Duisburg. Ab Dezember kann das Rennrad „Steelworks“ bestellt werden. Der Preis lässt manchen Radfan schlucken. Kunden können Fahrrad in Duisburg testen.
Über mehrere Monate hat das Entwickler-Team von Thyssenkrupp Steel den Spannungsbogen hoch gehalten, am 5. November fielen die letzten Schleier vom Steelworks, dem Rennrad mit dem Stahlrahmen aus Duisburg. Aus der Fachwelt gibt’s viel Anerkennung für Design und Ingenieurskunst, doch der Preis lässt manchen Radfan schlucken: Zwei Kompletträder für 6000 und 9000 Euro können ab Dezember online bestellt werden. „Wir siedeln uns bewusst im Premium-Segment an“, sagt Patrick Degner, als Ökonom im Team zuständig für die Marketing-Strategie.
Reaktion der Kundschaft getestet
Bei Großveranstaltungen wie den Hamburger „Cyclassics“ haben sie das Rad präsentiert und die Reaktionen der potenziellen Kundschaft notiert. „Das hat uns bestärkt, dass der Preis angemessen ist“, sagt Degner, „wenn wir die Story erzählen, verstehen es die Kunden auch und sind bereit, diesen Preis dafür zu zahlen. Auch wir sind gespannt, wie der Markt reagiert.“ Das Team hat gute Argumente: Mit dem Steelworks haben die Ingenieure den Stahlrahmenbau zumindest neu definiert. Statt der üblichen Rohrsätze, die entweder verschweißt oder mit Muffen verbunden werden, lassen sie aus hochfestem, 0,7 Millimeter dünnem Stahlblech zwei Halbschalen formen, die dann hochpräzise miteinander verschweißt werden.
Stahlrahmen ist Technologie-Träger
„Das Blech in so eine komplexe Form zu bringen, ist extrem schwierig“, erklärt Projektleiter Jia-Uei Chan, „auch unsere Fachleute haben anfangs nicht geglaubt, dass es funktioniert“. So genannte Tiefziehteile für Autos lässt Thyssenkrupp schon lange aus Stahlblech herstellen, doch die müssen keine Kräfte tragen. „Das Steelworks“, sagt Degner, „ist Image-Faktor, aber auch Technologie-Träger.“ Auch in der Motorrad- und Autoindustrie stoße die Entwicklung auf großes Interesse, berichten die Entwickler.
Durch die Verstärkung von Tretlager- und Lenkergehäuse mit Gussteilen erreicht der Rahmen eine große Verwindungssteifigkeit, der Stahl bleibt aber auch durch das gebogene Sitzrohr und das Design der Sattelstütze flexibel und verleiht dem Rahmen den Komfort, den die Fahrer von Marathon-Distanzen schätzen. „Wir nutzen die DNA des Stahls“, sagt Jia-Uei Chan. Auch die Geometrie des Rahmens, der in zwei Größen (M+L) angeboten wird, ist auf diese Langstrecken-Zielgruppe ausgerichtet. Schon ein kurzer Fahrtest zeigt: Das Steelworks bügelt Unebenheiten in der Fahrbahn gnädig weg, das Rad vermittelt das Gefühl großer Stabilität bei einer sportlichen, aber dennoch komfortablen Sitzposition.
Beim Gewicht der Konkurrenz klar unterlegen
Mag sein, dass das Gewichtsproblem der meisten Freizeitfahrer über ihrer Gürtellinie liegt – mit etwa 2,2 Kilogramm Rahmengewicht ist das Steelworks trotz Columbus-Carbongabel auf der Waage nicht konkurrenzfähig gegenüber der Kohlefaser – auch hochwertige Alu-Rahmen wiegen kaum mehr als 1,2 Kilo. Für den Stahlrahmen, der in drei verschiedenen Perlmutt-Lackierungen (weiß, grau, schwarz) angeboten wird, spricht seine Langlebigkeit. Weil das Material nicht altert, ist der Thyssenkrupp-Renner eine Anschaffung fürs Leben – Blessuren durch Sturz oder Crash, die für die Carbon-Konkurrenz schnell den Totalschaden bedeuten, lassen sich beim Blech leicht reparieren.
Die Ingenieur-Leistung stammt aus Bruckhausen, gefertigt und lackiert wird bei TKS-Partnerunternehmen in NRW – das Steelworks ist ein Rad für Fans heimischer Technik. Montiert wird das Komplettrad dann in der TKS-Inklusionswerkstatt in Bruckhausen. Beim Antrieb setzt das Team auf die 12fach-Schaltung des US-Herstellers SRAM – die Funktechnik der Gruppen Force und Red wird kabellos installiert und ist mit Scheibenbremsen auch sicherheitstechnisch weit vorn. Zur 9000-Euro-Version passen die hochwertigen Laufräder von DT-Swiss, die schweren Einstiegs-Räder der Schweizer an der immerhin 6000 Euro teuren Einstiegsvariante sind hingegen ein Fehlgriff einer ansonsten gelungenen Kombination.