Duisburg. Zum Weihnachtsmarkt sollen 147 Anti-Terror-Poller endlich fertig sein. Polizei und Feuerwehr sollen 17 versenkbare Pfosten anfunken können.

Die Anti-Terror-Poller rund um die Fußgängerzone sollten laut Dringlichkeitsbeschluss des Stadtrates im September 2017 etwa 700.000 Euro kosten und drei Monate darauf Teile des Weihnachtsmarktes schützen. Seither hat sich der Bau der Schutzanlagen immer wieder verzögert. Inzwischen rechnet die Stadtverwaltung mit Kosten in Höhe von bis zu 2,5 Millionen Euro. Sie wagt nun erneut eine Prognose: Bis zum Weihnachtsmarkt 2019, so das Ziel, sollen 130 feste und 17 versenkbare Anti-Terror-Poller endlich fertig sein. Die Steuerung der versenkbaren Pfosten durch Polizei und Retter ist aber noch nicht startklar.

Seit Herbst 2018 prägen mobile provisorische Sperren das Stadtbild wie andernorts Straßenkunst. Über die rot-weiß-gelben „Zuckerstangen“ machte sich schon Comedian Johann König lustig. Die Übergangspoller hatten an einigen Zufahrten zur Fußgängerzone Wassertanks und andere Hindernisse abgelöst. Diese sollten seit Ende 2016 Passanten auf der stark frequentierten Königstraße vor Anschlägen wie in Berlin, Nizza und Barcelona schützen, bei denen Terroristen mit Lastwagen in Menschenmengen gerast waren.

Anti-Terror-Poller: Verzögerungen durch Leitungen und Kanäle

Noch ohne Betonfundament: Die Poller-Baustelle an der Zufahrt zur Königstraße in Duisburg.
Noch ohne Betonfundament: Die Poller-Baustelle an der Zufahrt zur Königstraße in Duisburg. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

„Die Tanks hätten Fahrzeuge abbremsen und durch Aufprallgeräusche warnen können“, sagt Stadtsprecherin Susanne Stölting. Wirksamen Schutz vor fahrenden Lkw garantierten aber nur einbetonierte Barrikaden. 130 davon aber konnte kein Anbieter für 700.000 Euro errichten. Die Stadt engagierte einen externen Statiker, um die Wirksamkeit unterschiedlicher Systeme zu bewerten. Die Wahl fiel auf 90 Zentimeter hohe Edelstahl-Poller mit einem Durchmesser von 30 Zentimetern. Beim Aufprall sollen sie Fahrzeuge stoppen und so beschädigen, dass eine Weiterfahrt unmöglich ist.

Für die mächtigen Fundamente „waren aufwendige Suchschachtungen notwendig“, so Stölting. Der Einbau verzögerte sich obendrein, weil den Baggern vielerorts Leitungen und alte Kanäle in die Quere kamen.

Kein Baustopp: Beton muss wochenlang aushärten

Seit April baggern und betonieren die Arbeiter an 15 Stellen zwischen Mercator- und Kuhstraße, Stadttheater und Sonnenwall. Einige Geschäftsleute und Passanten irritiert ein vermeintlicher Baustopp. Eine Zwangspause, klärt Stölting auf: „Der Beton muss vier bis sechs Wochen aushärten.“ Wirt Asmir Lekovic etwa tröstet das nicht darüber hinweg, dass vor seiner Kneipe an der Hohe Straße „seit Monaten“ Gitter und ein Dixi-Klo stehen: „Hier setzt sich keiner mehr draußen hin.“ Er beklagt „30 bis 40 Prozent weniger Gäste.“

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Bereits unter der Erde sind an elf Zufahrten zur Königstraße die meisten der 17 hydraulischen Hightech-Poller. Sie haben dieselben Ausmaße wie die 130 sichtbaren hellgrauen Modelle. In Schächten unter schweren Klappen warten sie darauf, auf- und abgefahren zu werden. Die entsprechenden Schaltschränke müssen erst noch installiert werden, erläutert Stadtsprecherin Susanne Stölting: „Das Herunterfahren wird erst möglich sein, wenn alle Arbeiten abgeschlossen sind.“

Polizei und Feuerwehr: Bedienung über BOS-Digitalfunk

An den Zufahrten zur Königstraße wurden zwischen den festen Pollern die hydraulischen und kommunizierenden Säulen platziert.
An den Zufahrten zur Königstraße wurden zwischen den festen Pollern die hydraulischen und kommunizierenden Säulen platziert. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Dann sollen Polizisten, Feuerwehrleute und Rettungskräfte in ihren Einsatzwagen die mit Sendern ausgestatteten Säulen über Funk bedienen können. Das System wird mit BOS-Digitalfunknetz betrieben, welches Polizei und Feuerwehr ohnehin nutzen, so Stölting: „Fahrzeug und Poller kommunizieren miteinander. Sie können bei Bedarf auch von der Leitstelle aus alle gleichzeitig runtergefahren werden.“

Zu System- und Programmierungsdetails möchte sie keine Angaben machen, um jenen „keine Angriffspunkte zu bieten, die das System möglicherweise sabotieren wollen würden“. Auch die Polizei Duisburg will sich zurzeit nicht zum Betrieb äußern.

Anwohner sollen Coins erhalten

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Anwohner sollen die Säulen über einen Coin steuern können. Während der Ladezeiten werktags von 8 bis 11 Uhr sowie von 20 Uhr bis 22 Uhr bleiben die versenkbaren Poller ohnehin abgesenkt („Nullstellung“). Wer mit seinem Fahrzeug tagsüber durch muss, so Stölting, soll über die Säulen selbst Kontakt zu „einer Leitelle aufnehmen können, die rund um die Uhr besetzt ist. Von dort werden die Poller dann gesteuert.“

Polizisten und Retter soll das nicht stören, versichert die Stadtsprecherin: „Für sie sollen separate Sender und Empfänger verbaut werden, so dass die Vorrangschaltung durch die Sicherheitsbehörden gesteuert werden können.“ Wie (gut) das funktioniert, ist dann hoffentlich spätestens ab dem 14. November zu sehen. Dann öffnet der Duisburger Weihnachtsmarkt.