Duisburg-Rahm. Der Rahmer Bach ist ausgetrocknet. Trotzdem gilt er weiter als Hochwassergefahr für Rahm. Wie das sein kann, und was aus den Holzbrücken wird:

Sie ist noch gar nicht da, die neue Brücke über den Rahmer Bach, und hat schon eine Debatte ausgelöst über ihre Sinnhaftigkeit: Denn die neue Brücke bauen die Wirtschaftsbetriebe (WBD) aus Gründen des Hochwasserschutzes – dabei ist der Rahmer Bach ausgetrocknet. Trotzdem sind die WBD sicher: Das nächste Hochwasser in Rahm kommt bestimmt. Wie kann das sein? Eine Analyse:

So funktioniert die Entwässerung von Rahm

Zahlreiche Straßen im Ortsteil Rahm sind nicht an einen Kanal angeschlossen. Stattdessen läuft die Entwässerung hier in den Rahmer Bach: Regenwasser fließt von der Straße in den Bach und wird so aus dem Stadtteil herausgeleitet. Anders geht es nicht: Ein Umbau der Straßenentwässerung würde Millionen kosten; Geld, das die Anwohner über Anliegerbeiträge zum Teil selber bezahlen müssten. Für Uwe Linsen, Vorstand der WBD, steht fest: „Egal, wie viel Wasser drinsteht: Für die Entwässerung von Rahm brauchen wir den Bach. Deshalb sind 60.000 Euro gut investiertes Geld.“

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Was die Brücken damit zu tun haben

So viel kostet die neue Brücke, die zurzeit errichtet wird. Nötig wird das, weil die WBD die vier Holzbrücken über den Rahmer Bach als Hauptverursacher für das Hochwasser ausgemacht haben, das immer wieder Rahm unter Wasser setzt. Zuletzt 2018, als Tief Burglind so hohe Fluten hinterließ, dass die Straße Am Thelenbusch komplett unter Wasser stand. Steigt das Wasser, hängen die Brücken im Bach, noch bevor dieser über seine Ufer tritt. Äste und anderes Treibgut verfangen sich, es kommt zum Rückstau.

Warum der Rahmer Bach ein Problemfall ist

Dabei ist der Rahmer Bach eh schon zu klein für Starkregen: Querschnitt und Tiefe sind nicht auf große Wassermassen ausgelegt. Zum Ausbaggern ist weder Platz, noch wäre es erlaubt: Der Bach befindet sich in einem geschützten Gebiet (siehe Kasten). Die WBD dürfen also nicht einfach anrücken und das Bachbett ausräumen, denn dadurch würden Kleinstlebewesen getötet und die vorgegebene gute ökologische Qualität des Baches zerstört. Hinzu kommt ein Gefälle von gerade einmal 0,8 Promille – selbst wenn Wasser drin ist, steht das Fließgewässer kurz vor dem Stillstand. Und: Seit den 1950er Jahren sind in Rahm viele Häuser gebaut worden. Das ist problematisch, denn, wie es WBD-Vorstand Linsen ausdrückt: „Bebauung heißt immer Versiegelung. Wo vorher Feld war, ist kaum was runtergeflossen.“

Vergleichen Sie selbst: Rahm 1951 im Vergleich zu 2015

 
 
 

Warum der Rahmer Bach ausgetrocknet ist

Ende 2018 war Schluss mit Wasser im Bach: Das Umweltamt der Stadt Düsseldorf hatte die Stadt Duisburg aufgefordert, den Zufluss vom Dickelsbach in den Rahmer Bach zu kappen. Die Genehmigung für diese Verbindung war abgelaufen. Der Rahmer Bach verfügt allerdings über keine eigene Quelle – ohne Zufluss kein Bach.

Warum es trotzdem wieder Hochwasser geben wird

Dass der Rahmer Bach – von gelegentlichen, vorübergehenden Wasserständen nach Regen abgesehen – ausgetrocknet ist, bedeutet nicht, dass es in Rahm kein Hochwasser mehr geben wird. „Das, was wir früher mal einen Jahrhundertregen nannten, kommt fast jedes Jahr wieder“, sagt Uwe Linsen. Ist der nächste Starkregen stark genug – der Deutsche Wetterdienst bezeichnet so Regenfälle ab einer Menge von 15 Litern pro Quadratmeter in einer Stunde – dürfte auch der Rahmer Bach wieder über seine Ufer treten. Auch, weil dann ein Zufluss hinzukommt, der sich sonst kaum bemerkbar macht: Der Wald in den Rahmer Benden, ein Niedermoor, wird im Rahmen eines Naturschutzprojektes wiedervernässt. Dieser durchnässte Boden kann bei Starkregen kein weiteres Wasser aufnehmen – das dann von dort Richtung Rahmer Bach fließt.

Die Zukunft der Brücken

Vier historische Holzbrücken führen über den Rahmer Bach. Noch: Ihre Nachfolger werden aus Metall sein, und nicht jede Brücke bekommt einen. Eine wird derzeit ersetzt und höhe gelegt; nach Ansicht der Wirtschaftsbetriebe handelt es sich um die auf Höhe Am Thelenbusch 85 um die einzige Brücke, die verkehrlich relevant ist: Dort befindet sich auch eine Bushaltestelle. Die Lügenbrücke soll noch dieses Jahr ersetzt und dabei ebenfalls erhöht werden. Entfernt wird die Brücke auf Höhe der Hausnummer 95. Die Zukunft der letzten Brücke, bei Nummer 55, entscheidet sich nach dem ersten Starkregen nach dem Umbau der übrigen Brücken.

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Wird der Rahmer Bach wieder fließen?

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, dazu gibt es zurzeit noch keine Angaben. Gespräche mit der Stadt Düsseldorf laufen. Die Zielsetzung dieser Gespräche ist klar, bekräftigt WBD-Vorstand Linsen: „Wir wollen wieder Wasser im Bach haben.“