Duisburg. In der neuen alten Debatte um Deutschkenntnisse von Einwandererkindern übersehen viele der Empörten den eigentliche Skandal. Ein Kommentar.

Die neue alte Debatte um Deutschkenntnisse von Einwandererkindern ist wichtig – allein schon, weil hierzulande noch immer am stärksten die Herkunft und Bildung der Eltern den schulischen Erfolg bestimmen. Diese Chancenungleichheit ist eine Bankrotterklärung für unser Bildungssystem. Aber die Linnemann-Debatte ist auch eine jener ideologisch aufgeladenen Kontroversen, in denen viele Experten – waren wir nicht alle mal in der Schule? – den eigentlichen Skandal ausblenden: Unseren Schulen fehlen Lehrer, seit Jahren schon. In NRW waren es zuletzt 7400.

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Sie fehlen dort, wo Kinder eine fremde Sprache nach Ansicht vieler Wissenschaftler am besten lernen. Schuld an unzureichender Sprachförderung sind (ebenso wenig wie an Unterrichtsausfall und Erziehermangel) nicht die Migrantenkinder, es ist vor allem die Bildungspolitik der Regierungen, die auch für schulpolitische Fehler abgewählt wurden. Sie haben jahrelang kurzfristig entschieden statt in die Zukunft zu investieren.

Lehrermangel in Duisburg: wenig Hoffnung für Schuljahr 19/20

Duisburg ist besonders betroffen: Zuletzt scheiterte auch der Versuch der Bezirksregierung, zum 1. Mai mehr Referendare an Duisburger Grundschulen auszubilden: Nur die Hälfte der Lehramtsanwärter nahm das Einstellungsangebot an.

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Das hemmt die Hoffnung für das neue Schuljahr ebenso wie die Ideenlosigkeit und die Unentschlossenheit der Entscheider in Politik und Verwaltung. Eine gute Idee kommt aus dem Regierungsbezirk Münster: Dort bekommen Junglehrer eine Stelle in ihrer Wunschgemeinde, wenn sie zuvor 18 Monate in einem unterversorgten Bezirk arbeiten.

Duisburg würden einige dieser Lehrer nach 18 Monaten gar nicht mehr verlassen wollen.