Duisburg. „The war“ ist nach inhaltlichen Auseinandersetzungen zwischen Cyrus Overbeck und der Kirche eröffnet. Warum er dennoch keinen Zorn spürt.

„The war“ heißt die Ausstellung des Duisburger Künstlers Cyrus Overbeck, die er anlässlich des Bombardements auf Duisburg, das sich am 14. und 15. Oktober zum 75. Mal jährt, geschaffen hat. Ursprünglich sollten seine Werke gemeinsam mit Fotos der Zeitzeugenbörse in der Kirche St. Joseph ausgestellt werden. Nachdem es allerdings zu „inhaltlichen Differenzen“ zwischen der Kirche und dem Künstler gekommen ist, eröffnete er seine Schau nun im eigenen Atelier in der Alten Brotfabrik. Bei Wein, Bratwurst und Musik, wurden die (lokalen) Ereignisse aus dem Jahr 1944 historisch eingeordnet. Unter den Besuchern waren zahlreiche Weggefährten, die Cyrus Overbeck teils schon seit Jahrzehnten kennen.

Regionalhistoriker Thorsten Fischer ordnet Duisburger Ereignisse ein

Das Bild „The War“ zeigt, wie ehemalige Nazis nach dem Krieg vor dem Stadttheater ehemalige russische Zwangsarbeiter beerdigen mussten.
Das Bild „The War“ zeigt, wie ehemalige Nazis nach dem Krieg vor dem Stadttheater ehemalige russische Zwangsarbeiter beerdigen mussten. © FUNKE Foto Services | Foto: Tanja Pickartz

„Ich kenne keinen Künstler in Deutschland, der sich in dieser Weise mit der Geschichte des Dritten Reiches auseinandersetzt. Wer, wenn nicht die Kunst, muss in diesen Zeiten Fragen aufwerfen. Alles andere ist nur Deko an der Wand“, erklärt Dr. Claudia Schaefer, Leiterin der Cubus Kunsthalle, in der Overbeck bereits ausgestellt hat. Der 49-Jährige möchte die Duisburger nicht nur in der Opferrolle sehen, sondern macht beispielsweise auch auf das Schicksal der Zwangsarbeiter aufmerksam.

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Im Titelbild zur Ausstellung zeigt er beispielsweise das Stadttheater. Im Vordergrund des Holzschnittes ist zu sehen, wie nach dem Krieg alte NS-Funktionäre ehemalige russische Zwangsarbeiter beerdigen mussten. Regional-Historiker Thorsten Fischer von der Uni Duisburg-Essen erklärt die künstlerisch bearbeitete Szene wie folgt: „Der Duisburger Polizeipräsident hatte angeordnet inhaftierte Zwangsarbeiter erschießen zu lassen. Die Alliierten haben im Rahmen ihres Re-Education-Programms überlegt, dass die ehemaligen Nazis die Zwangsarbeiter in der Innenstadt vor dem Stadttheater beerdigen sollten.“ Im November 1946 wurden die Gräber allerdings geschändet und 1947 wurde eine neue Gedenkstätte auf dem Fiskus-Friedhof geschaffen.

Cyrus Overbeck offen für Gespräche

Auf einem anderen Bild wächst eine Palme in der Innenstadt. Im Hintergrund wird eine Fahne gehisst. Wer genau hinschaut, erkennt, dass es die Friedensflagge auf dem Duisburger Hof ist. „Die Alliierten haben auch ein Stück Kultur mitgebracht. Darauf spielt die Palme an“, erläutert Overbeck. Den Schriftzug „Deutsche“ hat er sich übrigens von Otto Pankok geliehen, über den er als 25-Jähriger eine Biografie verfasste. Das Wort „Deutsche“ ist in zahlreiche Werke eingearbeitet und auch über Fotos zu sehen.

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Ursprünglich hatte Overbeck angedacht, Bilder der Zeitzeugenbörse zu bearbeiten und „zu transformieren“, wie er sagt. „So hätte es eine inhaltliche Verbindung zwischen beiden Ausstellungen gegeben.“ Allerdings war es zwischen den Beteiligten zu „inhaltlichen Differenzen“ gekommen. Sabine Josten, die die Ausstellung für die katholische Kirche kuratierte, sagte auf Nachfrage unserer Zeitung: „Herr Overbeck wich mit seinen täglich geänderten Ideen zur Ausstattung immer mehr vom Thema ab. Er hat letztlich selbst entschieden seine Ausstellung in seinem Atelier zu zeigen und hat uns abgesagt.“ Bei der Vernissage am Samstagabend erklärte Cyrus Overbeck nun: „Es gibt kein Zerwürfnis. Da ist kein Zorn. Es gibt nur keinen Dialog. “ Er sei offen für Gespräche mit der Kirche, aus der sich vielleicht sogar eine Zusammenarbeit entwickeln könnte.

Pfarrer signalisiert Bereitschaft zum Gespräch

Am Rande der Nacht der offenen Gotteshäuser am Wochenende erklärte Pfarrer Christian Schulte, der für die Pfarrei Liebfrauen und damit auch für die Gemeinde St. Joseph zuständig ist, ebenfalls seine Bereitschaft: „Ich denke, es sollte Gespräche geben.“

Im Detail sei er in die Vorbereitungen für die Ausstellung nicht einbezogen gewesen. „Ich bin als Pfarrer für 30.000 Katholiken und sechs Gemeinden zuständig. Bei uns ist der Grad der delegierten Aufgaben groß.“ Als er allerdings davon gehört habe, dass in einem der Kunstwerke Hitler zu sehen sei, habe er dies abgelehnt, „damit die älteren Besucher beim Gebet nicht den Diktator sehen müssen.“

Die Ausstellung der Zeitzeugenbörse in der Kirche St. Joseph wird am 14. Oktober, 20 Uhr, eröffnet.