Duisburg. Auch in Duisburg steigen die Immobilienpreise. Das liegt auch daran, dass sich zunehmend Käufer aus Düsseldorf und Mülheim hier umschauen.

„2018 war der Duisburger Immobilienmarkt im dritten Jahr in Folge in Höchstform“, jubeln die Duisburger Makler in ihrem aktuellen Marktbericht, der nun vorliegt. Darin heißt es weiter: „Mit jeweils rund 4.000 geschlossenen Transaktionen und Umsätzen, die 2017 und 2018 über der magischen Grenze von eine Milliarde Euro liegen, ist die Lust auf Immobilien ungebrochen.“ Allerdings: Inzwischen ist auch in Duisburg die Nachfrage größer als das Angebot. Die Kaufpreise haben entsprechend angezogen – das liegt auch daran, dass sich zunehmend Käufer aus Düsseldorf oder aus anderen Ruhrgebietsstädten in Duisburg umschauen.

Axel Quester ist der stellv. Vorsitzende des Immobilienverbandes Deutschland.
Axel Quester ist der stellv. Vorsitzende des Immobilienverbandes Deutschland. © Funke Foto Services GmbH | Olaf Fuhrmann

Axel Quester, Mitglied im Gutachter-Ausschuss der Stadt, und stellvertretender Vorsitzender des Immobilienverband Deutschland, erklärt im Interview, warum er diese Entwicklung befürwortet und Duisburg aus seiner Sicht weit entfernt von einer Blase sei.

Wie steht es um den Duisburger Wohnungsmarkt?

Ich denke, das Mietniveau ist moderat und auch die Mietentwicklung ist, verglichen mit Städten wie Köln, Düsseldorf oder Berlin, nicht alarmierend. In einigen „Kiezen“ zum Beispiel in Lagen im Duisburger Süden sind die Mietpreise von einem Jahr zum anderen auch einmal um vier Prozent angezogen. Das ist aber eine absolute Ausnahme. In der Fläche bewegt sich der Mietanstieg gerade über Inflationsniveau.

Trotzdem wird auch Duisburg bei den Mieten teurer.

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Selbstverständlich finden deutlich höhere Baukosten, Kosten für Instandhaltung, höhere Anforderungen an Energieeffizienz auch bei den Mieten Niederschlag. Nach wie vor sehe ich in Duisburg nicht die Grundmiete als Hauptproblem, sondern die Nebenkosten, die zweite Miete. In preiswerteren Lagen sind die Nebenkosten inzwischen fast an die Höhe der Grundmieten heran gewachsen.

Duisburg 2017: 20.000 von 255.000 Wohnungen öffentlich gefördert

Vor allem kleine Wohnungen sind gefragt und deshalb nur schwer zu finden. Studenten und sozial schwächere Personen konkurrieren um günstigen Wohnraum. Dennoch befürworten sie frei finanzierten mehr als sozialen Wohnungsbau.

Ich befürworte den privaten Wohnungsbau, weil der öffentliche Wohnungsbau heute und auch in der Vergangenheit nur einen Bruchteil des Bedarfs abdeckt beziehungsweise abdeckte. In der Argumentation beschäftigt sich die Politik in der Debatte um Wohnungsneubau zu 90 Prozent mit öffentlich gefördertem Wohnungsbau. Der privat finanzierte Wohnungsbau ist die deutlich stärkere Macht, mit der viel mehr bewegt werden kann. In Duisburg gab es 2017 rund 255.000 Wohnungen, davon waren rund 20.000 gefördert. Die Zukunft kann doch nur sein, an beiden Ästen zu arbeiten und nicht nur den einen nach vorne zu bringen und den anderen abzusägen. Mit „absägen“ meine ich die augenblickliche politische Diskussion auf Bundesebene.

Frei finanzierte Wohnungen kosten teilweise zehn Euro pro Quadratmeter.

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Das stimmt. Aber bei Mieten zwischen vier und fünf Euro bleibt für Vermieter kaum Spielraum, energetische Sanierungen umzusetzen – wenn sie die Miete nicht entsprechen anpassen können. Deshalb sind einige leerstehende Wohnungen gar nicht mehr marktfähig, weil dort erst einmal investiert werden müsste.

Auf Facebook sieht man immer wieder Beiträge, dass Leute verzweifelt eine Bleibe suchen. Einige hängen in den Vierteln, in denen sie gerne wohnen möchten, sogar Zettel an Laternenmasten. Das kannte man bisher nur aus anderen Städten.

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Bei den Eigentumswohnungen sind vor allem die Lagen rund um die Innenstadt, also Neudorf, Duissern und Altstadt beliebt. Da spielt sicherlich auch eine gute Anbindung eine Rolle. Ansonsten lässt sich feststellen, dass der Rhein eine Grenze darstellt. Wer eine Wohnung oder ein Haus sucht, überlegt sich ganz genau, wo sich seine Arbeitsstelle befindet und ob er deshalb über den Rhein fährt. Die Probleme mit der Brücken-Infrastruktur wird Duisburg ja noch einige Zeit beschäftigen.

Wie sieht ein typischer Kunde von Ihnen aus?

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Zu uns kommen Leute, die ganz klassisch eine Immobilie zur Eigennutzung suchen. Der Vorteil ist, dass wir ihnen als Makler Alternativen zeigen können, sollte es bei einer bestimmten Immobilie nicht passen. Viele Privatpersonen sind heute besser informiert und haben sich zum Beispiel schon von einer Bank beraten lassen, wie hoch das Budget sein darf. Dann gibt es Interessenten, die ein Rendite-Objekt suchen. Die Mieteinnahmen sollen in diesem Fall die Altersvorsorge abdecken. Die kommen in der Regel über Empfehlungen von Banken und Steuerberatern zu uns.

Gibt es nicht auch viele Hauskäufer, die sich gerne die Maklergebühr sparen?

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Die Quote ist in der Regel 50/50, das hat sich nicht groß verändert. Was angesichts der Marktlage seltener geworden ist, sind Privatpersonen, die erst ein Jahr selbst versuchen, ihre Immobilie zu veräußern und dann zu uns kommen.

Duisburger Häuser für Düsseldorfer, Mülheimer und Oberhausener

Im Marktbericht ist aufgeführt, dass sich zunehmend Düsseldorfer, Mülheimer und Oberhausener in Duisburg nach einem Häuschen umschauen – insbesondere im Duisburger Süden. „Düsseldorfer schnappen Duisburgern die Wohnungen und Häuser weg“, ist eine vielfach geäußerte Befürchtung. Ist das so falsch?

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Ich bewerte den Zuzug rundum positiv. Wir brauchen einen regen Zufluss von außen – zum einen, weil unsere Stadt sonst noch stärker schrumpft und wir Angebote wie Kindergärten, Schulen, Bibliotheken oder Theater in Frage stellen müssen. Zum anderen, weil wir kaufkräftige Neu-Duisburger brauchen, nicht nur für den Einzelhandel, sondern auch für viele sportliche und kulturelle Aktionen; für Fördervereine von Schulen oder Mitgliedschaften in Vereinen. Vielleicht bekommt in einem Fall der zahlungskräftige Düsseldorfer den Zuschlag für eine Wohnung, aber der macht dafür wieder bezahlbareren Wohnraum frei. Der Vorteil von Duisburg ist, dass die Stadt noch nicht so verdichtet ist wie Düsseldorf und es bei uns überhaupt noch Möglichkeiten gibt, Wohngebiete zu entwickeln – nehmen wir zum Beispiel Angerbogen II, das Mercatorviertel oder Sechs-Seen-Wedau.

Droht der Markt zu überhitzen?

Duisburg ist stetig gewachsen ohne zu überhitzen. Wir haben keine Blase, keine Preisentwicklungen, die absurd sind. Ich mache mir da keine Sorgen.