Duisburg. Bei einer Kundgebung der Initiative „Seebrücke“ am Lifesaver-Brunnen geht es um Carola Rackete – und eine gerechte Verteilung von Flüchtlingen.

„Wir kommen alle aus dem Wasser irgendwie“ rappt die Band Moop Mama aus der Box der Kundgebung der Initiative „Seebrücke“ am Samstag. Am Lifesaver geht es am Mittag aber ganz besonders um die Menschen, die sich in Lebensgefahr begeben um mit dem Boot nach Europa zu kommen und vor Verfolgung und anderem Elend in ihrer Heimat fliehen. Passend also, der Treffpunkt am Lifesaver-Brunnen, dessen weltberühmter Vogel eine Frau vor dem Ertrinken rettet.

Gerade erst hat der Fall der Kapitänin der „Sea Watch 3“, Carola Rackete, Schlagzeilen gemacht, die sich die Kriminalisierung der Menschlichkeit nicht länger gefallen ließ und wider den Anweisungen der italienischen Regierung in Lampedusa anlegte, um gerettete Flüchtlinge von Bord zu lassen.

Es geht um Carola Rackete und neue Verteilmechanismen für Bootsflüchtlinge

Auch um sie geht es am Samstag, die Aktivisten mit den orangen Oberteilen stellen aber noch weitergehende Forderungen. Natürlich geht es vor allem um die „Entkriminalisierung der Seenotrettung“, sagt Margarete Wösthoff, aber auch um neue Verteilmechanismen von Bootsflüchtlingen und um sichere Fluchtwege. „Die EU hat in diesen Belangen auf ganzer Linie versagt“, sagt Tabea Reiffert von der Seebrücke deutlich. „Jeder Mensch hat das Recht auf Flucht, und wir können die Menschen im Mittelmeer nicht ertrinken lassen.“ Außerdem hätten bereits 70 Kommunen in ganz Deutschland ihre Bereitschaft erklärt, Flüchtlinge aufzunehmen, lediglich die Bundesregierung blockiere noch die die Möglichkeit, diese Bereitschaft auch zu nutzen, besonders Innenminister Horst Seehofer machen die Seebrücke-Mitglieder verantwortlich.

„Europas Werte ertrinken im Mittelmeer“

Als die Gruppe am Samstag auf der Königstraße steht, sind „gerade wieder 119 und 54 Menschen auf zwei Booten auf dem Wasser“, erklärt Tabea Reiffert. „Wir haben die Möglichkeit, diese Menschen aufzunehmen, und deswegen gehen wir auf die Straße.“

Auch um sichere Fluchtrouten ging es, damit das Sterben im Mittelmeer aufhört.
Auch um sichere Fluchtrouten ging es, damit das Sterben im Mittelmeer aufhört. © Zoltan Leskovar / FUNKE Foto Services

Vor dem großen Plakat, auf dem „Notstand der Menschlichkeit“ steht, beginnt dann Aktivist Gerd Schwemm seine Rede. „Ich bin wütend, wir sind wütend“, sagt er. Europas Werte ertränken im Mittelmeer. „Wer Schutz sucht, dem wird geholfen“ sagt Schwemm, halb hoffend halb fordernd, und fordert auch den OB Sören Link auf, die Stadt Duisburg zu einem sicheren Hafen für Flüchtlinge zu erklären. Unter den Augen mehrere hundert Zuhörer, unter anderem Vertreter der DGB und der Duisburger Kirchen, erklärt Schwemm deutlich, dass „Seenotrettung kein Verbrechen ist“ und dass alleine die Menschlichkeit schon zum Einstehen für die Flüchtlinge verpflichte.

Duisburger zeigen großen Respekt für die Arbeit der Lebensretter

Gemeinsam wolle man sich gegen die „Festung Europa“ stellen, erklärt auch Tabea Reiffert später, und erntet großen Applaus. Am Rande der Kundgebung lassen sich Samstags-Spaziergänger von Mitgliedern der Initiative über die Situation aufklären - und zeigen großen Respekt für die Arbeit der Lebensretter auf dem Mittelmeer. In einer Redepause rappt dann Moop Mama weiter: „Was wäre wenn die Meermenschen nicht mehr nur Meermenschen wären, sondern nur mehr Menschen?“

Nach Festnahme der Kapitänin hob eine Richterin den Arrest auf

Das Schiff „Sea Watch 3“ unter dem Kommando von Carola Rackete hatte am 12. Juni 53 schiffbrüchige Flüchtlinge vor Syrien aufgenommen. Am 29. Juni, nach langer Wartezeit vor dem Hafen von Lampedusa, fuhr Rackete ohne Genehmigung ein, wurde festgenommen und anschließend unter Hausarrest gestellt. Am 2. Juli wurde der Arrest aufgehoben, die Richterin urteilte, dass Rackete lediglich ihrer Pflicht der Lebensrettung nachgekommen sei.