Duisburg. Große Seetaufe in Duisburg-Großenbaum: 76 Familien erlebten einen ganz besonderen Tag. Und ein Junge ließ sich trotz gebrochenen Daumens taufen.

In den See Genezareth, der Schauplatz vieler biblischer Geschichten war, verwandelte sich zum großen evangelischen Tauffest das Großenbaumer Badegewässer. 76 Tauffamilien lagerten mit ihren Täuflingen am Samstagmittag auf den Freibadwiesen.

Acht Stationen am Seeufer entlang

Vorzugsweise blieben sie in den schattigen Bereichen, denn vom Himmel lachte die pralle Sonne. Die meisten der über 1100 Taufgäste waren gut vorbereitet mit Sonnenhut, Kühlbox und Deckstuhl erschienen, um die neuen Gotteskinder in die christliche Kirche aufzunehmen. Die Täuflinge von klitzeklein bis schon ziemlich erwachsen waren im Vorfeld auf acht Stationen am Seeufer entlang aufgeteilt worden. Die Tauforte erinnerten mit Namen wie Kapernaum und Bethsaida an den See in Israel, auf dem Jesus den Sturm stillte und seine Jünger Fische fingen.

Toni (10) ließ sich auch von einem gebrochenen Daumen nicht von der Seetaufe durch Taufpfarrerin Sarah Süselbeck abhalten.
Toni (10) ließ sich auch von einem gebrochenen Daumen nicht von der Seetaufe durch Taufpfarrerin Sarah Süselbeck abhalten. © Lars Heidrich

Insgesamt 16 Pfarrer und Pfarrerinnen aus dem ganzen Kirchenkreis stiegen in ihrer warmen, schwarzen Amtstracht ins flache Nass. An der Station Tiberias wackelte der kleine Theodor stolz auf seinen eigenen Beinchen an den Händen seiner Eltern ins warme Wasser. Dort begegnete er dem taufenden Superintendenten Armin Schneider, der ihm gute Wünsche mit auf seinen Lebensweg gab. Theodor trug ein T-Shirt mit Walfischen drauf, passender kann man zur eigenen Taufe nicht gekleidet sein.

T-Shirt mit Walfischen

„Das hat seine Großmutter für ihn ausgesucht“, sagte Mama Christine Heiser mit der Taufkerze in der Hand. Ihr Sohn war zufrieden mit dem Ereignis, auch wenn er, für ihn unerwartet, etwas Wasser auf den blonden Kopf bekommen hatte.

Der Täufling Toni (10) hat alles selber bestimmt. Er geht auf das bischöfliche St. Hildegardis-Gymnasium, da muss man getauft sein. „Ich will aber ganz untertauchen, so wie man früher getauft wurde“, ließ er schon beim Vorgespräch seine Taufpfarrerin Sarah Süselbeck wissen. „Dafür müssen wir aber ins Tiefe gehen und ich pack mal besser auch die Badehose ein“, so Süselbeck.

Angetan mit stylischen Flip-Flops, Badeanzug und Talar drüber kam sie sich dann doch etwas merkwürdig vor. Toni hatte sich kurz vor dem großen Ereignis noch den Daumen gebrochen. Weil ihn so ein Mädchen von der Schaukel geschubst habe, wie er finster berichtete.

Mit rot bandagierter Hand

Die rot bandagierte Hand guckte also aus dem Wasser, Daumen hoch, während die Taufpfarrerin den restlichen Toni dreimal rücklings untertauchte. Toni tauchte wieder auf, prustend und strahlte seine fünfzehnköpfige Taufgesellschaft an. Die Pfarrerin entstieg dem See, nass bis hinauf ans weiße Beffchen, gratulierte und verschwand erst mal kurz in einer ufernahen Umkleidekabine.

Premiere im Jahr 2012

Das erste evangelische Tauffest gab es 2012 im Landschaftspark Nord.

Bei der zweiten Auflage des beliebten Großereignisses blieb nun das Großenbaumer Freibad über die Dauer des zweistündigen Gottesdienstes für die zahlenden Badegäste geschlossen. Dafür hatte nicht jeder Verständnis, der draußen an Hecke und Zaun auf das Ende der Veranstaltung warten musste.

„Das ist wirklich eine einmalig schöne Atmosphäre hier“, sagte Taufgast Luciana Peruccia, „da kann man auch verschmerzen, dass man vom eigentlichen Gottesdienst jetzt nicht so viel verstehen konnte, weil die meisten lieber weit weg von der Seebühne im Schatten sitzen wollten.“