Duisburg/Essen. Thyssenkrupp-Konzernchef Kerkhoff bekommt Gegenwind: Stahlbetriebsratschef Nasikkol ist erbost über die Pläne für das Werk Duisburg-Hüttenheim.
Der Betriebsratschef der Thyssenkrupp-Stahlsparte, Tekin Nasikkol, hat mit scharfer Kritik auf die Pläne der Konzernführung für den Stahlstandort Duisburg-Hüttenheim mit rund 800 Arbeitsplätzen reagiert. Nasikkol sprach mit Blick auf das Werk, in dem Grobblech produziert wird, von „langjährigem Fehlmanagement“.
Der Betriebsrat wolle verhindern, dass der Standort Duisburg-Hüttenheim ein „Bauernopfer“ im Konzern werde, sagte Nasikkol. „Der Grobblechbereich wird vom Vorstand an den Pranger gestellt.“ Es sei falsch, den Standort Hüttenheim infrage zu stellen. „Das Produkt Grobblech hat Zukunft.“
Nasikkol deutete Widerstand gegen mögliche Einschnitte an. „Die Kolleginnen und Kollegen an allen Standorten sind verunsichert, aber dennoch immer bereit, zusammen mit der IG Metall für ihre Zukunft und sichere Arbeitsplätze zu kämpfen“, sagte Nasikkol.
Kerkhoff stellt Betriebe mit 9100 Jobs auf Prüfstand
Er fügte hinzu: „Keiner von uns sehnt sich nach einem zweiten Landschaftspark im Duisburger Süden.“ Der Landschaftspark Duisburg-Nord war nach dem Ende der Produktion im Hüttenwerk Meiderich entstanden. Dort endete Mitte der 80er-Jahre der Betrieb.
Thyssenkrupp-Vorstandschef Guido Kerkhoff hat angesichts roter Zahlen im Konzern angekündigt, mehrere Geschäfte „auf den Prüfstand“ zu stellen, die nach Einschätzung des Managements nicht wettbewerbsfähig sind. Betroffen sind Betriebe mit insgesamt rund 9100 Beschäftigten, darunter der Stahlstandort Duisburg-Hüttenheim sowie Werke aus der Autozuliefersparte in Hagen und Olpe.
Gibt es betriebsbedingte Kündigungen bei Thyssenkrupp?
„Für dieses Portfolio gilt: Entweder gelingt uns jetzt die Sanierung, oder wir werden uns ernsthaft die Frage stellen, ob wir diese Geschäfte sinnvoll im Konzern weiterführen können“, sagte Kerkhoff. „Wir sehen zwar Chancen für eine Weiterentwicklung, aber nicht notwendigerweise unter dem Dach von Thyssenkrupp. Was es jedenfalls nicht mehr geben wird, ist, dass Geschäfte ohne klare Perspektive dauerhaft Geld verbrennen und damit Wert vernichten, den andere Bereiche erwirtschaftet haben.“
Thyssenkrupp hatte bereits vor einigen Wochen angekündigt, 6000 Stellen im Konzern abzubauen, wovon bis zu 2000 Stellen auf den Stahlbereich entfallen. Betriebsbedingte Kündigungen wolle der Konzern vermeiden, sie seien aber „als letztes Mittel“ möglich, sagte Kerkhoff.
Der Betriebsratsvorsitzende des Standortes Hüttenheim im Duisburger Süden, Mehmet Göktas, sagte, dass „mit etwas Zeit, wenig Geld und fähigen Managern der Grobblechbereich wieder in den grünen Bereich kommen könnte“. Der Markt sei „lukrativ“, so Göktas, „sonst würden unsere Wettbewerber darin nicht investieren“. In Hüttenheim werden unter anderem Stahlbleche für den Bau sowie Schiffe oder Pipelines hergestellt.
Auch Stahlwerk HKM könnte Auswirkungen spüren
Einen Tag nach der Ankündigung von Kerkhoff hatten sich die Betriebsratsvorsitzenden von 12 Standorten der Thyssenkrupp-Stahlsparte zum weiteren Vorgehen beraten, wie die Arbeitnehmervertreter mitteilten. Sie wollen nun eigenen Angaben zufolge unter Beteiligung der Beschäftigten vor Ort einen „Projektplan“ erarbeiten und diesen zeitnah dem Vorstand vorstellen, „um endlich wieder Perspektiven aufzuzeigen“.
„Der Vorstand ist gefordert“, sagte Nasikkol. „Wir erwarten nach dem abgesagten Joint Venture mit Tata Steel ein neues Zukunftskonzept für den gesamten Stahlbereich mit dem Produkt Grobblech.“ Eine isolierte Betrachtung von einzelnen Standorten lehne der Betriebsrat ab, weil im Verbund alle Standorte miteinander zusammenhängen. So wird Material, das in Hüttenheim verarbeitet wird, unter anderem bei den Hüttenwerken Krupp Mannesmann (HKM) im Duisburger Süden hergestellt. An HKM ist Thyssenkrupp mit 50 Prozent beteiligt, 30 Prozent liegen beim niedersächsischen Stahlkonzern Salzgitter, 20 Prozent beim französischen Unternehmen Vallourec.