Duisburg. Intelligente Laternen sollen in Duisburg für mehr Sicherheit sorgen. Ein Pilotprojekt im Rahmen des Masterplans Smart City testet die Chancen.

Bewegungsmelder, die nachts im Flur das Licht anmachen, wenn man schlaftrunken ins Bad geht, gibt es schon lange. Aber wie erhellt man auf den Punkt ganze Plätze, komplette Stadtviertel mit smarter Beleuchtung? Und noch schwieriger: Wie reduziert man die Lichtverschmutzung der Stadt?

Die Duisburger Verkehrs- und Versorgungsbetriebe DVV beteiligen sich unter anderem mit einem Projekt zur intelligenten Straßenbeleuchtung an der Smart City. Um Energie zu sparen, sollen Straßen oder Plätze mit einer Minimal-Beleuchtung ausgestattet werden, die nur hochfährt, wenn Fahrzeuge oder Passanten den Bereich kreuzen.

46.000 Lichtpunkte auf 1200 Kilometern Straße

Praktischer Nebeneffekt der Vernetzung, die diese Steuerung möglich macht: Auch Störungen werden schnell entdeckt, lokalisiert und können entsprechend schneller behoben werden. Nach Angaben der DVV-Tochter Stadtwerke gehören 46.000 Lichtpunkte auf 1200 Kilometern Straße zum Anlagennetz, die nach und nach auf LED-Technik umgerüstet werden. Bis Ende 2019 sollen 30 Prozent geschafft sein.

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Um die Sicherheit in Duisburg zu erhöhen, wird außerdem eine erste Testanlage an der Friedrich-Wilhelm-Straße am Kantpark installiert. Sie soll einen akustischen Sensor bekommen, der durch intelligente Software bestimmte Lärmquellen vom restlichen Lärm unterscheiden können soll. Das System soll automatisch das Ordnungsamt informieren, um etwa gegen Ruhestörung vorgehen zu können. Parallel würde das Licht automatisch heller leuchten - und das ganze Projekt soll die Polizei kriminalstatistisch auswerten. Ein ebenfalls angedachter weiterer Ausbau der Kameraüberwachung sei von der Polizei abgelehnt worden, weil es zusätzlich zu den bestehenden Einsatzorten wie am Pollmann-Eck „aktuell keinen Bedarf“ gibt, wie es in der Ratsvorlage heißt.

Um Kosten zu sparen, sollen künftige Neubaugebiete wie am Calais-Platz, an der Regattabahn Duisburg-Wedau, am August-Bebel-Platz und am Markt in Hamborn und andernorts schon soweit vorbereitet werden, dass smarte Technik leicht nachzurüsten ist.

Schnelles Internet mit Lichtwellenleiterkabeln

Für die DVV und die Tochtergesellschaften ist das erklärte Ziel, „digitaler Infrastruktur-Dienstleister für Duisburg“ zu werden, sagt Unternehmenssprecher Ingo Blazejewski. „Oder anders gesagt: Wir bauen die Infrastruktur auf, damit Duisburg überhaupt erst zu einer Smart City werden kann.“

Wichtige Vorarbeiten habe dafür die DVV-Tochter Duisburg CityCom (DCC) geleistet, die seit 1996 ein Breitband-Netz aus Lichtwellenleiterkabeln betreibt, besser bekannt als Glasfaserkabel. Rund 150 Kilometer Kabel laufen laut Blazejewski in mehreren Ringstrukturen durch Duisburg und sind die Basis für schnelles Internet. Davon profitieren im Rahmen der „Guten Schule 2020“ bislang 45 Schulen, die an dieses Lichtwellenleiter-Netz angeschlossen seien. Vom stabilen Netz hängen aber auch die meisten anderen Projektideen aus dem Masterplan ab.

Smart City: Die Handlungsfelder

E-Government

Die öffentliche Verwaltung will mit digitalen Mitteln nutzerfreundlicher werden.Verwaltungsdienste, die zeit- und ortsunabhängig erledigt werden können, sollen online abrufbar sein, etwa Anwohner-Parkausweise bestellen. In den Ämtern sollen digitale Akten angelegt werden. Wenn nichts per Post oder Boten auf den Weg gebracht werden muss, könnten die Prozesse beschleunigt werden.In einem Serviceportal sollen Bürger ihre Aufträge verfolgen können. Die digitale Terminvergabe hat bereits dazu geführt,  dass Wartezeiten und die Belastung der Mitarbeiter reduziert wurden. Bürger sollen aktiv an öffentlichen Ausschreibungen und Projekten teilnehmen können. Und: Alle städtischen Mitarbeiter sollen ins digitale Arbeiten eingeführt werden - „change management“ nennt sich das.

Breitband & 5G

Ohne Internet keine digitale Entwicklung, daher soll die Breitbandversorgung in der Stadt schnell ausgebaut werden. Davon würde die Wirtschaft profitieren. Auch die Schulen sollen ans schnelle Netz angeschlossen werden. „Der Breitbandausbau läuft zu schleppend, die Tiefbau- und Planungskapazitäten sind am Limit“, bedauert Dezernent Murrack, aber dafür  sind die Telekommunikationskonzerne zuständig.Das kostenlose WLAN-Netz der Stadtwerke für die Duisburger selbst und für den Tourismus soll weiter ausgebaut werden.

Wirtschaft

In diesem Segment soll vor allem Duisburg als Wirtschaftsstandort attraktiver werden. Durch das Smart-Cityprojekt soll die Wirtschaft zum einen effizienter werden, zum anderen umweltschonender.Geplant ist etwa, Waren- und Verkehrsflüsse zu optimieren. Dafür werden Daten gesammelt, zusammengeführt und auf einer offenen Plattform angeboten. Bei den Daten geht es etwa um die Pegelstände des Rheins, um Schiffspositionen, Wetter oder Luftbelastung. Die Smarte Wirtschaft will außerdem vernetzen, kommunal, aber auch international - und so den Standort Duisburg nach vorne bringen.

Bildung

Bürger sollen für das Thema Digitalisierung sensibilisiert werden, deshalb will die Stadt Kooperationen mit Bildungseinrichtungen eingehen. Auch der Transport der Schüler soll verbessert werden - von der digital beantragten Fahrkarte bis zur günstigsten Route, die per App abgefragt werden kann. Die VHS will eine Seminarreihe auflegen, ein Magazin herausgeben, Autorenlesungen anbieten und eine Eventwoche auf die Beine stellen. Für die Mitarbeiter sollen an der Uni Fortbildungen organisiert werden, die von allgemeinen Einführungsseminaren bis zum zweijährigen Studium „Master Digital Business“ reichen werden.

Wohnen

Die Heizung per Smartphone anmachen, das Licht über die App ausschalten - all das gibt es schon in smarten Haushalten. Im Rahmen des Smart-City-Projekts sollen Duisburger Unternehmen Dinge, die das Leben leichter oder schöner machen, breiter ausrollen. Und zwar sowohl aus den Bereichen Gesundheit und Sicherheit wie auch aus den Segmenten Unterhaltung und Komfort.Bewegungssensoren könnten die ambulante und stationäre Pflege erleichtern. Um die Lebensqualität zu erhöhen, sollen bestehende Angebote vernetzt und neue Ideen entwickelt werden.

Mobilität

Smart City macht mobil - den Duisburger selbst und die Wirtschaft. Dafür soll mit vernetzten Sensoren, Kameras und miteinander sprechenden Ampeln der Verkehr in Echtzeit analysiert und optimiert werden. Autofahrer sollen bei der Suche nach einem Parkplatz unterstützt werden, auch über Staus und Baustellen könne man sich aktuell informieren lassen. Eine App will Anwohner vorwarnen, wenn Baustellen anstehen und informieren, was gemacht wird und wie lange es dauert.Auch Busse und Bahnen können profitieren. Neue Busse und Bahnen bekommen freies WLAN. Schneller kommt man als Nutzer zum Ziel, wenn klar ist, wo wie viele Fahrgäste stehen, wie dicht der Verkehr auf welcher Route ist und welche alternativen Fortbewegungsmittel zur Verfügung stehen. Eine Fahrplanauskunft gibt es schon in Echtzeit. Künftig sollen alle Infos auch auf einer Karte visualisiert werden. Sogar die Umwelt soll gewinnen, weil durch den besseren Verkehrsfluss weniger Feinstaub frei wird. Eine höhere Energieeffizienz soll auch möglich sein.

Infrastruktur

So ein Kanalrohr kann auch heute schon smart sein: Der Energieverbrauch lässt sich messen, der Reinigungsbedarf feststellen, der Durchsatz im Wasserkanal erheben. In einer Smart City soll die lokale Strom-, Wasser und Gasversorgung weiter vernetzt und überwacht werden: „Smart Grids“.Die Wirtschaftsbetriebe wollen selbstfahrende Kehrmaschinen testen, Mülleimer sollen per Chips ihren Füllstand selbst melden.

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