Duisburg. Die Travestie-Crew „Federleicht“ riss das Publikum im Duisburger Hof mit. Neben viel Gesang boten die Diven auch humoristische Überraschungen.
Die Faszination der Verwirrung, das Spiel mit gesellschaftlichen Normen und eine große Portion Glitzer: Als die Künstlerinnen der Travestieshow „Federleicht“ am Samstag die Bühne des Duisburger Hofs betreten, bekommen die Zuschauer im vollen Saal des Hotels gleich zu Beginn einen Eindruck davon, was sie in den nächsten Stunden erwartet. In bunten Glitzerkleidern, riesigen Perücken und fingerdickem Make-Up singen Jessica Ravell, Miss Christl und Honey Highhead ihren ersten Playback-Schlager. Für das, von Beginn an, euphorische Publikum hatten die Diven und ihre Gäste aber noch viel mehr auf Lager.
Bei der Duisburger Travestie-Show steht der Glamour im Mittelpunkt
Von Anfang an machen die Künstlerinnen klar, wie es an diesem Samstagabend im Duisburger Hof zugehen wird: Laut, knallig und überzeichnet. „Ich komme später noch auf euch zugedonnert“, warnt Honey Highhead.
Die Damen singen aber längst nicht nur Playback, Honey Highheads Version von Hildegard Knefs „Ich glaub’, ‘ne Dame werd ich nie“ klingt auch live ganz hervorragend. Das Lied lebt aber auch von den ausladenden Gesten, den kleinen Tippelschritten über die Bühne und Highheads augenzwinkerndem Kommentar gleich nach dem letzten Ton des Liedes: „Ich kann euren Applaus verstehen, ich fands’ auch toll.“
Comedy gehört auch zur Duisburger Show des Federleicht-Ensembles
Nach dem Gesang verwandelt sich die Künstlerin direkt in eine Standup-Komikerin. Von einer, wohl medizinisch nicht ganz einwandfreien, Diät erzählt sie, bei der alles, was man sich sonst in den Mund stecke in eine eher tiefer angesiedelte Körperöffnung wandern muss. „Aber Vorsicht“, warnt Honey Highhead, „Fisherman’s Friends sind keine gute Idee.“ Allerdings, vermutet sie dann, gebe es ja für alles einen Fetisch, Stichwort: „Schrittfrisch“.
Die unterhaltsame Nummernrevue geht mit ein paar Schlagern weiter, der eigentliche Star auf der Bühne sind aber die pompösen Kleider. Vor lauter Pailletten, Capes und wildem Haarschmuck geht die exzentrische Performance beinahe unter, doch das Publikum belohnte jede gelungene Geste mit tosendem Applaus und begeisterten Zwischenrufen.
Die Absicht der Federleicht-Crew ist offensichtlich: Das Publikum soll den Alltag vergessen
Spätestens bei der äußerst glamourösen Version des Schlagers „Eviva Espana“ brüllen alle Gäste den eingängigen Refrain laut mit, und die Diven auf der Bühne haben schon früh erreicht, was sie gleich zu Beginn als Credo der Show ausgegeben hatten: „Wir hoffen, dass ihr alle für ein paar Stunden den Alltag vergesst und mit einem Lächeln im Gesicht nach Hause geht.“
Die Damen auf der Bühne verstehen sich außerdem hervorragend in der Kunst des entwaffnenden Humors. Nachdem erst die Frauen und dann die Männer den Schlagerrefrain alleine singen sollen, fordert Miss Christl „nur die Homosexuellen“ zum mitsingen auf. Überraschtes Räuspern, ein paar nervöse Übersprungshandlungen, dann erleichtertes Gelächter und breites Grinsen: Auf den Schlips oder die Federboa wird an diesem Abend Niemandem getreten, dafür amüsieren sich die Gäste im ausverkauften Haus allesamt prächtig.