Bochum. . Theodor Fontane gilt vielen als „preußischer Dichter“. Die Bochumerin Luise Berg-Ehlers zeigt in ihrem neuen Buch, das dem keineswegs so ist.

Theodor Fontane (1819-1898) gehört zu den bedeutendsten deutschsprachigen Literaten, in diesem Jahr wird der 200. Geburtstag des Künstlers gefeiert. Der Schriftsteller steht als Repräsentant des 19. Jahrhunderts für Romane („Effi Briest“) und Balladen („John Maynard“), für Theaterkritiken und Kriegsbücher, vor allem aber steht er wegen seiner populären „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ für Brandenburg und Berlin.

Infos zum Buch und zur Autorin

Das Buch „Theodor Fontanes Traumorte – Eine besondere Zeitreise von England und Frankreich über Dänemark nach Italien“ erscheint im Elisabeth Sandmann Verlag und kostet 24,95 Euro.

Die Autorin Luise Berg-Ehlers studierte u.a. Germanistik und Theologie und war 25 Jahre Direktorin der Graf-Engelbert-Schule. Sie ist Gründungsmitglied der Fontane-Gesellschaft Potsdam.

Dass diese Verortung zu kurz greift, belegt Luise Berg-Ehlers in ihrem neuen Buch „Fontanes Traumorte“. Darin weist die Bochumerin nach, das der Dichter keineswegs so provinziell war, wie der „Brandenburg-Stempel“ nahe legt. „Theodor Fontane war von europäischer Weltläufigkeit“, steht für Berg-Ehlers fest. Eine These, die sie in ihrem Buch so kenntnis- wie faktenreich untermauert. Die Autorin kennt sich in den Schriften Fontanes ebenso aus wie in der Biografie des Mannes aus Neuruppin.Sie veröffentlichte zahlreiche Bücher und Aufsätze, darunter „Eine kulinarische Reise mit Theodor Fontane“, auch war sie lange 2. Vorsitzende der Fontane-Gesellschaft. „Ihn nur auf sein unmittelbares Umfeld in Brandenburg zu beschränken, greift viel zu kurz“, weiß die Bochumerin.

Luise Berg-Ehlers.
Luise Berg-Ehlers. © Ingo Otto

Für Berg-Ehlers steht fest, dass Theodor Fontane stärker als die meisten seiner Zeitgenossen an der Welt jenseits preußisch-deutscher Grenzen interessiert war: „Sein Verständnis für die Kultur wie für die Politik anderer europäischer Länder war von einer für die damalige Zeit bemerkenswerten Toleranz und Neugier geprägt.“

Lebenslange Liebe

Um das zu bezeugen, nimmt Luise Berg-Ehlers ihre Leser mit auf eine Zeitreise, die unterhaltsam, lehrreich und spannend ist. In verschiedenen Kapiteln begleitet die Reise-Biografin ihren Helden in die Metropolen der k.u.k.-Monarchie nach Karlsbad und Wien ebenso wie nach Dänemark und nach Großbritannien, „Fontanes lebenslange Liebe“. So entsteht das Bild eines Mannes, der zum Welt-Erkenner wurde, ohne je zu vergessen, wo er herkam – eben aus der brandenburgischen Provinz.

Das sorgsam editierte und beinahe künstlerisch aufgemachte Buch ist übrigens kein Faktensteinbruch für Literaturexperten, dafür ist Luise Berg-Ehlers Stil viel zu einnehmend. (Auch) an der englischen Literatur geschult, bedient sich die Bochumerin eines eleganten Plaudertons, der mit Understatement daherkommt und doch das profunde Wissen der Autorin quasi en passant vermittelt.