Duisburg. Ein Krisenteam hat sich gebildet, die Polizei ermittelt: Ein 14-jähriger Schüler hat den Schulleiter einer Hauptschule in Duisburg angegriffen.

Kein ganz normaler Dienstag an der Gemeinschaftshauptschule Gneisenaustraße in Duisburg-Neudorf. Ihre Webseite haben sie vorübergehend aus dem Netz genommen, ein Fernsehteam steht vor dem Schultor. Am Tag zuvor wurde publik, dass hier ein 14-Jähriger den kommissarischen Schulleiter geschlagen hat: Ein Hauptschüler attackiert eine Respektsperson.

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Die Polizei wurde am Donnerstag, 29. August, gegen halb elf in die Schule gerufen. Hier hatte der 14-jährige Schüler den Schulleiter geschlagen. Dieser ließ sich nach Angaben der Polizei medizinisch behandeln und erstattete Anzeige.

Ein Fernsehteam steht morgens um 8 Uhr vor der Gemeinschaftshauptschule in Duisburg Neudorf.
Ein Fernsehteam steht morgens um 8 Uhr vor der Gemeinschaftshauptschule in Duisburg Neudorf. © Annette Kalscheur

Schulleiter geschlagen – Duisburger Schüler wird vorgeladen

Für die Polizei handelt es sich um eine „einfache vorsätzliche Körperverletzung“, erklärt Pressesprecherin Stefanie Bersin. Der Schüler werde zeitnah zur Vernehmung vorgeladen, um den Sachverhalt zu klären.

Der Schulleiter selbst durfte sich auf Anordnung der Bezirksregierung Düsseldorf nicht zum Fall äußern. Die Schule sei damit beschäftigt, den Vorfall aufzuarbeiten und den Schulbetrieb zu normalisieren, erklärt eine Sprecherin der Bezirksregierung.

Stadt und Bezirksregierung haben ein Krisenteam eingesetzt

Die Stadt Duisburg erklärt in einer Stellungnahme, dass man parallel zum strafrechtlichen Verfahren ein Krisenteam eingeschaltet habe. Daran beteiligt seien die Schulaufsicht der Bezirksregierung, Schulpsychologen, Polizei und Jugendamt sowie das Amt für schulische Bildung als Träger.

Der Jugendliche werde bereits von der Jugendgerichtshilfe des Jugendamtes beraten und begleitet. An der Schule werde ein Thementag zur Konfliktbewältigung und zur Sensibilisierung für verschiedene Formen von Gewalt geplant, heißt es aus der Bezirksregierung.

Schüler haben von dem Ereignis „auf Google“ gelesen

Die Rückseite der Gneisenauschule in Duisburg am Dienstag.
Die Rückseite der Gneisenauschule in Duisburg am Dienstag. © Annette Kalscheur | Annette Kalscheur

Die Hauptschule ist in einem riesigen alten Gebäude untergebracht, der Schulhof ist flankiert von Bäumen und einem Trumm von Bunker, eine Klasse ist in einem Container untergebracht.

Um 7.55 Uhr schallt die Schulklingel über den Hof, die letzten Schüler trotten auch um viertel nach acht noch in die Schule. Im Flur ist es total ruhig, Lernatmosphäre an einer Schule, deren Tage gezählt sind: Nur noch drei Jahrgänge werden beschult, die Schule läuft aus.

Schüler, die man anspricht, wissen nicht mehr, als sie „auf Google“ gesehen haben. Ihr Interesse an den Medien ist groß, noch größer aber die Befürchtung, dass ihre Schule wieder abgestempelt wird. Weil es so typisch ist.

Stadtsprecherin spricht von Einzelfällen

Erst ein halbes Jahr ist es her, dass Feuerwehr und Polizei zur Schule eilten, weil ein Unbekannter Reizgas im zweiten Stock versprüht hatte. 250 Schüler mussten das Gebäude verlassen, neun wurden notärztlich behandelt.

Susanne Stölting, Pressesprecherin der Stadt Duisburg, betont, dass es sich um Einzelfälle handele, der letzte bekannte Gewaltfall liege bereits einige Jahre zurück. Sie schränkt allerdings ein, dass nicht alle Fälle bekannt sein müssen, weil Lehrer und Schulaufsicht je nach Schwere der Tat nicht alle melden.

582 Straftaten an Duisburger Schulen

Im vergangenen Jahr wurden 582 Straftaten an Schulen und anderen Bildungseinrichtungen gezählt, das sind knapp 1,4 Prozent aller in Duisburg registrierten Straftaten (externer Link). Körperverletzungen und andere sogenannte Rohheitsdelikte wurden 136 mal begangen, außerdem acht Raubdelikte und 26 Fälle von Bedrohung.

Der Löwenanteil fällt auf Diebstähle: Insgesamt 247 mal wurde etwas geklaut, darunter 77 mal ein Fahrrad. Der Kriminalitätsbericht der Polizei Duisburg beinhaltet außerdem 87 Sachbeschädigungen an Schulen sowie 28 Rauschgiftdelikte.