Duisburg. Die Duisburger Polizei hat die Sicherheitsmaßnahmen um Gebäude der Jüdischen Gemeinde verstärkt. Wie die Gemeinde mit der Tat in Halle umgeht.

Es sind schwierige Tage für die Jüdische Gemeinde Duisburg, Mülheim, Oberhausen. Bei Anschlag auf eine Synagoge in Halle hat ein 27-Jähriger am Mittwoch zwei Menschen getötet. Gleichzeitig läuft der höchste jüdische Festtag Jom Kippur. In Duisburg hat die Polizei auf Anweisung des NRW-Innennministeriums konkrete Maßnahmen zum Schutz der Jüdischen Gemeinde getroffen. Die Gemeinde selbst warnt vor Lippenbekenntnissen.

Nach eigenen Angaben hat die Duisburger Polizei am Mittwoch schnell reagiert: Die Sicherheitsmaßnahmen rund um die Synagoge im Innenhafen wurden verstärkt. Gleiches geschah auch an weiteren Einrichtungen der jüdischen Gemeinde wie Schulen und Kindergärten. Wie ein Sprecher der Polizei auf Anfrage mitteilte, sollen die Maßnahmen vorerst auch weiter bestehen. Wie lange die erhöhte Sicherheitsstufe gelten soll, darüber machte die Polizei keine Angaben.

Gemeinde wurde während des Gebets von der Nachricht überrascht

Wie geht die jüdische Gemeinde mit der Tat um? David Mosche Geballe, Rabbiner der Jüdischen Gemeinde in Duisburg wurde mit seinen Gemeindemitgliedern am Mittwoch mitten im Gebet von der Nachricht aus Halle überrascht. Vertreter der Polizei hatten die Gemeindeleitung über die Ereignisse in Kenntnis gesetzt. Weil für Duisburg keine Drohung bekannt war, wurde aber nach Absprache entschieden, die Feierlichkeiten zu Jom Kippur wie geplant fortzusetzen. „Ich habe spontan in meiner Predigt Bezug auf die Ereignisse genommen“, sagt Geballe.

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Am Donnerstagabend fand ein vom Jugendring Duisburg organisierter Gedenkmarsch statt, an sich auch Sören Link beteiligte. Unter anderem an der Gedenkkapelle der ehemaligen Synagoge an der Junkernstraße und dem Mahnmal am Kuhlenwall legten die Teilnehmer Blumen ab.

Die Polizei hat die Sicherheitsmaßnahmen an der Synagoge erhöht
Die Polizei hat die Sicherheitsmaßnahmen an der Synagoge erhöht © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Der Oberbürgermeister zeigte sich von dem Anschlag in Halle betroffen: „Überall erlebe ich Fassungslosigkeit. Wir alle haben in der Schule gelernt, wohin uns die Nazi-Zeit geführt hat. Und jetzt reden wir im Jahr 2019 über ein Attentat auf eine Synagoge – an einem Tag, an dem die Menschen jüdischen Glaubens ein Fest der Versöhnung feiern“, teilte er mit. Rabbiner Geballe ist für die Organisation und die Teilnahme des Oberbürgermeisters am Gedenkmarsch dankbar. Schließlich sei Antisemitismus nicht nur ein Problem für Juden: „Antisemitismus ist ein ziemlich guter Test dafür, ob die Gesellschaft krank ist“, sagt Geballe. Auch die großen Parteien und der Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB) sprachen der jüdischen Gemeinde ihr Mitgefühl aus.

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Rabbiner Geballe warnt vor Lippenbekenntnissen

Die Anschläge haben die Diskussionen um die Sicherheit von Juden in Deutschland und Antisemitismus neu entfacht. Rabbiner Geballe warnt vor Lippenbekenntnissen: Die Probleme existieren seiner Ansicht nach nicht erst seit Mittwoch. Der Polizeischutz rund um die Uhr vor Gebäuden der jüdischen Gemeinde sei bereits „traurige Normalität“. Außerdem bekäme Antisemitismus immer mehr Zulauf. Insbesondere kritisiert Geballe die rasche Freilassung eines Mannes, der am vergangenen Freitag mit einem Messer auf einen Wachmann vor der Neuen Synagoge in Berlin zugelaufen ist. Geballe zufolge müsse dies auf einige wie ein Freifahrtschein gewirkt haben.