Duisburg. Das Duisburger Museum zeigt unter dem Titel „Die Künstler der Brücke“ exquisite Bilder aus der eigenen Sammlung. Und bietet Diskussionsstoff.
Einen großen Einblick in seine exquisite Sammlung mit Kunst des Expressionismus hat das Lehmbruck-Museum vor einem Jahr gegeben. Die kleinere Ausstellung „Die Künstler der Brücke“, die jetzt eröffnet wird und bis zum 1. Juni bleibt, zeigt erneut großartige Werke von sechs Malern, die der Gruppe angehört haben. Und birgt Diskussionsstoff über die Kunst hinaus.
Vor allem über Emil Nolde, dessen Rassismus, Antisemitismus und Begeisterung für den Nationalsozialismus zwar bekannt war, aber durch die jüngste Ausstellung in Berlin untermauert worden ist, wird zur Zeit diskutiert. Museumschefin Dr. Söke Dinkla vertritt den Standpunkt, dass man Leben und Werk des Künstlers trennen könne. Tatsächlich sind ja Künstler nicht die besseren Menschen, wie nicht nur Noldes Biografie belegt.
Vielleicht ein Abschied von Emil Noldes „Buchsbaumgarten“
Vielleicht bietet die Ausstellung aber auch die letzte Gelegenheit, Noldes wunderbaren „Buchsbaumgarten“ in Duisburg zu sehen. Es läuft ein Restitutionsverfahren, Noldes Erben beanspruchen das Bild, das sich möglicherweise als Raubkunst herausstellt. Bereits 2017 hat die Stiftung Wilhelm Lehmbruck Museum das Bild „Frauen im Blumengarten“ als NS-verfolgungsbedingten Verlust an die Erben der früheren Besitzer zurück gegeben.
Obwohl die Gruppe „Die Brücke“, zu der sich 1905 Architekturstudenten in Dresden zusammenschlossen, um Künstler zu werden und eine neue Kunst zu schaffen, nur bis 1913 bestand, gelten ihre Mitglieder als die deutschen Begründer des Expressionismus. Für sie gehörte die Kunst nicht in die Akademien, und sie brachen aus dem bürgerlichen Leben aus, gingen in die Natur, „wollten unverfälscht und direkt sein“, so Söke Dinkla. „Sie orientierten sich am Impressionismus und an van Gogh.“
Mensch und Natur gehören für die Künstler zusammen
Dazu gehörten Freiheit und Nacktheit, wie Otto Mueller sie oft malte: Mensch und Natur gehören zusammen. Anders als die anderen Brücke-Künstler beschränkte er sich farblich auf gedecktere Töne. Als er 1908 nach Berlin kam, lernte er auch Wilhelm Lehmbruck kennen, der mit seiner Kunst ein Solitär blieb.
Erst Ludwig Kirchner war Mitbegründer der „Brücke“, auch er malt zunächst vor allem Landschaften und Akte. „Mädchen auf Fehmarn“ ist auf der Insel entstanden, die er und seine Künstlerfreunde häufig besuchten. Als der Erste Weltkrieg ausbricht, wird er einberufen, er erleidet einen Nervenzusammenbruch, wird 1937 von den Nazis als „entartet“ eingestuft und stirbt 1938 den Freitod.
Max Pechstein schnitt „Exotische Köpfe“ ins Holz
Besonders intensive Farben prägen das Werk von Karl Schmitt-Rotluff: das Moor um Dangast und die Nordsee sind häufige Motive, auch er wird diffamiert und erhält Malverbot, wird nach dem Zweiten Weltkrieg Professor in Berlin.
Von Max Pechstein zeigt die Ausstellung auch eine Mappe mit schwarz-weißen Holzschnitten (aus dem Gurlitt-Verlag: noch ein bekannter Name), eine im Expressionismus oft gewählte Technik. Wie der Titel „Exotische Köpfe“ schon sagt, war Pechstein wie viele seiner Zeitgenossen von Menschen anderer Hautfarbe und Kulturen fasziniert.
Kunst, die leuchtet und nichts von ihrer Kraft verloren hat
Auch Erich Heckel pflegte den Holzschnitt intensiv, als Maler findet er seine farbstarken Motive wie die „Windmühle in Dangast“ bei Sommeraufenthalten an der Nordsee, aber auch in Italien oder an den Moritzburger Teichen.
Gezeigt werden die Bilder, wo sie auch schon vor vielen Jahren dauerhaft gezeigt wurden. In diesem Raum ohne natürliches Licht sind sie auf Stellwänden in den starken Farben in Grün und Rot zu sehen. Hintergründe, auf denen die Werke besonders leuchten. Sie haben nichts von ihrer Kraft verloren. Kein Wunder, dass sie bis heute zu den beliebtesten Kunstwerken gehören.