Das kleine internationale Klavierfestival der Jüdischen Gemeinde wurde mit unbekannten und populären Stücken eröffnet. Programm bis Mittwoch.

Ohne die großen Leistungen jüdischer Künstler sähe die europäische Kultur anders aus. Und gewiss nicht besser. Daran, aber auch an die eigene, in Israel gepflegte Musikkultur möchte die Jüdische Gemeinde Duisburg-Mülheim/Ruhr-Oberhausen mit einem kleinen, aber feinen Internationalen Klavierfestival erinnern, das unter dem Titel „Menorah“ in Anspielung an den siebenarmigen Leuchter bis Mittwoch im Gemeindezentrum am Springwall zu erleben ist.

Die Betonung der Internationalität weist darauf hin, dass die Einflüsse jüdischer Künstler an keine Grenzen gebunden, aber auch nicht als Einbahnstraße zu verstehen sind, sondern dass gerade ein beiderseitiger Austausch zum lebendigen und hohen Niveau der europäischen Musikkultur beigetragen hat. Davon konnte man sich gleich im Eröffnungskonzert überzeugen, das trotz hochsommerlicher Temperaturen am zeitlich nicht sehr günstigen Sonntagnachmittag ein erfreulich großes Publikum anziehen konnte.

Die drei Interpreten des Konzerts pflegen zwar enge Verbindungen zu Israel, sind zum Teil auch beruflich damit verwurzelt, wirken aber auch außerhalb ihres Landes. So der gebürtige Israeli Albert Mamriev, der in Tel Aviv und in Deutschland studierte und heute in beiden Ländern aktiv ist. Ähnliches gilt auch für die drei zeitgenössischen Komponisten, die er vorstellte. Etwa die 1974 geborene Orit Wolf, die mit „Associations“ zu hören war, einem erfreulich persönlich geprägten Werk, das romantische Klavier-Traditionen im Umfeld von Liszt mit elegisch-jüdischen Essenzen verband. Harmonisch kühner, teilweise auch aggressiver geht es in Noam Scheriffs Klavierstück „For Ella“ zu, und reizvolle Klangfärbungen prägen den langsamen Satz aus dem Klavierkonzert des vor drei Monaten verstorbenen Nestors der israelischen Musik Ami Maayani, dem sich der Solist besonders eng verbunden fühlte.

Rückblick ins 19. Jahrhundert

Nach diesen drei Ausflügen in eine hierzulande noch nicht besonders bekannte Szene der israelischen Musik, blickte Albert Mamriev mit Werken des Russen Anton Rubinstein und des Franzosen Charles Valentin Alkan ins 19. Jahrhundert zurück. Alle Beiträge führte Mamriev so überzeugend aus, dass man ihm glaubt, wie tief sein Herz für die jüdisch inspirierte Musik schlägt.

Aus Frankreich angereist kam das Klavier-Duo Svetlana Eganian & Yolande Kuznetsov, das nach der Pause in homogener Eintracht mit populären Werken für Entspannung sorgte. Darunter Griegs 1. Peer-Gynt-Suite, Sätze aus Tschaikowskys „Nussknacker“-Ballett und Paradestücke von Aram Khatchatourian und George Gershwin. Komponisten, die, abgesehen von Gershwin, zwar keine jüdischen Wurzeln aufweisen, die aber die Internationalität des Festival-Themas unterstreichen.

Heute, Dienstag, um 19 Uhr wird das Festival fortgesetzt mit dem russischen Pianisten Yuri Bogdanov und dem italienischen Klavier-Duo Cesare Chiachhiaretta & Filippo Arlia und Werken von Bach und Piazzolla, bevor es morgen, Mittwoch, ebenfalls um 19 Uhr, mit dem Pianisten Giuliano Adorno sowie dem Duo Alexander Hülshoff (Violoncello) und Andreas Frölich (Klavier) schließt.