Duisburg/Essen. Die Polizei NRW musste in den letzten Wochen nur selten zu eskalierenden Hochzeitsfeiern und Autokorsos ausrücken. Es liegt wohl an den Ferien.

Die Zahl der Polizei-Einsätze, bei denen die Beamten wegen Autokorsos und eskalierter Hochzeitsfeiern ausrücken müssen, ist in den vergangenen Wochen deutlich zurückgegangen. In der vorvergangenen Woche gab es zwei Vorfälle, in der vergangenen gar nur einen am Samstag in Moers. Im Juni waren es auch schon mal 40 in nur einer Woche. Eine eindeutige Erklärung dafür gibt es nicht.

„Es kann natürlich mit den Ferien zusammenhängen“, sagt Wolfgang Beus, der im NRW-Innenministerium für Polizeiangelegenheiten zuständig ist. „Wir hatten auch einen deutlichen Rückgang während des Ramadans.“ Beus spricht für diesen Zeitraum von einer „Delle“.

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Duisburg bleibt NRW-weit die „Hauptstadt“

In Duisburg gab es seit Anfang Juli sogar gar keinen Einsatz mehr. Trotzdem bleibt die Stadt NRW-weit die „Hauptstadt“ für Autokorsos und eskalierte Hochzeitsfeiern. 36 Einsätze bilanziert das Innenministerium dort seit Beginn der offiziellen Zählung Anfang April, in Köln waren es bis heute 33, in Essen 22 und in Recklinghausen 19. Im Frühjahr sei den Ermittlungsbehörden die Erkenntnis gekommen: „Wir haben hier ein großes Problem und wir wollten wissen, wie groß es ist“, sagt Beus. Seitdem wird die Statistik gepflegt.

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Die absoluten Zahlen bewegen sich trotz des Rückgangs während des Ramadans und in den Sommerferien auf einem hohen Niveau: 266 sogenannte „Einsatz-Anlässe“ hatte die Polizei in NRW seitdem, in 109 davon rückten die Beamten wegen rücksichtsloser Autokorsos aus. In 60 Fällen alarmierten Anwohner die Einsatzkräfte wegen illegaler Schussabgaben, in 29 wurde das verbotene Abfeuern von Pyrotechnik vermeldet. Neben den Korsos mit einhergehenden Behinderungen oder Nötigungen anderer Autofahrer zählten die Beamten auch diverse „statische“ Delikte, von Parkverstößen bis hin zu Ruhestörungen.

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Innenministerium erstellt Lagebild seit Anfang Mai

Seit dem 10. Mai erstellt das Innenministerium ein sogenanntes Lagebild, um die Situation besser einschätzen zu können. Seitdem schrieben die Beamten 31 Strafanzeigen wegen Verkehrsverstößen. Hinzu kommen 58 Strafanzeigen wegen diverser anderer Delikte. Acht Führerscheine wurden beschlagnahmt, 29 Fahrzeuge noch an Ort und Stelle sicher gestellt. In allen Fällen müssen Staatsanwaltschaften nun über das weitere Vorgehen entscheiden. Die absolute Zahl der Strafanzeigen, beschlagnahmten Führerscheine und sichergestellten Autos dürfte noch höher liegen, weil der Zeitraum zwischen dem 1. April und dem 10. Mai hier noch nicht eingeflossen ist.

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Nimmt das Problem nach den Ferien wieder zu oder ebbt es ab, weil die kalte Jahreszeit bevorsteht? Darüber ließe sich nur spekulieren, sagt Beus: „Wir müssen abwarten, wie es nach den Ferien weitergeht und ob es dann wieder mehr wird.“ Offen bleibt auch, welchen Erfolg der in einer 5000er-Auflage an die einzelnen Präsidien verteilte „Hochzeits-Flyer“ des Ministeriums am Rückgang der Vorfälle hat. Die Tipps, die die Polizei darin in deutscher Sprache Hochzeitsgesellschaft gibt, sind eigentlich einleuchtend: „Provozieren Sie keine Staus“, heißt es da. Oder: „Führen Sie keine Waffen mit.“ Schließlich sollte dieser besondere Tag für das Brautpaar und seine Gäste „unbeschwert und störungsfrei“ verlaufen. Das gilt auch für alle anderen.