Duisburg. Die Stadtbibliothek Duisburg lockte Besucher zum Büchertrödel unter freiem Himmel. Der Erlös geht an die Bibliotheksstiftung.

Offene Bibliotheken an sieben Tagen der Woche – dazu hat der Landtag in der vergangenen Wochen den Weg frei gemacht mit der einstimmigen Verabschiedung des Bibliotheksstärkungsgesetzes. „Eine wahre Stärkung wäre es gewesen, wenn sich das Land an der Personalkosten beteiligt“, sagt Dr. Jan-Pieter Barbian und spricht von Symbolpolitik. „Schön, dass ich jetzt sonntags öffnen darf, aber wie soll das gehen, wenn das Personal nicht einmal für die Öffnungszeiten in der Woche reicht?“ so der Duisburger Bibliothekschef.

Zwar verbessere das Gesetz die Situation in Städten, die es sich leisten können; geöffnet werden darf jetzt sonntags für maximal sechs Stunden. Aber andere Kommunen „geraten in eine Schieflage“, so Barbian. Wie schwierig die Situation in Duisburg ist, hat sich bereits 2018 gezeigt, als die Stadtteilbibliotheken Beeck und Neumühl wegen Personalmangels geschlossen bleiben mussten und übergangsweise Octeo-Mitarbeiter eingesetzt wurden.

Öffnungszeiten in Stadtteilbibliotheken können nicht eingehalten werden

„Auch jetzt können wir nicht garantieren, dass die Öffnungszeiten der Stadtteilbibliotheken eingehalten werden, wir müssen tageweise schließen“, sagt Barbian. Dann bekämen die Mitarbeiter vor Ort den Ärger der Nutzer ab. Aber bei zwölf unbesetzten Stellen und einigen Dauererkrankten, sei es schwierig, den Alltagsbetrieb zu organisieren. Akzeptiert werde mittlerweile die Schließung über Weihnachten und Neujahr; zwischen den Feiertagen bauen die Mitarbeiter der Stadtverwaltung Urlaubstage oder Überstunden ab.

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Dennoch arbeitet die Stadtbibliothek an einer Erweiterung der Öffnungszeiten – ohne zusätzliches Personal. Das Konzept der „Open Library“ basiert darauf, dass die Nutzer mit ihrem Ausweis die Bibliothek auch dann betreten können, wenn keine Mitarbeiter da sind. Hamburg habe es vor fünf Jahren eingeführt, andere Städte seien nachgezogen. Mit drei weiteren Bibliotheken habe Duisburg einen Antrag beim Land gestellt, die Öffnungszeiten auf diesem Weg zu erweitern. Das soll zunächst in Wanheimerort und Neumühl erprobt werden, so Barbian.

Die Zentralbibliothek an der Steinschen Gasse hat an sechs Tagen geöffnet

Die Zentralbibliothek habe ohnehin an sechs Tagen geöffnet: dienstags bis freitags von 11 bis 19, montags von 13 bis 19 und samstags von 11 bis 16 Uhr. Ob eine Sonntagsöffnung im Stadtfenster an der Steinschen Gasse sein müsse, hält Barbian für fraglich, zumal es an den meisten Sonntagen in der Innenstadt eher ruhig zugehe. Das Beste wäre natürlich eine Öffnung mit Fachpersonal, das Zweitbeste ist der Zugang per Karte.“

4000 Medien: Schnäppchenjagd beim Büchertrödel

Beim ersten Open-Air-Büchertrödel an der Steinschen Gasse am Samstag gab es keine Türen zu öffnen. Die Stände wurden gerade erst aufgebaut, da tummelten sich schon zahlreiche Schnäppchenjäger und Leseratten vor dem Eingang des Schulmedienzentrums. Wer früh da ist, hat eben die beste Auswahl. Bücher, CDs, Videospiele – rund 4000 Medien wurden an 25 Ständen angeboten. Besonders beliebt sind – wie schon vor 20 Jahren – Romane und Sachbücher.

Angebot setzt sich aus aussortierten Bücher der Bibliothek und Spenden zusammen

Aussortierte Medien beim Bücher-Trödel der Stadtbibliothek.
Aussortierte Medien beim Bücher-Trödel der Stadtbibliothek. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Uwe Holler, ehemaliger Leiter der Zentralbibliothek, freut sich über die vielen Menschen, die zur Toreinfahrt neben dem Haupteingang gekommen sind. ,,Der Büchertrödel unter freiem Himmel kam schon immer gut an – schon damals, als die Bibliothek noch an der Düsseldorfer Straße lag, war es immer richtig voll’’, sagt Holler, der mittlerweile in Rente ist, aber gerne ehrenamtlich bei der Organisation mithilft. ,,Das Angebot setzt sich wie immer aus aussortierten Bücher der Bibliothek und Spenden zusammen’’, sagt er.

Viele Menschen in der Stadt hätten über Jahre unzählige Bücher gesammelt. ,,Irgendwann will man sich vielleicht von dem ein oder anderen Exemplar trennen. Dann kommen viele zu uns. Andere geben uns die ganze Sammlung verstorbener Angehöriger.’’ Während das Buch als Medium immer geht, haben sich andere Angebote etwas verändert. ,,Früher gab es noch viele Vinylplatten, die wir anbieten konnten. Das ist mittlerweile nicht mehr so. Dafür haben wir jede Menge CDs dabei. Auch mit dabei sind DVDs und Blue Rays und seit Neuestem auch Videospiele’’, sagt er.

Viele Besucher gehen mit ganzen Tüten voller Bücher und DVDs nach Hause

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Bei den günstigen Preisen ab 50 Cent wird gerne zugeschlagen. Und einige geben sogar ein paar Cent mehr, schließlich geht der Erlös an die Duisburger Bibliotheksstiftung. Die Bibliothek ist doppelt froh. Zum einen über die Spende, zum andere darüber, dass nicht mehr benötigte Bücher einen neuen Besitzer gefunden haben. Nicht wenige gehen mit Tüten voller Bücher nach Hause. ,,Das war früher auch so. Obwohl sich unser Leben sehr verändert hat und viel digitaler geworden ist, lesen die Menschen doch immer noch gerne Bücher’’, freut sich Holler.