr, die unterschätzt wird“, so Rebein. „Gerade jetzt im Herbst, wenn sich die Trampolinhallen wieder füllen.“
Am häufigsten brechen sich Kinder beim Trampolinspringen den Unterarm
Eine Studie von deutschen Orthopäden und Unfallchirurgen aus dem Jahr 2014 zeigt, dass sich die Zahl der Trampolinunfälle bei Kindern von 0 bis 18 Jahren seit 1999 verdreifacht haben soll. Über ein Viertel der Verletzungen sind schwer. „Dazu zählen Brüche der Arme und Beine sowie der Wirbelsäule. Am häufigsten brechen sich Kinder dabei den Unterarm“, so die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU).
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Unterdessen findet man bei einigen Betreibern von Trampolinhallen und Sprungparks Empfehlungen zum Springen für Kinder ab drei Jahren, etwa bei „Superfly“ in Duisburg, Dortmund und Düsseldorf, oder gar ab 18 Monaten wie im Airhop-Trampolinpark in Essen. In sogenannten MiniHopper-Sessions können die Kinder hier in gesicherten Bereichen unter Aufsicht erste Erfahrungen auf dem Trampolin sammeln.
Die Intensität von Verletzungen durch Unfälle in Trampolinparks ist hoch
„Wir empfehlen Trampolinspringen erst ab sechs Jahren“, sagt hingegen Dr. Christopher Spering, Leiter der Sektion Prävention der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) und Oberarzt an der Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Plastische Chirurgie der Universitätsmedizin Göttingen. „Diese Empfehlung beruht auf Erfahrungen aus dem Alltag. Der Knochenbau, das Verhalten und das Körpergefühl der Kinder ist vor diesem Alter noch nicht ausreichend entwickelt.“
In Trampolinhallen gebe es zwar seltener Unfälle als auf dem Gartentrampolin, allerdings seien sie in ihrer Intensität schwerer, so der Experte. „Die Verletzungsmuster haben ganz andere Dimensionen. Da sind häufig Verletzungen dabei, die sofort operiert werden müssen. Und sie betreffen Kinder und Erwachsene gleichermaßen.“
Diese Regeln sollten beim Trampolinspringen eingehalten werden
Im Grunde sei das Trampolinspringen aber ein gesunder Sport, auch für Kinder. „Wir wollen keine Spielverderber sein“, sagt Spering. „Aber ein Trampolin ist ein Sportgerät und kein Spielgerät. Das braucht Trainingszeit, Gewöhnungszeit und ein paar Regeln.“ Diese sind nach Ansicht der der DGOU etwa:
- Kinder sollten immer unter Aufsicht auf dem Trampolin springen
- Kinder sollten schon einmal Schulsport gehabt haben: „Es ist wichtig, dass sich ihr Körpergefühl schon ein wenig entwickelt hat, dass sie ihre Leistungsfähigkeit einschätzen können und beispielsweise merken, wenn sie müde werden“, erklärt Spering.
- Am wichtigsten ist: Niemals zu zweit oder mit mehreren auf einem Trampolin springen. „Das ist der Unfallmechanismus Nummer Eins“, so Spering. „Durch den unterschiedlichen Sprungrhythmus kann es schnell zu unkontrollierten Sprüngen kommen. Außerdem können verschiedene Gewichtsklassen der Kinder zum Katapulteffekt führen: Das leichtere Kind wird beim Aufprall des schwereren in die Luft katapultiert. Babys und Kleinkinder gehören auch deshalb nicht aufs Trampolin.“
- Schuhe ausziehen: Am besten springen Kinder barfuß oder mit Socken.
- Nicht essen: Wer beim Springen kaut, riskiert einen Biss in die Zunge.