Duisburg. Im Philharmonischen Konzert in Duisburg singt Camilla Nylund Orchesterlieder von Richard Strauss. Musikalische Grüße aus Garmisch-Patenkirchen.
Garmisch-Patenkirchen war das geografische Zentrum des 3. Philharmonischen Konzertes in der Mercatorhalle. Richard Strauss hatte dort lange Zeit seinen Lebensmittelpunkt, und der Brite Edward Elgar, mit „Pomp and Circumstance“ als Prototyp des britischen Komponisten bekannt, war vom Urlaub in den Alpen und der bajuwarischen Volksmusik so begeistert, dass er den Chorzyklus „From the Bavarian Highlands“ zu Gedichten seiner Frau Alice schrieb.
Der eröffnende Tanz kommt wie ein Musikantenstadl de luxe daher. Später lässt er sich von Ländlern, Marschmusik und Alphörnern inspirieren. Der großbesetzte Philharmonische Chor bringt natürlich die nötige Stimmkraft für die schwungvollen Ecksätze auf. Seine wahren Qualitäten zeigt der von Marcus Strümpe einstudierte Chor aber in den stimmungsvollen und leisen Chorsätzen.
Weltklasse-Sopranistin Camilla Nylund singt Lieder von Richard Strauss
Mit der finnischen Weltklasse-Sopranistin Camilla Nylund wurde ein beeindruckender Streifzug durch das Liedschaffen von Richard Strauss unternommen. Vier Lieder aus den 1890er Jahren und die „Vier letzten Lieder“, mit denen Strauss 1948 sein Lebenswerk beschloss. Generalmusikdirektor Axel Kober lässt das Orchester bei „Verführung“ in großen Klangfarben schwelgen. Camilla Nylunds großer und leuchtender Sopran strahlt bis in die letzte Reihe des Saals, gerät nie in Gefahr vom großen besetzen Orchester überdeckt zu werden.
Beim „Wiegenlied“, in dem die Begleitung aus einem flirrenden Teppich der Streicher besteht, hört man, mit welcher Genauigkeit die Sängerin den Text ausleuchtet. Zudem lässt sie die Melodien in scheinbar endlosen Bögen dahinströmen. „Cäcilie“ wird von Kober und Nylund mit der überschwänglichen Ekstase, die auch einer „Tristan und Isolde“-Aufführung gutgetan hätte, musiziert.
Man kann nur staunen über diesen Sopran
Man kann nur staunen über Camilla Nylunds Sopran: Das ist eine Stimme, die in allen Registern perfekt anspricht und im Zentrum des Geschehens steht. Sie singt die Noten mit höchster Präzision, interpretiert aber gleichzeitig den Text und die Musik hochemotional. Wie Axel Kober in den „Vier letzten Liedern“ die Musik zum Leuchten bringt und kleine Höhepunkte gestaltet, erzeugt Gänsehauteffekte. Zudem setzen die Musiker des Orchesters, vor allem Konzertmeister Siegfried Rivinius an der Geige und Mikhail Zuravlev an der Oboe, mit ihren Soli den Liedern noch Sahnehäubchen auf.
Handys spielen eine verstörende Rolle im Konzertsaal
Begeistert das musikalische Niveau des Konzertes, so ist das Verhalten einiger Besucher verstörend. Intendant Dr. Alfred Wendel muss nach der Pause auf die Bühne, um das Publikum zu bitten, sich bei den „Vier letzten Lieder“ den Beifall bis zum Schluss aufzusparen. Handys werden munter gezückt, und ein Mann stellt sich sogar während des Elgar-Zyklus filmend an die Brüstung des Rangs und hört erst auf, als er auf seinen Verstoß gegen das Urheberrecht hingewiesen wird. Das hindert ihn aber nicht daran, weiter an der Brüstung zu stehen und dem Chor durch Winken und erhobenen Daumen seinen Beifall zu signalisieren.