Duisburg. Der Verein für Literatur Duisburg stellt sein Jahresprogramm vor. Frank Goosen pendelt zwischen Bochum und Berlin. Janosch zeichnet Duisburg.
„Das beste bleibt doch immer das Menschenherz“, schrieb Theodor Fontane 1878 an den Lyriker Klaus Roth. Dieser Satz klingt optimistisch in einer Zeit, in der „die Grundlagen einer humanen, demokratischen Gesellschaft in Frage gestellt werden“, sagt Dr. Jan-Pieter Barbian. Als Geschäftsführer des Vereins für Literatur versteht er den Fontane-Satz als Ermutigung zu bürgerschaftlichem Engagement. Die Sorge um eine humane Gesellschaft treibe auch ihn um, sagt Vereinsvorsitzender Thomas Diederichs und Vorstandssprecher des Hauptsponsors Volksbank Rhein-Ruhr.
Der Jubilar Theodor Fontane und die Kulturpolitik in Duisburg
Fontanes 200. Geburtstag im Dezember 2019 spiegelt sich im Programm ebenso wieder wie junge Literatur und Duisburger Geschichte. Mit der Buchvorstellung „Kulturpolitik in einer Industrie- und Arbeiterstadt: Duisburg 1945 bis 2005“ steht am 13. Dezember ein spannendes Thema am Anfang. Der Germanist und Historiker Jörg-Philipp Thomsa, der 1979 in Moers geboren wurde und an der Uni Duisburg-Essen promoviert hat, leitet seit 2009 das Grass-Haus in Lübeck. Über seine Forschungsergebnisse diskutiert er an diesem Abend mit dem bekannten Schriftsteller Feridun Zaimoglu, der mit seinem Roman „Ruß“ Duisburg ein literarisches Denkmal gesetzt hat. Den Einband des Buchs, das demnächst im Klartext-Verlag erscheinen soll, ziert übrigens ein Duisburg-Bild des bekannten Künstlers Janosch.
Schon zehn Tage später geht es um den literarischen Jubilar des Jahres. Der Schauspieler und Ex-Intendant des Moerser Schlosstheaters Rupert Seidel, seit 1999 Ensemblemitglied des Theaters an der Ruhr, stellt eigens für die Duisburger Lesung ein Programm mit dem Titel „Aber wir lassen es andere machen. Erste Schritte in das Werk Theodor Fontanes“ vor. Dabei schlägt er auch die weniger bekannten Seiten der Biografie des Mannes auf, der für seine großen Gesellschaftsromane, Gedichte und Balladen bekannt ist. Zuvor aber hatte er Apotheker gelernt und als Journalist gearbeitet.
Das abenteuerliche Leben des Weltumseglers Juan Aleman aus Aachen
Erst im September erscheinen soll der Roman „Eine Geschichte des Windes“, den Autor Raoul Schrott am 7. Oktober vorstellt. Darin zeichnet er das abenteuerliche Leben von Hannes aus Aachen nach, der im September 1519 mit Magellans Flotte zu den Gewürzinseln aufbrach. Er war einen von nur 18 Seeleuten, die Schiffbrüche, Meutereien, Kämpfe und Menschenfresserei überlebten – und als „Juan Aleman“ einmal um die Erde kam und sogar noch zwei weitere Male zu Weltumseglungen aufbrach.
Junge Autorinnen stellen sich dann am 10. Oktober vor. Josefine Rieks, Jahrgang 1988, bringt ihren Debütroman „Serverland“ mit, Karosh Taha, 1987 in Nordirak geboren und seit 1997 im Ruhrgebiet, hat mit „Beschreibung einer Krabbenwanderung“ ebenfalls ihren Erstling im Gepäck.
Die starke Frau Marlene Dietrich und Frank Goosens Antiheld
„Sag mir, wo die Blumen sind“, ist eines ihrer bekanntesten Lieder. Ein Porträt von Marlene Dietrich, die viel mehr war als Film-Ikone, Vamp und Diva, zeichnet die bekannte Schauspielerin Claudia Michelsen am 19. Oktober nach. Eine starke Frau, die sich auch den Lockrufen Hitlers entzog und stattdessen die US-Truppen im Zweiten Weltkrieg unterstützte.
Seinen neuen Roman „Kein Wunder“ stellt Frank Goosen am 7. November vor. Er habe vor Lachen Tränen vergossen, empfiehlt Barbian das Buch, das 1989 zwischen Bochum, West- und Ostberlin spielt. In Bochum haben „Fränges“ Eltern ein Bäckerei, in den zwei Berlins hat „Fränge“ zwei Freundinnen, die nichts voneinander wissen.http://funke-cms.abendblatt.de:8080/esc-pub-tools/methode/search.jsp?publication=nrw-multiconfig#
Christian Brückner liest Amos Oz
Stammgast Christian Brückner erinnert am 11. November mit einer Lesung aus dem Erzählband „Auf dieser bösen Erde“ an Israels bekanntesten Schriftsteller Amos Oz. Der Autor Hilmar Klute stellt am 22. Januar sein literarisches Debüt „Was dann nachher so schön fliegt“ vor; der Roman spielt ebenfalls zwischen Bochum und Westberlin. Und den heiteren Schlusspunkt setzt der „Loriot der Kreuzfahrtwelt“ Andreas Lukoschik am 13. März mit einem ABC von hoher See. Zwei Fragen, die er tatsächlich gehört hat, bilden den Titel des Abends: „Ist das Schiff schon mal untergegangen?“ und „Schläft das Personal auch an Bord?“
>>> Mitgliederzahl ist auf 160 gewachsen
Alle Veranstaltungen beginnen um 20 Uhr in der Zentralbibliothek an der Steinschen Gasse 26. Der Eintritt kostet an der Abendkasse zwischen 6 und 12 Euro – je nach Gast. Die beschränkte Zahl von 150 Plätzen hat die Zahl der Vereinsmitglieder auf 160 wachsen lassen, denn sie erhalten stets Karten und zahlen keinen Eintritt. Der Mitgliedsbeitrag beträgt 35 Euro im Jahr (Schüler und Studenten 20 Euro). Informationen über den Verein für Literatur Duisburg gibt es unter 0203/2 83 25 93 und www.stadtbibliothek-duisburg.de.