Duisburg. Das Ensemble „nuovo aspetto“ und Sopranistin Hana Blaziková stellen beim Kammerkonzert der Duisburger Philharmoniker Johann Georg Reutter vor.
In der Musik zu „Der dritte Mann“ ist das Hackbrett zur musikalischen Unsterblichkeit gelangt. Doch auch in klassischer Musik macht sich das Saiteninstrument gut, wie das 2. Kammerkonzert der Saison bewies. Das Barockensemble „nuovo aspetto“ präsentierte gemeinsam mit der Sopranistin Hana Blaziková in der Mercatorhalle Arien und Instrumentalwerke des Wiener Hofkomponisten Johann Georg Reutter.
Niemand würde Johann Georg Reutter heute mehr beachten, wenn er nicht der Entdecker und Förderer des Wagenmachersohnes Joseph Haydn gewesen wäre. Reutter nahm den Jungen mit nach Wien und brachte ihn bei den dortigen Sängerknaben unter: Der Rest ist Musikgeschichte – 104 Sinfonien, 24 Opern und eine deutsche Nationalhymne, die es ohne Reutter Unterstützung vielleicht nie gegeben hätte.
Die Sängerin begeistert das Publikum mit ihrer starken Stimme
Gleich die erste Arie des Abends offenbart Johann Georg Reutters Begeisterung für das Hackbrett oder Salterio, wie es in der klassischen Musik auch genannt wird: Elisabeth Seitz am Hackbrett und Johanna Seitz an der Harfe zupfen eine dezent beschwingte Introduktion zu einer Arie aus der Oper „Alessandro il Grande“. Sopranistin Hana Blaziková fällt mit starker Stimme ein. Ihr Sopran hat Charakter, besitzt eine drahtige Energie. Selbst im Piano besitzt ihre Stimme eine große Präsenz und die Koloraturen gehen ihr federleicht durch die Kehle.
In einer Arie von Francesco Bartolomeo Conti zeigt sie, dass sie nicht nur glänzend singen kann, sondern unterstützt das Ensemble noch an der Harfe. Das Hackbrett ist stets das konzertierende Gegenstück zum Gesang: In den Vor- und Zwischenspielen hat stets das Saiteninstrument die führende Rolle. Besonders intim ist die Stimmung in Reutters Arie „Soletto al mio caro“, denn die hohen Streicher sind ausgespart. Lediglich in der begleitenden Continuo-Gruppe findet sich neben Michael Dücker an der Laute und Luca Quintavalle am Cembalo noch das von Ulrike Becker gespielte Cello.
Nur fünf Instrumente lassen die Musik farbenreich und ausdrucksvoll klingen
Mit welcher kleiner Besetzung Reutter und seine vorklassischen Opern-Kollegen ausgekommen sind, überrascht immer wieder. Während Wagner und Strauss Orchesterbesetzungen von mehr als 100 Musikern fordern, kommen Reutter und Co manchmal mit gerade fünf Instrumenten aus. Dabei klingt die Musik gar nicht klein, sondern farbenreich und ausdrucksvoll.
Ergänzt wird das Programm durch andere Wiener Komponisten des 18. Jahrhunderts. Francesco Savignano, sonst Kontrabassist der Duisburger Philharmoniker, kann sich in Karl Kohauts Concerto per il Contrabasso D-Dur von seiner solistischen Seite präsentieren. Hier schweigen Hackbrett und Harfe, dafür kommen mit Christian Binde und Jörg Schultes zwei Hörner hinzu.
Francesco Savingnano spielt das Kontrabass-Konzert von Karl Kohaut
So energetisch und kraftvoll Savignano seinen Bass auch bearbeitet – das Concerto wirkt im Klangergebnis eher wie eine Sinfonie mit virtuosem Kontrabass. Auch wenn Helena Zemanová und Frauke Pöhl an den Violinen gar nicht groß auftrumpfen, so überlagern die Linien ihrer Instrumente doch das große Instrument. Man hört zwar, das es gespielt wird, aber die Melodien kommen nie richtig zur Geltung.
Rückkehr für „nuovo aspetto“
Das Ensemble „nuovo aspetto“ wurde 2011 durch den Lautenisten Michael Dücker gegründet. Das Programm mit Werken Johann Georg Reutter erschien unter dem Titel „Arie et Sinfonie“ auf CD.
In der Reihe der Duisburger Kammerkonzerte war das Ensemble bereits im Februar 2017 zu Gast – mit Countertenor Valer Sabadus, der das Publikum mit Arien des Barockkomponisten Antonio Caldara begeisterte.
Nicht fehlen darf natürlich auch Joseph Haydn, der an diesem Abend seine volkstümliche und gemütliche Seite zeigt. Das Lied aus der Bühnenmusik zum Schauspiel „Le Fat dupé“ ist ein anmutiger Chanson. Hana Blaziková singt das leichtfüßige Stück nur von Johanna Seitz an der Harfe begleitet. Zauberhaft klingt das Andante aus Haydns Sinfonie Nr. 60 in der Kammermusikfassung für Harfe und Streicher. Helena Zemanová spielt die Violine mit viel Seele.
Das Finale mit Reutters Arie „Venga l´età“ ist wieder ein Triumph für das gesamte Ensemble, das mit vielen Bravo-Rufe gefeiert wird. Als Zugabe gibt es noch eine Klagearie mit Hana Blaziková.