Rund 80 Reinigungskräfte haben gegen geplante Änderung des Rahmentarifvertrags protestiert. Vor allem eine geplante Änderung stört sie.
Bei einem bundesweiten Warnstreik der Reinigungsbranche haben rund 80 Menschen vor dem Tor 1 des Thyssen-Werks in Duisburg-Bruckhausen ihren Unmut über festgefahrene Verhandlungen über einen Rahmentarifvertrag im Gebäudereiniger-Handwerk zum Ausdruck gebracht. Aufgerufen zum Streik hatte die Gebäudereiniger-Gewerkschaft IG Bau.
Bereits um 2.30 Uhr in der Früh hatten sich die ersten Teilnehmer des Warnstreiks vor dem Werksgelände eingefunden. Mit einer Menschenkette und einem „Aufstand der Unsichtbaren“ wollten sie den Druck auf die Arbeitgeber in der laufenden Tarifrunde erhöhen. Mit weißen Masken protestierten sie stumm gegen die aus ihrer Sicht schlechter werdenden Arbeitsbedingungen.
Insgesamt arbeiten 200 Reinigungskräfte in dem Stahlwerk von Thyssenkrupp
„Die Arbeitgeber wollen die Bedingungen verschärfen, unter anderem das Weihnachtsgeld streichen und die Urlaubstage reduzieren“, erklärt Antonia Kühn von IG Bau. Mit der Teilnehmerzahl war sie sehr zufrieden. „Das zeigt, dass sich die Reinigungskräfte wehren wollen“. Und doch hätten es noch mehr sein können: Drei Firmen, die insgesamt etwa 200 Reinigungskräfte in dem Stahlwerk beschäftigen, befinden sich auf dem Werksgelände von Thyssen. Kühn und ihre Mitstreiter vermuten, dass die Firmen (ISS, Klüh und Rudolf Weber) von dem Streik Wind bekommen und so einige Mitarbeiter davon abgehalten hätten. „Außerdem wurden einige angewiesen, deutlich früher anzufangen als üblich, damit sie nicht von uns abgefangen werden können“, berichtet Kühn.
Geplant war ein Streik ab 4.30 Uhr, da jedoch einige schon deutlicher früher da waren, sei der Plan der Firmen nicht aufgegangen. „Wir haben einige Mitarbeiter abgefangen, die uns dann gesagt haben, dass sie angewiesen wurden, schon um 3 Uhr anzufangen“, sagt Kühn.
Geht es nach den Arbeitgeber, werden den Mitarbeitern 10 Urlaubstage gestrichen
Einer der Protestanten ist Sabrina Dyszy aus Marxloh. Seit 23 Jahren arbeitet sie als Reinigungskraft, schon immer auf dem Werksgelände unweit von ihrem Zuhause. „Ich bin ganz und gar nicht einverstanden damit, wie sich die Verhandlungen entwickeln“, sagt sie. „Wie könnten wir auch damit zufrieden sein, dass man uns zehn Urlaubstage streichen will. Nach vormals 30 soll es zukünftig nur noch 20 geben“, regt sie sich auf.
„Man braucht einen fairen Rahmen“, findet Antonia Kühn. „Der Lohn der Reinigungskräfte liegt bei 10,56 brutto pro Stunde, man kommt bei Vollzeitbeschäftigung so auf etwa 1500 brutto im Monat. Daran muss ohnehin unbedingt etwas getan werden, jetzt jedoch auch die allgemeinen Konditionen zu verschlechtern, kann nicht richtig sein“, sagt sie. Sie mahnt außerdem an, dass die Firmen darauf setzen, dass die einzelnen Mitarbeiter sich nicht wehren – viele wüssten nicht wie. Insofern sei ein Streik in großer Gruppe die einzige Möglichkeit, um etwas zu bewirken „Viele haben einen Migrationshintergrund, sprechen nicht gut genug Deutsch, um sich Verträge genau durchzulesen und dann Dinge, mit denen sie nicht einverstanden sind, anzusprechen. Viele haben zu große Angst den Job zu verlieren“, sagt sie. Und weiter: „So kommt es dann oft zu Verträgen, die einfach nicht akzeptabel sind.“
Auch andere Werke und Unternehmen im Land sind von dem Streik betroffen
Der Schwerpunkt neuer bundesweiter Warnstreiks lag auf Industriestandorten. Betroffen waren neben Thyssenkrupp auch die VW-Werke Wolfsburg und Baunatal, BMW in Dingolfing sowie Bayer in Berlin. Zu Streiks kam es außerdem an den Siemens-Standorten Karlsruhe und Rastatt, beim Glashersteller Schott (Mainz), dem Airbus-Zulieferer Aerotec (Nordenham) und dem Pharmaunternehmen Salutas (Magdeburg).