Duisburg-Mitte. Nicht nur jüdische Kinder besuchen den Kindergarten der jüdischen Gemeinde in Duisburg. Freitags feiern sie gemeinsam Sabbat.

Der 27. Aw 5769 ist ein bedeutendes Datum für die jüdische Gemeinde Duisburg. Damals, dem gregorianischen Kalender entsprechend am 17. August 2009, eröffnete der erste jüdische Kindergarten in der Stadt. Mit Vertretern von Stadt und Politik, der Kirche und Angehörigen der jüdischen Gemeinde feierten die 53 Kinder am Dienstag den zehnten Geburtstag ihres Kindergartens.

Ein Lebensprojekt für Jaques Marx, der sich für die Gründung eingesetzt hatte. „Das war in meiner 40-jährigen Arbeit für die Gemeinde mit die wichtigste Angelegenheit. Menschen jüdischen Glaubens sollen eine jüdische Zukunft haben, denn so geben sie den Glauben an ihre Kinder weiter“, sagt der Ehrengast.

Die Kinder dürfen mitentscheiden

Die jüdischen Einflüsse springen Besuchern nicht direkt ins Auge. Doch die Namen der Räume sind auch auf hebräisch geschrieben, an der Wand hängt ein hebräischer Kalender mit seinen 13 Monaten, in einer Vitrine liegt die Thora. Die Geschicke des Kindergartens leitet seit fünf Jahren Viktoriya Ladyzhensky. Sie legt viel Wert auf die Teilhabe der Kleinen: „Die Kinder dürfen nachmittags selbst entscheiden, mit wem sie spielen und in welchem Raum. Auch bei Projekten, die den Kindergarten betreffen, dürfen sie mitentscheiden“, erklärt sie.

Am 27. Aw 5769 wurde der Kindergarten nach hebräischem Kalender eröffnet. Hier hängt er mit seinen 13 Monaten an der Wand.
Am 27. Aw 5769 wurde der Kindergarten nach hebräischem Kalender eröffnet. Hier hängt er mit seinen 13 Monaten an der Wand. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Nicht nur jüdische Kinder besuchen die Einrichtung, die Hälfte ist nichtjüdischen Glaubens. Probleme gibt es dadurch keine, auch nicht beim Essen: „Wir servieren nur koscheres Essen, das kommt der Zubereitung im Islam sehr nah. Wir beten zudem jeden Morgen, am Freitag feiern wir den Sabbat. Das ist nicht nur für jüdische Kinder interessant, denn teilweise leben die Eltern den Glauben zu Hause gar nicht“, sagt Ladyzhensky.

Bedrohungen blieben bisher aus

Bedrohungen gab es zum Glück noch nicht. „Unsere Telefonnummer ist nicht öffentlich, wenn überhaupt geht sowas direkt an die jüdische Gemeinde. Wir haben nur mal einen Scherzanruf einiger Jugendlicher erhalten.“

Wenn die kleine Maria nach Hause kommt, begrüßt sie ihre Familie mit „Schalom“. Petr Zingermann hat sich diesen Kindergarten für seine beiden Enkelinnen gewünscht: „Ich möchte, dass die Kinder ein Teil der Atmosphäre hier werden und nach jüdischen Werten und Normen erzogen werden“, sagt er. Zingermann selbst lebt den jüdischen Glauben mit Stolz und unterstützt deswegen das Konzept des Kindergartens.

Dass die Tochter von Livia Oberbarnscheidt in diesen Kindergarten geht, war jedoch ein Zufall. Sie hatte für ihre Frida nur im jüdischen Kindergarten einen Platz bekommen. Was sie hier jedoch sehr schätzt, sind die kleinen Gruppen. „Die Betreuung der Kinder gefällt mir besonders gut“, sagt sie.