Duisburg. Im Spätherbst beginnt der Verkauf des „Steelworks“-Rahmens. Entwickler wollen zeigen, „was mit Stahl möglich ist“. Der Preis ist noch ein Geheimnis.

Rennradfahrer mit Sinn für ein Hightech-Produkt aus Duisburger Stahl dürfen sich auf den Fahrradrahmen von Thyssenkrupp Steel freuen. Extrem stabil, dennoch flexibel und deshalb komfortabel sei die Eigenentwicklung, verspricht das Team um Projektleiter Jia-Uei Chan. Verkaufsstart für das „Steelworks“ soll im Spätherbst sein, kündigen die Entwickler im Gespräch mit dieser Zeitung an.

In der Rennrad-Szene sorgen die Ankündigung von Thyssenkrupp und die Auszeichnung des Rahmens mit dem „Red Dot“-Designpreis schon für Furore. „Stahl ist zurück“ lautet auch die Botschaft des Steelworks-Teams im Gebäude der „Regional business development“.

„Zeigen, dass wir viel mehr können als Flachstahl“

„Viele Produktideen, die für Stahl entwickelt werden, landen in der Schublade und mit ihnen auch die dabei gewonnenen Erkenntnisse“, sagt Konstrukteur Ralf Stegmeyer. Auch darum gehe es beim Fahrrad-Projekt, betont Jia-Uei Chan: „Wir wollen zeigen, dass wir mit diesen tollen Ingenieuren viel mehr machen können als Flachstahl. Stahl hat so viele Vorteile gegenüber Carbon und Aluminium, weil er wesentlich haltbarer und viel flexibler ist.“

„Die Leute sind total überrascht, dass sich Thyssenkrupp damit auseinandersetzt“, sagt Chan über die Reaktionen im Internet auf das Engagement des Stahlherstellers. Das „Steelworks“ zeige nicht nur „die Komplexität der Tiefziehtechnik, sondern auch, was man aus diesem Werkstoff alles machen kann“. Als Konkurrenz zu den klassischen Stahlrahmenbauern verstehe sich das Team nicht, betont Ralf Stegmeyer. „Ich glaube, die freuen sich, dass was passsiert, dass Stahl wieder als Material für den Rahmenbau im Gespräch ist.“

Hochfester Stahl in komplexer Form

Stahlrahmen, bisher geschweißt aus zwar filigranen, aber dickwandigen und deshalb schweren Rohren, fristet ein Nischendasein wegen ihres vergleichsweise hohen Gewichts. Diesen Nachteil wogen die Konstrukteure auf, indem sie – wie im Automobilbau – im so genannten Tiefzieh-Verfahren hochfestes, unter einem Millimeter dickes Stahlblech in eine Form drücken. So entstehen zwei Hälften des Rahmens, die miteinander verschweißt werden. „Hochfester Stahl in komplexer Form“, nennt das Ralf Stegmeyer.

Hört sich einfach an, ist aber Spitzentechnik: „Die Blechteile müssen für diese komplexe Form extrem präzise sein“, erklärt Stegmeyer. In Lenkrohr und Tretlager versteifen Stahl-Feingussteilen die Konstruktion. Blickfang sind zwei separate Knoten fürs Oberrohr und tief angesetzte Hinterbaustreben im Sitzrohr, das nicht gerade abfällt, sondern sich um das Hinterrad biegt. „Ein organisches Design“, schwärmt Jia-Uei Chan, „in das wir die DNA des Werkstoffs Stahl übertragen haben“.

Konkurrenzfähiges Gewicht

Ein genaues Rahmengewicht nennen die Konstrukteure noch nicht – es dürfte knapp unter zwei Kilogramm liegen, das Komplettrad mit Gabel und Laufrädern aus Carbon sowie Scheibenbremsen bei einem Gesamtgewicht um 8,5 Kilogramm. Durchaus konkurrenzfähig für einen bequemen Langstrecken-Renner, wie ihn ambitionierte Hobbyfahrer schätzen, glaubt Ralf Stegemeyer: „Das größte Einsparpotenzial beim Gewicht liegt meistens über dem Hosenbund des Fahrers.“