Zahlreiche Zuschauer lassen sich das 24-stündige Mountainbike-Rennen im Landschaftspark nicht entgehen. Sie feuern mächtig an.

Mit Ratschen in der Hand warten Annabell und Sabine Hoffmann am Monte Schlacko auf ihren Bekannten Sebastian Büsk - für die erste Runde hat er 17 Minuten gebraucht.
Mit Ratschen in der Hand warten Annabell und Sabine Hoffmann am Monte Schlacko auf ihren Bekannten Sebastian Büsk - für die erste Runde hat er 17 Minuten gebraucht. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Als er seinen Namen hört, grinst Sebastian Büsk kurz. Sabine und Annabell Hoffmann rufen ihm zu und schwenken ihre Ratschen, als sich der Mountainbiker den Monte Schlacko hochkämpft. Dann fährt er durch das rote, aufblasbare Tor auf den Gipfel des Hügels. „In ungefähr 17 Minuten ist er wieder da“, sagt Sabine Hoffmann. So lange braucht ihr Bekannter für eine Runde beim 24-Stunden-Rennen durch den Landschaftspark. Er ist Teil eines Vierer-Teams und kann sich wie die Teilnehmer aus den Achter- und Zweier-Teams mit seinen Kollegen abwechseln.

Doch beim Start um 12 Uhr am Samstagmittag stehen auch rund 70 Solo-Fahrer, die die volle Distanz vor der Brust haben. Gemeinsam zählen die Zuschauer und die Sportler den Countdown herunter, dann beginnen sie, die 24 Stunden von Duisburg. Wer gewinnen will, darf sich nur wenige Minuten Pause gönnen. Die besonders Ehrgeizigen setzen direkt zum Sprint an, um etwas Vorsprung herauszufahren.

Zuschauer stehen rund um die Strecke verteilt

„Wenn sie schlau sind, fahren sie langsamer. Niemand gewinnt innerhalb der ersten drei Stunden“, meint Stephan Salscheider vom Veranstalter Skyder Sportpromotion. „Für uns ist der Start ein bisschen hektisch, weil wir kurzfristig die Strecke umbauen müssen. Es geht ja erst nach der ersten Runde auf den Hügel, damit es sich nicht so staut“, sagt er. Er greift zum Telefon: „Ja, alle durch, alle durch“, sagt er in schwäbischem Dialekt.

Charlotte Gruhn und Steffen Zacharzewski feuern die Fahrer an. Selber würden sie aber nur eine Stunde durchhalten.
Charlotte Gruhn und Steffen Zacharzewski feuern die Fahrer an. Selber würden sie aber nur eine Stunde durchhalten. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Kurz nach dem Start haben sich die Zuschauer rund um die Strecke verteilt, um eine gute Sicht auf die Fahrer zu haben. Viele von ihnen tragen ein Stofftier oder ein Maskottchen am Helm. „Auf keinen Fall mitfahren“ würde Charlotte Gruhn. „Ich würde vielleicht eine Stunde durchhalten, das wäre das Höchste der Gefühle“, sagt die 23-jährige Walsumerin. „Ich auch, aber nur mit vernünftiger Hose. Für alles andere bin ich nicht fit genug“, ergänzt ihr Kumpel Steffen Zacharzewski (24) aus Dinslaken.

Sie feuern ihre Freunde an, darunter Helena Prahl. Sie hat ihre ersten Runden schon absolviert und trinkt entspannt einen Kaffee. „Wir haben ja eh schon gewonnen – weil wir das einzige Achter-Team sind, das nur aus Frauen besteht“, sagt sie amüsiert. Normalerweise fährt die 23-jährige Rennrad. Auf einem Mountainbike sitzt sie heute zum ersten Mal. „Bergab war ich beim ersten Mal schon etwas vorsichtig“, sagt sie. Auf die Nachtstunden ist Prahl gespannt: „Die Strecke ist ja nicht beleuchtet, man sieht Wurzeln und Löcher auf der Strecke nicht so gut.“ Vor der Müdigkeit hat sie keine Sorge: „Das Adrenalin hält einen wach.“ Ihr Team sammelt durch das Rennen außerdem Spenden für die Mukoviszidose-Stiftung.

Team „Stiftung Wadentest, Hopfen und Malz“

Gleich drei Teams stellt die Gruppe um Dennis Hastrich (li.), Marco Husmann und Christina Rottenfußer (re.).
Gleich drei Teams stellt die Gruppe um Dennis Hastrich (li.), Marco Husmann und Christina Rottenfußer (re.). © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Im Fahrerlager lässt sich Marco Husmann von seiner Freundin Christina Rottenfußer versorgen. Drei Runden ist er schon gefahren. „Jetzt erstmal drei Stunden Ruhe“, sagt er fröhlich, während er inmitten der kleinen Zeltstadt aus Pavillons, Zelten und Autos sitzt. Die ganze Bagage ist da, zwischen Rädern und Campingstühlen toben die Kinder herum. In gleich drei Vierer-Teams gehen der 37-jährige und seine Freunde an den Start, sie heißen: Stiftung Wadentest, Hopfen und Malz. „Wollt ihr ein Bier?“, ruft er den Reporten zu.

Die Industriekulisse im Hintergrund: Für viele Fahrer ist das Rennen im Landschaftspark ein Besonderes.
Die Industriekulisse im Hintergrund: Für viele Fahrer ist das Rennen im Landschaftspark ein Besonderes. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Wie geschlafen wird, das schauen sie mal: „In Zelten, im Auto, auf dem Boden, oder gar nicht“, sagt Husmann. „Oder Sekundenschlaf auf dem Monte Schlacko“, ergänzt sein Kumpel Dennis Hastrich aus Mülheim. „Uns geht’s ums dabei sein und Spaß haben“, sagt er mit Blick auf die Zeltnachbarn. „Die nehmen das richtig ernst, die kamen in der ersten Runde direkt von hinten angeschossen und sind total überambitioniert. Bei manchen lässt die Rücksichtnahme da etwas zu wünschen übrig“, meint er achselzuckend.

Die meisten Zuschauer warten im Zielbereich, wo auch zahlreiche Imbissbuden stehen. Reger Betrieb herrscht in der Wechselzone. „Wir sind zu viert und fahren jeder ein bis zwei Runden – heute Nacht gucken wir mal“, sagt er noch, während er nach seinem Teamkollegen Klaus Hirle Ausschau hält. Dann geht alles ganz schnell: Oelzner schiebt sein Rad auf die Strecke und bekommt von Hirle das Magnetband zur Rundenerfassung übergestreift. Dreck und Schweiß zieren dessen Gesicht, ein wenig außer Atem ist er. Dann tritt auch Oelzner in die Pedale, auf dem Weg zum Monte Schlacko.