Oberhausen. Im Kino im Walzenlager zeigt die Gedenkhalle, begleitend zur Ausstellung „Risse im Stein“, frühe Filmbeiträge zur Zeitgeschichtsschreibung.
Zur Wechselausstellung „Risse im Stein“ richtet die Gedenkhalle eine sechsteilige Filmreihe aus, die sich speziell mit jenen Filmen beschäftigt, die sich in den Jahren um die Gründung der Gedenkhalle 1962 mit dem Thema Nationalsozialismus befasst haben und die damals in Deutschland zu sehen waren.
Filme, die man sonst nicht mehr zu sehen bekommt
In der Geschichte der deutschen Erinnerungskultur werden die 1950er und frühen ‘60er Jahre zumeist charakterisiert als eine Phase der politischen Stagnation und kollektiven Verdrängung. Wirft man einen Blick auf die Kinoprogramme jener Jahre, so scheint sich dieser Eindruck zu bestätigen, befassen sich doch nur wenige Filme mit Themen des Dritten Reiches. Ein solcher Blick übersieht jedoch, dass die Dominanz des Films inzwischen von einem anderen Medium in Frage gestellt wird: dem Fernsehen.
Anhand von Film-, vor allem aber Fernsehbeispielen aus den Jahren 1950 bis 1964 bemüht sich die Filmreihe um einen differenzierenden Blick. Der besondere Wert der Reihe besteht in der Präsentation von Fernsehproduktionen, die man heute sonst nicht mehr zu sehen bekommt. Als Kurator der Reihe gibt der Essener Filmhistoriker Thomas Hammacher zu jedem Abend eine Einleitung. Er verortet die ausgewählten Filme in ihrem jeweiligen historischen Kontext. Nach der Vorführung gibt’s Gelegenheit zur Diskussion.
Staudtes berühmte Kinosatire „Rosen für den Staatsanwalt“
Der erste der sechs Dienstag-Abende beginnt am 10. September um 19 Uhr im Kino im Walzenlager, Hansastraße 20, mit dem berühmten halbstündigen Frühwerk „Nacht und Nebel“ von 1956 des großen französischen Regisseurs Alain Resnais(1922 bis 2014), gefolgt von der Fernseh-Dokumentation „Der SS-Staat“ von 1961. Der zweite Filmabend am 8. Oktober gehört ganz einem fast vergessenen Aufklärer: Der Berliner Erwin Leiser (1923 bis 1996) schuf seine zweistündige Film-Biografie „Adolf Hitler. Mein Kampf“ 1959 in Schweden. Um Wehrmacht und Kriegsverbrechen geht’s am 29. Oktober: Fritz Umgelter drehte nicht nur Serienkonfektion, sondern auch die kritische Doku „Das Tagebuch des Jürgen Wilms“.
Ausstellung beleuchtet eine NS-Künstlerkarriere
Die Ausstellung „Risse im Stein“ beleuchtet die NS-Karriere des Bildhauers Willy Meller. Er schuf die vier Meter hohe Skulptur „Die Trauernde“ vor der Gedenkhalle Schloss Oberhausen.
Auf kleiner Fläche gelingt zudem ein kritischer Rückblick auf die Entwicklung der Gedenkkultur seit 1962, als die Gedenkhalle eingeweiht worden war.
Nach dem Rundgang sind die Besucher selbst gefragt: Medienstationen im Foyer stellen sechs mögliche Gedenkorte in Oberhausen zur Debatte: Wie sollten sie ausgestaltet sein? An wen sollten sie erinnern?
Der Eintritt in die Gedenkhalle ist frei; online informiert gedenkhalle-oberhausen.de
Jüdisches Leben nach der Schoah beleuchten am 5. November die beiden Fernsehfilme „Die Vergessenen“ und „Als wär’s ein Stück von dir“ aus den ‘50er Jahren. Der NS-Justiz folgen am 19. November der kurze „Panorama“-Beitrag „Dunkelziffer“ von 1964 sowie Wolfgang Staudtes berühmte Kinosatire „Rosen für den Staatsanwalt“ mit Martin Held und Walter Giller. Der sechste Filmabend am 10. Dezember meint mit dem Motto „Der andere Blick“ die Erinnerungskultur der DDR: „Jetzt und in der Stunde meines Todes“ von Konrad Petzoldt, dem Regisseur vieler DEFA-„Indianerfilme“, nimmt 1963 den Eichmann-Prozess in Jerusalem zum Anlass für einen konventionell erzählten Krimi.