Duisburg.. Seit mehr als 30 Jahren steht der Ruhrorter auf der Bühne. Aufwendiges Make-Up, Pumps und maßgefertigte Kleider gehören dazu.
„Um diese Garderobe beneiden mich viele Frauen“, sagt Rainer Kummer und lächelt. In einem Nebenraum des Pub Kristall hängen rund 60 prachtvolle Kleider, mit Glitzersteinen und Federn besetzt. Dazu gibt es passende Mäntel und hohe Hacken in Größe 41. „Auf den Pumps kann ich besser laufen als in den Latschen“, erklärt der 56-Jährige und zeigt auf seine Puschen. 1984 verkleidete sich Rainer Kummer zum ersten Mal als Frau. Gemeinsam mit zwei Freunden gingen sie zu Altweiber als Ladys auf die Piste. „Wir sahen aus wie Bordsteinschwalben“, erinnert er sich. Von den anderen Jecken ernteten sie allerdings auch Komplimente. Es war die Geburtsstunde von Michelle Charell.
Rainer Kummer outete sich damals als Homosexueller. Zuvor war er mit einer Frau verheiratet, hat mir ihr eine Sohn. „Wenn ich mit einer Frau zusammen bin, bin ich nur mit ihr zusammen. Da läuft nix parallel“, erklärt Kummer, warum er sich damals für die Trennung entschied. Seinen heutigen Mann Marco lernte er später auf der Online-Plattform Wahre Liebe von Lilo Wanders kennen. 2009 verpartnerten sie sich, im vergangenen Jahr wurde noch einmal geheiratet. Beides waren große Partys. Marco Kummer bleibt allerdings lieber hinter der Bühne. „Eine Tussi reicht in der Beziehung.“ Rainer ist eindeutig die Diva.
Rundungen für Brust und Hintern sind eingenäht
Gut eine Stunde dauert die Verwandlung. Kummer zieht drei Stützstrumpfhosen übereinander, blickdicht, 70 Den – das macht schlanke Beine. In die Kleider sind Rundungen für Brust und Hintern eingenäht, Stäbe zaubern eine schöne Taille. Wenn er mit seinem Ensemble Federleicht unterwegs ist, hat er manchmal nur wenige Minuten, um das Outfit zu wechseln. Hinter der Bühne wartet dann Claudia, seine Garderobiere. Die ist gnadenlos: „Wenn’s nicht passt, wird er reingeschossen.“ Alles ist auf Maß angefertigt und die Pailletten und Stäbe machen die Roben ganz schön schwer. Sport braucht er keinen. „Das blaue Kleid, damit mach ich immer die Berg. Die ist ja sexy angezogen“, beschreibt Kummer. Für Milva wird’s klassischer. Michelle Charell tritt im Karneval auf, bei Revuen und regelmäßig im Kristall in Ruhrort. Mal alleine, mal mit Ensemble. „Wir reagieren immer auf die Stimmung im Publikum, können Schlager und Partyhits.“
Neue Revue hat im Mai Premiere
Nach mehr als 30 Jahren im Show-Geschäft kennt er sich bestens aus, was ankommt. Im Mai feiert seine neue Revue Premiere. Auch dafür lässt er sich wieder neue Kostüme fertigen. Sein Management koordiniert die Termine. „Es gibt viele, die Travestie machen. Bei einigen ist ganz schön Zickenkrieg“, plaudert Kummer aus. Ihm macht das nichts aus, er ist gut im Geschäft – und gibt auch Nachwuchstalenten eine Chance. Anfangs, als er das Kristall übernahm, wurde in Ruhrort getuschelt. Dann beteiligte er sich am offenen Adventskalender, ließ Nachbarn und Interessierte hineinschauen, seitdem ist Ruhe.
Das Leben auf der Bühne macht im noch immer Spaß. „Man trägt eine Maske, hat den Abstand und kann auch mal Leute veräppeln. Aber Etikette muss sein.“ Nach zwei oder drei Stunden als Michelle ist er dann allerdings auch wieder froh, nur noch Rainer zu sein, ohne Hacken und Perücke.
>>>>Am Samstag ist Fummelball im Pub Kristall
Am Samstagabend findet im Pub Kristall (Hafenstraße 54) der Fummelball statt. „Männer und Frauen können sich in ihre schönsten Fummel schmeißen“, erklärt Rainer Kummer.
Los geht’s um 20 Uhr. Das schönste Kostüm wird prämiert. Zwischendurch gibt es auch Showeinlagen von Michelle Charell.