In Studiengängen, die nicht zu den Klassikern gehören, bieten sich Studierenden interessante Chancen. Engergy Science an der UDE ist ein Beispiel.

Mathematik, Physik, Chemie und Biologie – das sind die Klassiker unter den naturwissenschaftlichen Studiengängen. Längst versuchen Hochschulen, mit vielen Varianten Studieninteressierte für sich zu gewinnen. Die wachsende Auswahl erfordert mehr Aufwand bei der Suche nach dem Fach, dass den eigenen Neigungen und Talenten möglichst gut entspricht. Doch der Aufwand kann sich lohnen. Ein Beispiel an der Uni Duisburg-Essen ist der Studiengang „Energy Science“. Es ist der bundesweit einzige Bachelor-Studiengang für jene, denen die Physik allein nicht genügt.

Spezialisierung im Master-Studiengang

Der ökonomische und ökologische Umgang mit begrenzten Energie-Ressourcen setzt umfassendes Wissen über deren Erzeugung, Transport und wirtschaftlichen Einsatz voraus. „Der Schwerpunkt der Vermittlung der notwendigen Kenntnisse im Bachelor-Studium sollte auf den naturwissenschaftlichen Grundlagen liegen. Die Spezialisierung erfolgt dann im Master-Studiengang“, erklärt Prof. Dr. Dietrich Wolf. Gemeinsam mit seinem Physiker-Kollegen Prof. Dr. Rolf Möller hat er den Studiengang Anfang 2011 konzipiert. „Kurz nachdem wir den Antrag auf den Weg gebracht haben, passierte die Katastrophe in Fukushima. Danach ging alles ganz schnell“, erinnert Möller.

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Mirco Kaponig arbeitet im Labor der Uni Duisburg-Essen an seiner Bachelor-Arbeit. Als vierjähriger Studiengang bietet Energy Science einen berufsqualifizierenden Abschluss.
Mirco Kaponig arbeitet im Labor der Uni Duisburg-Essen an seiner Bachelor-Arbeit. Als vierjähriger Studiengang bietet Energy Science einen berufsqualifizierenden Abschluss. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

Warum sollte, wer sich für die Energie-Wirtschaft interessiert, nicht besser einen Ingenieur-Studiengang wählen? „Damit legt man sich früh auf eine Spezialität fest. Wir sind breiter aufgestellt, die Absolventen sollten einen Überblick bekommen“, argumentiert Wolf. Weil aber viele Veranstaltungen in den ersten Semestern mit den Physikern laufen, „soll niemand glauben, das wäre Physik-light“, warnt Rolf Möller. Auch ohne ein ausgeprägtes Verständnis für Mathematik gehe es nicht.

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Magdulin Dwedari kann das bestätigen. Die Doktorandin, die ihre Kindheit in Deutschland verbrachte, suchte und fand die Energy Science 2012 Syrien. „Physik hat mich interessiert, ich wollte etwas mit Energie machen“, sagt sie. „Am Anfang bin ich mit der Schulmathematik gut klar gekommen, die weiteren Mehrhoden habe ich dann hier gelernt.“ In ihrer Dissertation beschäftigt sie sich nun mit der Fotovoltaik der nächsten Generation.

Energy Science-Studierenden sind extrovertierter

Unterschiede zu den Physikern seien trotz vieler Parallelen schnell sichtbar geworden, berichten die Professoren. „Die Energy Science-Studierenden sind extrovertierter, darauf legen wir auch Wert. Sie müssen früh Vorträge halten, öffentlich auftreten.“ Die internationale Ausrichtung fördert diese Talente. Ebenso wie ein mindestens zweimonatiges Industriepraktikum ist ein Auslandsjahr Bestandteil des Studiengangs. Das kann am Partner-Hochschulen in Budapest, Honkong, Trondheim, Eindhoven, Porto Alegre (Brasilien), Taiwan oder Rejkjavik absolviert werden. „Das ist auch deshalb spannend, weil dort etwa das Thema Kernenergie völlig anders diskutiert wird als in Deutschland“, berichtet Magdulin Dwedari, die Ungarn wählte. „Die Finanzierung des Aufenthalts kann in Europa über das Erasmus-Programm erfolgen, für die anderen Zielländer gibt es Stipendien und Sponsoring der Industrie“, erklärt Dietrich Wolf.

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Obwohl die mathematischen Inhalte zuletzt ein wenig „abgespeckt“ wurden, sei es „ein schwer zu studierendes Fach“, sagt Rolf Möller. Die Vorteile: Mit durchschnittlich 30 Studierenden pro Semester geht es in der Energy Science im Vergleich zu den Massenstudiengängen geradezu familiär zu. „Das Pensum ist schon enorm“, sagt auch Magdulin Dwedari, „aber die Möglichkeiten bei der Berufswahl sind sehr gut. Viele meiner Kommilitonen promovieren nun in der Industrie.“