Duisburg. Benjamin Shwartz leitet als „Erster Gastdirigent“ das 1. Philharmonische Konzert. Er hat die Herzen des Duisburger Publikums schon lange gewonnen.
Ein Saisonauftakt nach Maß und ohne große Überraschungen. Benjamin Shwartz, der smarte, gerade einmal 30-jährige Dirigent mit amerikanisch-israelischen Wurzeln, hat die Herzen des Duisburger Publikums und den Respekt der Duisburger Philharmoniker bereits mit seinem ersten Auftritt vor fast zehn Jahren gewonnen.
Man weiß, was man von ihm erwarten kann. Und das ist so viel, dass er in dieser Spielzeit Generalmusikdirektor Axel Kober in der neu geschaffenen Position des „Ersten Gastdirigenten“ zur Seiten stehen wird und mit zwei weiteren Konzertprogrammen sein Profil noch verfeinern kann.
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Die Werkfolge des ersten Konzerts in der wie immer gut besuchten Mercatorhalle war nicht darauf ausgerichtet, wesentlich neue Aspekte seiner Kompetenzen aufzudecken, auch wenn Arnold Schönbergs Bearbeitung des 1. Klavierquartetts von Johannes Brahms besonders hohe Anforderungen an das strukturelle Denken und klangliche Feingefühl eines Dirigenten stellt. Höhere als manche Mahler-Symphonie.
Ein erfreulich transparenter Klang und gut abgemischte Stimmen
Schönbergs ambitionierter Versuch, die ihm im Original als unausgewogen empfundene Balance zwischen dem übermächtig dominierenden Klavier und den dynamisch schwächeren Streichern auszugleichen, ist ihm erstaunlich gut gelungen, auch wenn er nicht alle Probleme lösen konnte. Dass Shwartz mit einem Orchester umgehen und auch als Klangregisseur eine gut Figur macht, hat er mehrfach bewiesen.
Auch diesmal entlockte er den äußerst aufmerksam reagierenden Philharmonikern einen Klang von erfreulicher Transparenz mit einer guten Abmischung aller Stimmen inklusive der Bass-Register. Auch die Dynamik hielt er unter Kontrolle, obwohl er den Grundpegel des Pianos noch etwas tiefer anlegen könnte, um die dynamische Bandbreite noch stärker ausweiten zu können, ohne in den Höhepunkten in die Gefahr klanglicher Übersteuerung zu geraten. Eine Gefahr, der Shwartz sehr geschickt entging, wobei er auch die Übersicht über die strukturell komplexe Form vor allem des ersten Satzes behielt. Und das alles ohne jede Grübelfalte mit einem frischen, natürlich wirkenden und gleichwohl inspirierten Zugriff.
Esa-Pekka Salonens „Pollux“ verwöhnt mit luxuriöser Klangschönheit
Die dunkel schillernde Klangpalette des Orchesterstücks „Pollux“ aus der Feder des finnischen Komponisten und Dirigenten Esa-Pekka Salonen war bei Shwartz und den Philharmonikern ebenfalls bestens aufgehoben. Eine in vielen Farben leuchtende Partitur, die in ihrer dunklen Grundierung die Nähe zum finnischen Idol Jean Sibelius nicht verleugnen kann, gleichwohl auf der Höhe der Zeit steht und dennoch mit geradezu luxuriöser Klangschönheit verwöhnt.
Nikolaj Szeps-Znaider bewältigt Max Bruchs 1. Violinkonzert souverän
Max Bruchs berühmtes 1. Violinkonzert nahm sich in diesem Umfeld recht konventionell aus. Immerhin blieb der französische Geiger Nikolaj Szeps-Znaider dem Werk an Süße, aber auch Energie nichts schuldig. Der Allrounder, der auch als Dirigent Triumphe feiert und demnächst als Musikchef der Oper in Lyon wirken wird, bewältigte die technischen Tücken mit einer fast routiniert anmutenden Souveränität.
Ihm wie auch dem Dirigenten und dem Orchester dankte das Publikum mit lang anhaltendem Beifall. Benjamin Shwartz wird auch das 6. und 8. Philharmonische Konzert leiten, unter anderem mit Werken von Schumann, Dvořák, Strawinsky und Debussy.