Ein Rennradrahmen aus Stahl von Thyssenkrupp ist mit dem Red Dot-Designpreis ausgezeichnet worden. Bald gibt’s ihn auch zu kaufen.


Duisburg. „Mein Papa ist bei Thyssen – die bauen auch Fahrräder“ - so kann nun die Abwandlung eines ehemaligen Werbeslogans des Konzerns jetzt lauten. „Built by Engineers. Made from Steel“ hat Thyssenkrupp Steel gewählt für den Rennradrahmen aus Stahl, den seine Ingenieure entwickelt haben. Steelworks heißt der Rahmen, mit dem das Entwickler-Team von Thyssenkrupp in diesem Jahr den Best of the Best Red Dot Design Award in der Kategorie Material & Surfaces gewonnen hat. Er wurde am Montagabend in Essen verliehen.

Härtetest bei der Nordsee-Tour Duisburg-Bensersiel

Seinen Härtetest hat der Rahmen bereits absolviert bei der „Ruhr2NorthSea-Challenge“. Bei der 300-Kilometer-Tour, die am 15. Juni von Duisburg nach Bensersiel rollte, testete Peter Krins, der als Triathlet für Bayer 05 Uerdingen startet, die blau und weiß lackierte Neuentwicklung. Ohne Probleme – knapp zehn Stunden nach dem Start im Morgengrauen rollte Krins im Nordsee-Hafen mit der Spitzengruppe ins Ziel.

Die Rahmen werden in Duisburg produziert und sollen dann in der TKS-Inklusionswerkstatt zu Kompletträdern zusammengebaut werden. „Wir wollten damit zeigen, was mit Stahl alles möglich ist“, sagte TKS-Vorstandschef Premal Desai am Montag am Rande eines Besuchs von Bundesforschungsministerin Anja Karliczek im Werk.

Ein Preis für den Rahmen steht nicht fest, derzeit laufen noch weitere Testfahrten. Angaben zu Gewicht und Preis macht TKS noch nicht. Der Verkauf soll frühestens im Spätsommer starten, vertrieben wird das Thyssenkrupp-Fahrrad wohl über das Internet. Informationen gibt es auf der Internetseite des Projekts.

Modernstes Material eröffnet neue Möglichkeiten

Das Entwicklerteam von Thyssenkrupp Steel bei der Red Dot-Designpreisverleihung am Montagabend in Essen.
Das Entwicklerteam von Thyssenkrupp Steel bei der Red Dot-Designpreisverleihung am Montagabend in Essen. © TKS | TKS

Der Hightech-Fahrradrahmen von Thyssenkrupp ist aus Dualphasen-Stahl gefertigt. Dabei handelt es sich um modernsten, besonders beständigen Stahl, der eine höhere Festigkeit und Steifigkeit als Aluminium besitzt und eine Formgebung wie Carbon erlaubt. Das verzinkte Stahlblech wird zunächst in zwei Halbschalen gepresst und dann mit automatisierter und dadurch hochpräziser 3D-Laserschweißtechnik zusammengefügt.

Diese Halbschalenfertigungstechnologie, die sonst nur in der Hightech-Industrie zum Einsatz kommt, ermöglicht nahezu unsichtbare Schweißnähte und eine gleichbleibende High-End-Qualität bei der Produktion der Fahrradrahmen. Der Werkstoff Stahl zeigt hier eine völlig neue Variante seiner konstruktiven Möglichkeiten.

Extrem steif und dennoch komfortabel

„Die extreme Steifigkeit des Stahlrahmens im Tretlagerbereich sichert eine optimale Kraftübertragung und unterstützt den Vortrieb“, erklären die Ingenieure. Blickfang der Konstruktion ist das hohe Sattelrohr. Seine hohe Flexibilität sowie die eigene Dämpfung des Materials verspricht ermüdungsfreies, komfortables Fahren. „Konventionsbruch für optimale Leistungsfähigkeit und mehr Komfort“, so die Entwickler.

Bionisch gestaltetes Sattelrohr

Im Normalfall werden heutige Fahrradrahmen aus Aluminiumrohren oder Kohlefaserlaminaten gefertigt, um eine hohe Steifigkeit zu erreichen, wodurch allerdings zwangsläufig der Komfort leidet. Steelworks setzt genau an diesem Punkt an. „Die vielseitigen Eigenschaften von Stahl haben uns inspiriert. Ohne die hervorragenden Umformeigenschaften des Stahls bei gleichzeitig hoher Festigkeit wäre die bionische Gestaltung des Sattelrohres nicht möglich gewesen“, sagt Jia-Uei Chan, Projektleiter von steelworks.