Duisburg. Duisburg hat ein Imageproblem. Der schlechte Ruf schreckt Investoren und Arbeitnehmer ab. Wie das Duisburger Stadtmarketing gegensteuern will.
Mafia-Morde. Loveparade-Katastrophe. Marxloher Parallelwelten. Duisburg hat hierzulande einen miserablen Ruf. Es gibt kaum eine deutsche Großstadt mit schlechterem Image, und nur wenige Duisburger würden das bestreiten. Das ist auch ein wirtschaftliches Problem: „Es hält Arbeitnehmer und Studenten, Familien und Investoren davon ab, nach Duisburg zu kommen“, klagt Alexander Kranki. Der Geschäftsführer der Agentur Krankikom zählte zu den 120 Bürgern, die am Donnerstagabend auf Einladung von Duisburg-Kontor Strategien gegen das aktuelle Duisburg-Bild diskutierten. Ihnen stellten die Entscheider der städtischen Tourismus- und Marketingtochter auch drei Entwürfe für einen Duisburg-Slogan („Wort-Bild-Marke“) vor:
Die meisten Gäste aus Wirtschaft und Vereinen, Rathaus und Stadtgesellschaft in der Mercatorhalle dürften derselben Ansicht wie Sören Link sein: „Ich will unsere Probleme nicht kleinreden“, sagte der Oberbürgermeister, „aber Duisburg steht heute oft zu Unrecht schlecht da.“ Seiner Ansicht nach werde inner- und außerhalb der Stadt etwa zu wenig darüber geredet, „dass wir die niedrigste Arbeitslosenquote seit 1992 haben“. Link hatte auch darum 2016 den Leitbild-Prozess angestoßen, aus dem heraus Duisburg-Kontor im Februar damit beauftragt wurde, eine Marketing-Strategie für Duisburg zu entwickeln.
Siebenköpfige Jury wählt „Wort-Bild-Marke“ für Duisburg aus
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„Das wird ein Mitmach-Marathon, ein langer Prozess“, meint Kai U. Homann, Kontor-Bereichsleiter Tourismus. Die nächste Station: Eine siebenköpfige Jury (siehe Kasten) wird in den kommenden Wochen entscheiden, mit welcher Kombination aus Slogan und Logo die Stadt und die hiesigen Unternehmen künftig werben wollen, auf Webseiten und Briefpapier zum Beispiel: „So können wir die Reichweite auch ohne großes Budget verhundertfachen“, hofft Homann.
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Acht Agenturen hatten Entwürfe für die „Wort-Bild-Marke“ eingereicht, so Homann, „drei aus Duisburg sind übrig geblieben“. Homann und Kontor-Chef Uwe Kluge zeigten deren Ideen in der Mercatorhalle zwar kurz, wollten sie aber nicht diskutieren: „Besonders Duisburg“ (ein Beispiel: Duisburg ist „Besonders stark“), „Duisburg. Echt. Gut.“ und „Duisburg ist echt“ (zum Beispiel „Duisburg ist echt grüner“).
„Nach dem Duisburger Hafen würden sich andere die Finger lecken“
Wie eine Markenidee dann mit Leben gefüllt werden kann, erläuterte Professor Enno Scholl von der Jade Hochschule in Wilhelmshaven. Er hatte als Experte und Jury-Mitglied gelungene Kampagnen (Wattenmeer und Amsterdam) und schlechte Imagefilme (Delmenhorst und Niedersachsen) mitgebracht. Sein Rat: „Erzählen Sie echte, emotionale Geschichten und arbeiten Sie mit starken, positiven Bildern.“
Es sei auch eine Möglichkeit, „selbstbewusst selbstironisch aufzutreten“ – jedoch Pflicht, Wege „aus der Jammerspirale zu finden“ und Alleinstellungsmerkmale zu betonen: „Nach dem Duisburger Hafen zum Beispiel würden sich andere Städte die Finger lecken.“ Die Leitfrage müsse sein: „Was haben Sie, was andere Städte nicht haben?“
„Duisburg sendet zu wenig positive Botschaften“
Die „sehr gute Anbindung an mehrere Autobahnen, das Bahnnetz und den Flughafen“ sei ein solcher Standortvorteil, warf Galeristin Susanne Breidenbach in einer von zwölf Arbeitsgruppen ein. Tenor hier: „Alle, die mal hier waren, waren von Duisburg positiv überrascht“ (Hendrik Trappmann, Amt für Stadtentwicklung) und „Duisburg sendet zu wenig positive Botschaften“ (Haniel-Direktorin Jutta Stolle).
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Um Investoren in die Stadt zu locken, müssten hier erfolgreiche Unternehmer einbezogen und wesentliche Stärken betont werden: die Vorteile des Logistik- und Wissenschaftsstandorts, die gute Verkehrsanbindung und die großen Wohnungsbauprojekte.
Dass es in Duisburg gute Geschichten zu erzählen gibt, verdeutlichte Veronika Henschel-Grontzki. Die Direktorin des Intercity-Hotels am Hauptbahnhof berichtete, die Zahl zahlungskräftiger Fahrradtouristen steige „fast von Tag zu Tag“. Seit etwa zwei Jahren sackten wegen der Radler die Belegungszahlen am Wochenende in ihrem Hotel nicht mehr ab: „Wir haben inzwischen richtigen Tourismus hier.“