Der 52-jährige Uwe Kluge ist seit dem 1. September Chef der Marketing- und Tourismusgesellschaft Duisburg-Kontor. Er will für Duisburg werben.
In seinem Büro hängt noch ein großer Duisburg-Stadtplan zur Orientierung. Seit 1. September ist Uwe Kluge Chef im Duisburg-Kontor.
Sind Sie angekommen in Duisburg?
Ja, wir haben schon im August unseren Wohnsitz hierher verlegt. Wir sind mit offenen Armen und offenen Herzen empfangen worden. Ich stelle fest, dass die Mentalität an Rhein und Ruhr anders ist als in Bremen. Denen sagt man eine gewisse Verschlossenheit nach. Wir sind gleich nebenan in Mülheim gelandet. Wir haben in Duisburg gesucht, aber es hat leider nicht geklappt. Es ist auch schon etwas Besonderes, wie hier die Städte ineinander übergehen. Das wusste man. Es zu sehen, ist aber schon etwas Anderes.
Sie kommen aus dem Markt- und Großmarktbereich in Bremen. Sind Sie schon mal über Duisburger Märkte gelaufen?
In Rheinhausen war ich schon, kommende Woche habe ich einige Termine. Duisburg ist die Stadt mit der höchsten Wochenmarktdichte. Ich kenne auch schon einige Märkte, wenn ich früher den Kollegen Joppa (Anm. der Redaktion: Vorgänger Kluges als Duisburg-Kontor-Chef) hier besucht habe, haben wir uns Märkte angesehen. Es gibt hier ein starkes Marketing für die Märkte und einen Kümmerer. Was hier gemacht wurde, ist bundesweit fast eigenartig.
Das Marktwesen kennen Sie aus dem Effeff. Wie nehmen Sie die Tourismuswerbung in Duisburg wahr? Auch das ist Aufgabe von Duisburg-Kontor.
Duisburg hat erkannt, dass Tourismus und Städtetourismus ein Standbein ist. Das war davor nicht so. Was hier in den vergangenen Jahren auch mit der neuen Gesellschaft gemacht wurde, ist à la bonheur. Die Übernachtungszahlen sind trotz der Zuwächse steigerungsfähig. Da ist Luft nach oben. Aber die steigenden Zahlen stimmen mich zuversichtlich. Tourismus wird sicher einer der zentralen Aufgaben für mich. Jetzt gilt es, eine Strategie zu entwickeln, wie wir uns zukünftig als Stadt Duisburg aufstellen wollen.
Duisburg führt ja die Leitbild-Diskussion und fragt sich, was sind wir eigentlich?
Das werden wir aufgreifen. Dieser Masterplan-Prozess in Duisburg ist richtig gut. Er ist breit angelegt. Es ist auch richtig so, dass sich da alle einbringen müssen. Mit Geist, mit Ideen, mit einem klaren Konzept und daraus folgend kann vielleicht eine Kampagne starten.
So ganz weiß man aber noch nicht, wer und was wir sind. Sind wir Hafenstadt, sind wir Industriestadt?
Also, wir sind die Stadt von Wasser und Feuer. Darauf kann man aufbauen. Das klingt prägend, authentisch für die Stadt. Es wäre töricht, diese Themen nicht zu bearbeiten und zu transportieren. Was man jetzt machen muss: sich profilieren. Wenn jemand hierher kommt, muss er sagen, ja das ist Duisburg. Da sind wir noch nicht und wir müssen mit Charme, Authentizität und vielleicht Witz auftreten. Wir müssen auch kreativ sein.
Braucht es einen Slogan?
Es muss etwas sein, mit dem sich viele identifizieren. Wir müssen gezielt vorgehen, Duisburg hat nicht so viel Finanzmöglichkeiten. Es geht darum, dass alle mitmachen, dass verstanden wird, wenn nicht gerade mein Haus, mein Museum, mein Hotel heute auf dem Prospekt vorne draufsteht, sondern es geht um eine gemeinsame Linie, die alle benutzen können. Wir müssen uns in einer Sprache nach außen hin artikulieren. Es hat keinen Zweck, dass einer allein losläuft.
Können Sie schon Stärken der Stadt, identitätsstiftende Faktoren nennen?
Stadt von Wasser und Feuer sagt viel. Duisburg hat den größten Binnenhafen der Welt. Es wäre nicht klug, diese Wasserlagen und alles, was daran hängt, nicht zu erwähnen, auch was verbesserungswürdig ist wie die Marina. Auch Duisport ist ein Pfund. Duisburg ist das Ende der Seidenstraße. Das Chinafest kommt 2020 nach Duisburg. China wird die größte Zahl an Touristen weltweit haben. Da ist es an uns, Angebote zu machen. Duisburg hat den Landschaftspark. Das ist auch ein absolutes Pfund, auch die Veranstaltungen dort. Der Park ist multifunktional. Da ist noch die Frage, ob man das Thema Wasser und Landschaftspark verbinden kann, der Rhein-Herne-Kanal ist nur zwei Kilometer entfernt. Was ich nur sehe ist, dass in Duisburg, am Rhein, viele Flächen am Wasser blockiert sind.
Ruhrort ist auch ein Thema. Da haben wir ein authentisches Quartier. Das ist für mich ein Kleinod. Das ist typisch Duisburg. Ich gucke auf die Karte, sehe was möglich ist. Es gibt schon einen Flyer, das ist ein erster Baustein. Aber wir müssen dort nicht aufbauen, was wir nicht sind.
Duisburg-Kontor ist auch der Allrounder für die vielfältigsten Veranstaltungen in der Stadt.
Ich habe schon Jazz aufm Plazz eröffnen dürfen. Das ist schon eine qualitative Top-Veranstaltung. Wir haben da auch eine Verantwortung. Das ist etwas Anderes als ein Auswärtiger, der kommt und seinen Schnitt machen will. Aktionen wie das Weinfest sind wunderbare Veranstaltungen und man kann die Innenstadt genießen. Das ist nicht der Bremer Marktplatz als Weltkulturerbe, ja, aber der hat übrigens auch seine Probleme. Aber wenn man hier auf dem König-Heinrich-Platz steht und schaut aufs Grün, aufs Theater, links moderne Stadt, rechts historische Stadt: Da hat Duisburg einen wunderschönen Platz. Und darunter ist ein Riesenparkplatz. Wo gibt es das denn sonst? Toll! Wir haben ganz viele Angebote für die Duisburger. Auch für den kleinen Geldbeutel. Da kann jeder hingehen.
Wie wichtig ist für Sie die Innenstadt?
Innenstadt ist wichtig. Überall. Immer. Die Achse Hauptbahnhof bis Innenhafen ist ebenfalls wichtig. Das Wasserviertel ist ein toller Stadtteil. Dann gehen sie weiter zu den Grachten und den Innenhafen. Wir müssen die Wege kürzer machen, das besser anbinden. Da wird auch das Mercatorquartier wichtig.
>>>ZUR PERSON: UWE KLUGE
Uwe Kluge ist gebürtiger Bremer, 52 Jahre alt und Sohn eines Binnenschiffer-Ehepaares. Er studierte Produktionstechnik in Bremen. 1996 übernahm er die Geschäftsführung der Großmarkt Bremen GmbH, die auch für zahlreiche Großveranstaltungen zuständig war.
Im Zuge einer Neuordnung von Geschäftsbereichen von Geschäftsbereichen der Wirtschaftsförderung hatte er einen Teil der Kompetenzen verloren. „Das war nicht gerade motivationsfördernd“, hatte Kluge gegenüber dem Weser-Kurier seinen Wechsel begründet.
„Der Rhein riecht anders als die Weser“
Bremen und Duisburg. Beide Städte haben Parallelen, aber auch Gegensätze. Dazu ein paar Wortpaarungen für den Alt-Bremer und Neu-Duisburger Uwe Kluge:
Weser und Rhein
Die Weser ist die kleine Schwester von Vater Rhein. Ich komme ja aus der Schifffahrt, meine Eltern und Großeltern waren Partikuliere. Ich habe früher immer vorne am Schiff gestanden und weiß: Flüsse riechen alle anders.
Werder Bremen und MSV
Beides Sympathieträger. Ich bin vor zehn Jahren hier im Stadion gewesen. Da hat Werder sechs oder sieben zu null gewonnen. Ich habe kaum gesessen, da stand es schon zwei zu null.
Roland und Lifesaver
Da würde ich sagen der Roland und der Roland. Denn beide Städte haben einen Roland. Der Duisburger Roland am Rathaus ist nicht viel kleiner, der ist nur eingemauert.
Schlachte (Gastronomiemeile an der Weser) und Innenhafen
Parallelen sind da. Der Innenhafen hat dazu neben der Gastronomie auch das Wohnen und moderne Bürogebäude. Für beide gilt: Raum an Wasserflächen nutzen.
Bremerhaven und Duisburger Hafen
Beide leisten hervorragende Hafenwirtschaftsarbeit und sind weltweit anerkannt. Die beiden Städte können Hafen.