Duisburg. Christoph Breitmar ist 2012 aus Dresden nach Duisburg gekommen und war zuerst in Hochfeld aktiv. Im neuen Atelier kann er in Ruhe experimentieren.

Das künstlerische Biotop, das sich versteckt in einem alten Fabrikgebäude in Kaßlerfeld entwickelt hat, ist für Christoph Breitmar „ein Glücksfall“. „Ich hätte nie gedacht, dass ich nach meiner Zeit in Ostdeutschland so ein preiswertes Atelier bekomme. Der Clou ist: Ich kann hier auch wohnen.“

Da ist er allerdings der einzige von fünf Künstlern auf seiner Etage. Entdeckt hatte das Gebäude der israelische Bildhauer Gil Shachar, der in Tel Aviv und Duisburg lebt. Der gebürtige Willicher Christoph Breitmar ist nach seinem Studium in Weimar und Dresden als Meisterschüler von Christian Sery 2012 nach Duisburg gekommen. „Berlin wurde mir zu spooky, und das Atelier wäre teurer gewesen als die Wohnung.“ Mit seiner Freundin lebte er zunächst in Ruhrort und eröffnete 2013 den nichtkommerziellen Kunstraum Hong Kong Derrick Barge.

Im Kunstraum in Duisburg-Hochfeld wurden Kontakte geknüpft

Durch das Ausstellungsprogramm im Kunstraum habe er Kontakte in Duisburg und Köln knüpfen können, sagt der 39-Jährige. Andererseits seien es anstrengende Jahre gewesen, so hätten die eingeladenen Künstler auch fast immer in der Privatwohnung übernachtet. Zudem hat Breitmar mit der Duisburger Künstlerin Claudia Thümler Ausstellungen im Ludwigturm im Innenhafen kuratiert.

Die Grundierung für seine Bilder sprüht Christoph Breitmar auf große Stoffbahnen.
Die Grundierung für seine Bilder sprüht Christoph Breitmar auf große Stoffbahnen. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

„Hier ist es echt cool, ich habe in den letzten zwei Jahren mal nicht nur für andere gearbeitet“, sagt er mit Blick ins ruhige, große Atelier in dem Gebäude, das die Nutzer bewusst nicht öffentlich machen wollen und sich deswegen auch nicht an den „Offenen Ateliers“ beteiligen.

2018 bekam Breitmar ein Arbeitsstipendium der Kunststiftung NRW. „Eine wilde, interessante, spannende Stadt“, sagt er über Duisburg. Nach zweieinhalb Jahren habe er Dresden nicht mehr sehen mögen. „Zu viel Zuckerguss, es ist wie in einem Museum zu leben.“ Während er in Duisburg meistens mit dem Fahrrad unterwegs ist, sieht er den öffentlichen Nahverkehr als großes Minus im Ruhrgebiet. „12 Euro nach Bochum!“

Jüngste Ausstellung war in Bochum

Im Bochumer „Neuland“ an der Rottstraße 15 hatte Breitmar gerade eine Ausstellung im Rahmen der „bobiennale“, zuvor waren seine Bilder in der Cubus-Kunsthalle und 2018 bei der „Wahlverwandtschaften“-Ausstellung im Lehmbruck-Museum zu sehen. Auf diesen großen, Arbeiten verbindet er auf hellem, matten Untergrund zart gesprühte Farbe mit glasklaren, glänzenden Flächen in geometrischen und architektonischen Formen aus Epoxidharz. So entstehen sehr zurückhaltende Bilder, die dennoch einen spannungsreichen Raum bilden: Stumpfe Partien mit „wolkig“-schwebenden Strukturen treffen auf glänzende, exakt begrenzte Formen, die eine große räumliche Tiefe haben. Und zugleich die Oberfläche betonen.

Die Bilder im Hintergrund sind gerade von einer Ausstellung in Bochum zurück gekehrt, vorne stehen ältere Arbeiten.
Die Bilder im Hintergrund sind gerade von einer Ausstellung in Bochum zurück gekehrt, vorne stehen ältere Arbeiten. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Ein technischer Rückschlag muss bewältigt werden

Die Technik ist durchaus heikel, gerade muss Breitmar einen Rückschlag verkraften, weil der Hersteller des Industrieproduktes Epoxidharz die Textur geändert hat. Für seine Arbeit darf das Harz aber weder zu flüssig noch zu fest sein noch zu schnell trocknen. Da stößt der Künstler bei seinen großen Formaten und der Fragilität der Oberfläche an Grenzen.

In anderen Arbeiten experimentiert Breitmar etwa mit Epoxidharz und Blasenfolie, die sich zu festen Objekten verbinden, auch ein ausgehärteter Boxershort im Atelier gehört zur Reihe der „Harz-Experimente“. Früher habe er mal mit Öl gemalt, was er inzwischen aber aufgegeben habe, sagt Breitmar.

Zukünftige Projekte? Breitmar denkt über Auslands-Residenzen nach. Lissabon? Reykjavik? Tel Aviv? Das muss sich noch entscheiden.