Duisburg. Zur Umsetzung des Masterplans Smart City kooperiert Duisburg mit dem chinesischen Technik-Konzern Huawei. Kritik daran weist die Stadt zurück.

Eine der tragenden Säulen für die Entwicklung Duisburgs als Smart City ist die Technologie. Dass die Stadt dafür mit dem chinesischen Technik-Riesen Huawei kooperiert, hat für viel Kritik gesorgt.

Jan Weidenfeld, Leiter der Stabsstelle Europaangelegenheiten und Geschäftsentwicklung beim Mercator Institute for China Studies in Berlin, hatte im Zuge des 5G-Ausbaus davor gewarnt, dass Huawei Zugang zu kritischen Infrastrukturen bekommt. Denn chinesisches Recht besagt, dass Datenströme der Kommunistischen Partei offengelegt werden müssen, auch außerhalb Chinas. Das wäre insbesondere für Unternehmen gefährlich. Auch die Angst vor Sabotage sei nicht aus der Luft gegriffen.

Keine Warnung des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik

Digitaldezernent Martin Murrack sagt, dass es vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik keine Vorgaben gab, die einer Verwendung der Technik von Huawei entgegenstehen würden. Deshalb gebe es nur „Gerüchte, die marktseitig gestreut“ würden.

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Das Unternehmen habe sogar seine Quellcodes geöffnet, so transparent seien Apple oder Google nicht. Für das Duisburger Hochsicherheitsrechenzentrum seien Server gekauft worden, beim Thema Telefonie sei ein anderer Anbieter zum Zug gekommen. „Wir sind nicht abhängig und nicht blauäugig“, betont Murrack. Aber man profitiere von der Erfahrung und vom Austausch mit Huawei.

Datensicherheit hat oberste Priorität

„Datensicherheit hat oberste Priorität“, sagt auch DVV-Konzernsprecher Ingo Blazejewski, „entsprechend sind die Rechenzentren und IT-Systeme durch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) zertifiziert“. Man profitiere aber von der Erfahrung, die Huawei aus zahlreichen anderen Smart-City-Projekten mitbringe. In vielen Bereichen könne das Unternehmen mit fertigen Lösungen aufwarten. Man werde aber die Entwicklung der Handelsbeziehungen zwischen den USA und China sowie die Vorwürfe gegen Huawei aufmerksam verfolgen.

Blazejewski betont, dass sich die Bedenken gegenüber Huawei vor allem auf die Netzwerkkomponenten für den künftigen Mobilfunkstandard 5G beziehen würden. Diese würden aber nicht von der DVV, sondern von Telekommunikationsunternehmen verbaut.

Hans Pflug, China-Beauftragter der Stadt Duisburg, sieht eine reale Gefahr für Kommunen, in Abhängigkeit von China zu geraten. Deshalb plädiert er für europäische Lösungen. In einem Gespräch mit dieser Redaktion betonte er aber noch kürzlich, dass der Umgang mit Huawei immer fair und korrekt gewesen sei.

Smart City: Die Handlungsfelder

E-Government

Die öffentliche Verwaltung will mit digitalen Mitteln nutzerfreundlicher werden.Verwaltungsdienste, die zeit- und ortsunabhängig erledigt werden können, sollen online abrufbar sein, etwa Anwohner-Parkausweise bestellen. In den Ämtern sollen digitale Akten angelegt werden. Wenn nichts per Post oder Boten auf den Weg gebracht werden muss, könnten die Prozesse beschleunigt werden.In einem Serviceportal sollen Bürger ihre Aufträge verfolgen können. Die digitale Terminvergabe hat bereits dazu geführt,  dass Wartezeiten und die Belastung der Mitarbeiter reduziert wurden. Bürger sollen aktiv an öffentlichen Ausschreibungen und Projekten teilnehmen können. Und: Alle städtischen Mitarbeiter sollen ins digitale Arbeiten eingeführt werden - „change management“ nennt sich das.

Breitband & 5G

Ohne Internet keine digitale Entwicklung, daher soll die Breitbandversorgung in der Stadt schnell ausgebaut werden. Davon würde die Wirtschaft profitieren. Auch die Schulen sollen ans schnelle Netz angeschlossen werden. „Der Breitbandausbau läuft zu schleppend, die Tiefbau- und Planungskapazitäten sind am Limit“, bedauert Dezernent Murrack, aber dafür  sind die Telekommunikationskonzerne zuständig.Das kostenlose WLAN-Netz der Stadtwerke für die Duisburger selbst und für den Tourismus soll weiter ausgebaut werden.

Wirtschaft

In diesem Segment soll vor allem Duisburg als Wirtschaftsstandort attraktiver werden. Durch das Smart-Cityprojekt soll die Wirtschaft zum einen effizienter werden, zum anderen umweltschonender.Geplant ist etwa, Waren- und Verkehrsflüsse zu optimieren. Dafür werden Daten gesammelt, zusammengeführt und auf einer offenen Plattform angeboten. Bei den Daten geht es etwa um die Pegelstände des Rheins, um Schiffspositionen, Wetter oder Luftbelastung. Die Smarte Wirtschaft will außerdem vernetzen, kommunal, aber auch international - und so den Standort Duisburg nach vorne bringen.

Bildung

Bürger sollen für das Thema Digitalisierung sensibilisiert werden, deshalb will die Stadt Kooperationen mit Bildungseinrichtungen eingehen. Auch der Transport der Schüler soll verbessert werden - von der digital beantragten Fahrkarte bis zur günstigsten Route, die per App abgefragt werden kann. Die VHS will eine Seminarreihe auflegen, ein Magazin herausgeben, Autorenlesungen anbieten und eine Eventwoche auf die Beine stellen. Für die Mitarbeiter sollen an der Uni Fortbildungen organisiert werden, die von allgemeinen Einführungsseminaren bis zum zweijährigen Studium „Master Digital Business“ reichen werden.

Wohnen

Die Heizung per Smartphone anmachen, das Licht über die App ausschalten - all das gibt es schon in smarten Haushalten. Im Rahmen des Smart-City-Projekts sollen Duisburger Unternehmen Dinge, die das Leben leichter oder schöner machen, breiter ausrollen. Und zwar sowohl aus den Bereichen Gesundheit und Sicherheit wie auch aus den Segmenten Unterhaltung und Komfort.Bewegungssensoren könnten die ambulante und stationäre Pflege erleichtern. Um die Lebensqualität zu erhöhen, sollen bestehende Angebote vernetzt und neue Ideen entwickelt werden.

Mobilität

Smart City macht mobil - den Duisburger selbst und die Wirtschaft. Dafür soll mit vernetzten Sensoren, Kameras und miteinander sprechenden Ampeln der Verkehr in Echtzeit analysiert und optimiert werden. Autofahrer sollen bei der Suche nach einem Parkplatz unterstützt werden, auch über Staus und Baustellen könne man sich aktuell informieren lassen. Eine App will Anwohner vorwarnen, wenn Baustellen anstehen und informieren, was gemacht wird und wie lange es dauert.Auch Busse und Bahnen können profitieren. Neue Busse und Bahnen bekommen freies WLAN. Schneller kommt man als Nutzer zum Ziel, wenn klar ist, wo wie viele Fahrgäste stehen, wie dicht der Verkehr auf welcher Route ist und welche alternativen Fortbewegungsmittel zur Verfügung stehen. Eine Fahrplanauskunft gibt es schon in Echtzeit. Künftig sollen alle Infos auch auf einer Karte visualisiert werden. Sogar die Umwelt soll gewinnen, weil durch den besseren Verkehrsfluss weniger Feinstaub frei wird. Eine höhere Energieeffizienz soll auch möglich sein.

Infrastruktur

So ein Kanalrohr kann auch heute schon smart sein: Der Energieverbrauch lässt sich messen, der Reinigungsbedarf feststellen, der Durchsatz im Wasserkanal erheben. In einer Smart City soll die lokale Strom-, Wasser und Gasversorgung weiter vernetzt und überwacht werden: „Smart Grids“.Die Wirtschaftsbetriebe wollen selbstfahrende Kehrmaschinen testen, Mülleimer sollen per Chips ihren Füllstand selbst melden.

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