Duisburg. Besucherzahl sinkt unter 20.000 durch sechs abgesagte Vorstellungen im Schauspiel Duisburg. Neue Spielzeit mit Premieren und einer Uraufführung.
„Wasser auf der Bühne! Das kann auch eine wunderbare Ästhetik sein“, schreibt Schauspiel-Intendant Michael Steindl in seinem Vorwort zum Schauspielkalender für die erste Hälfte der Spielzeit 2019/20. Und meint damit nicht nur das Gastspiel von „Medea. Stimmen“ nach Christa Wolf des Deutschen Theaters Berlin, das am 19. Oktober ein Höhepunkt im Programm sein dürfte. Es spielt in einem großen Wasserbecken. Das Stück deutet den antiken Stoff der rachsüchtigen Kindsmörderin neu im Licht von Kolonialismus, Fremdenhass und Ausgrenzung. Steindl hatte es schon zum Akzente-Theatertreffen präsentieren wollen, was aber terminlich nicht geklappt habe.
Absagen durch den großen Wassereinbruch trüben Besucherbilanz
Dass zu viel Wasser unkontrolliert auf und unter der Bühne den Spielbetrieb lahm legt, hat Duisburg im April schmerzlich erleben müssen. Sechs Vorstellungen mussten ausfallen, das hat die Besucherbilanz auf unter 20.000 gedrückt. Und die Chancen stehen bestenfalls „fiftyfifty“, dass das Gastspiel des Wiener Burgtheaters „Die Welt im Rücken“ mit Joachim Meyerhoff, das beim Theatertreffen zweimal ausverkauft war, noch nachgeholt werden kann, sagt Steindl. „Damit wären wir wieder über 22.000 gekommen“, so Kulturdezernent Thomas Krützberg. Und noch ist nicht wieder alles gut. Im Großen Haus darf vorerst nur das Parkett besetzt werden, aus Brandschutzgründen bleiben die Ränge geschlossen. In der Spielzeitpause wird weiter an der Reparatur der Unterbühne gearbeitet. Alle Verantwortlichen hoffen, dass die kommende Saison ohne Einschränkungen starten kann.
Mit zusätzlichen Landesmitteln das Profil schärfen
Krützberg kündigte an, die zusätzliche Landesförderung von 260.000 Euro aus dem Programm „Neue Wege“ für Programm und Personal auszugeben. Im Programm schlägt sich das mit einer Uraufführung und drei Premieren nieder, beim Personal in zwei Stellen für Dramaturgie und Theaterpädagogik. „Das wird die inhaltlich Arbeit vorwärts bringen.“ Das Duisburger Schauspiel, das über kein eigenes Ensemble verfügt, soll damit an Profil gewinnen. Mit dem Jugendclub „Spieltrieb“, aber auch mit Eigen- und Koproduktionen.
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Das Stück „Rattenkinder“, das im November vom „Spieltrieb“ uraufgeführt werden soll, ist noch gar nicht geschrieben, verriet Steindl. Wieder hat er den Duisburger Theaterautor Simon Paul Schneider engagiert, dessen „German Horror Story – Die Hütte im Wald“ 2017 im Foyer III uraufgeführt wurde. Auch das neue Stück werde mit Elementen des Grauens spielen, diesmal inspiriert von den Erzählungen Stephen Kings.
Premiere für einen modernen Don Juan
Auch bei „Don Juan“ nach Molière hat Steindl auf einen Autor zurückgegriffen, der bereits in Duisburg erfolgreich war. Patrick Marbers Stücks „Hautnah“ ist über fünf Jahre gelaufen, jetzt rückt er dem sexsüchtigen und narzisstischen, humorvollen und ehrlichen Don Juan, genannt DJ, zu Leibe – und der Rache, die die Welt an ihm nimmt. Premiere ist am 18. Oktober im Foyer III.
Adrian Hildebrandt, der im „Spieltrieb“ begonnen hatte und nach dem Schauspielstudium in Linz engagiert war, kehrt in zwei Produktionen nach Duisburg zurück. Er spielt das Solo „Event“, in dem der amerikanische Autor John Clancy hinter die Kulissen des Theaters und in die Seele des Schauspielers blickt. Die Inszenierung von Michael Steindl hat am 3. Januar Premiere. Außerdem spielt Hildebrandt in „Don Juan“ den Diener.
Wiederaufnahmen, Familie Flöz und Bühne Cipolla
Viele Wiederaufnahmen gibt es in der kommenden Spielzeit, auch weil die Theaterleitung die Erfahrung gemacht hat, dass sich Stücke oft erst per Mundpropaganda herumsprechen müssen. Die Kartennachfragen kommen erst dann, wenn das Stück schon wieder abgesetzt ist. Mit der Wiederaufnahme von „Romeo und Julia“ wird die Saison am 12. September eröffnet. Die Spieltrieb-Produktion hatte es wegen des Wasserschadens besonders hart getroffen, drei Vorstellungen mussten abgesagt werden. Einen Nachholtermin gibt es auch für den „Schiller Balladen Rave“, zu dem sich Philipp Hochmaier mit der Band „Die Elektrohand Gottes“ zusammengetan und Schiller als Rockkonzert aufführen (3. November).
Zu den Säulen des Spielplans gehören „Familie Flöz“ mit ihren Produktionen und die Bühne Cipolla mit ihrer Verbindung von Puppenspiel und Musik. Die Studioproduktion „Schachnovelle“ zieht am 13. Februar vom Foyer III auf die große Bühne um, wo auch das Publikum Platz nimmt. Es habe viele Nachfragen von Interessierten gegeben, deren Besuch an den 98 Stufen zum Foyer III scheitere, das aber anders nicht zu erreichen ist. Auf der Bühne spielt dann auch „Konstellationen“ von Nick Payne in einer Euro-Studio-Landgraf-Produktion mit Suzanne von Borsody und Guntbert Warns (29. Februar).
Das Westfälische Landestheater Castrop-Rauxel bestreitet mit dem „Zauberer von Oz“ das große Familienstück im Advent, das Rheinische Landestheater Neuss zeigt Alan Ayckbourns Komödie „Schöne Bescherung“ zu Weihnachten.