Duisburg . Der Duisburger arbeitet jetzt auch an einem Cello-Konzert, das 2019 in Duisburg uraufgeführt wird. Die Musik soll sich beim ersten Hören öffnen.

Der Duisburger Komponist Hauke Berheide feierte mit seiner 2010 in der Mercatorhalle uraufgeführten Sinfonie einen großen Erfolg beim Publikum. Nun arbeitet er an einem neuen Stück für die Duisburger Philharmoniker. Im Juli nächsten Jahres kommt in der Mercatorhalle sein Cello-Konzert zur Uraufführung.

Die letzten Jahre waren bei Hauke Berheide von großer Rastlosigkeit geprägt. Eigentlich hatte er seinen festen Wohnsitz in Berlin, war dann 2012 Stipendiat der Villa Massimo in Rom. Dann lernte er in Aix-en-Provence seine Lebensgefährtin, die Regisseurin und Librettistin Amy Stebbins kennen. In und für München schrieben sie die Penthesilea-Oper „Mauerschau“, die 2016 im Rahmen der dortigen Opernfestspiele uraufgeführt wurde und mit dem Preis des Festivals ausgezeichnet wurde. Zurzeit lebt Berheide mit Amy Stebbins in Chicago, wo sie gerade ihre Promotion beendet, doch dann will das Künstlerpaar wieder nach Deutschland ziehen, denn hier warten die nächsten Aufträge.

„Mauerschau“ in München umjubelt

So kommt im November in Augsburg als Kinderkonzertstück „Einar hat’n Vogel“ zur Uraufführung. Bereits 2010 hatte Berheide den „Kleinen Häwelmann“ vertont, der 2015 auch in Duisburg gespielt wurde. Zudem ist ein weiteres Bühnenwerk in Arbeit, das 2021 an einem großen deutschen Opernhaus Premiere haben soll. Nach dem Erfolg der Münchener „Mauerschau“-Oper sind nämlich viele Opernhäuser auf Berheide aufmerksam geworden.

In „Mauerschau“ hatten Stebbins und Berheide sich mit der Frage beschäftigt, wie Verantwortung im Angesicht eines Krieges aussieht, dessen mediale Aufbereitungen sich widersprechen. Dabei bezogen sie sich auf die beiden Krimkriege, den jüngsten und den von 1853; literarischer Ausgangspunkt war Kleists „Penthesilea“. „Im Sommer 2014 sahen wir unsere Länder direkt oder indirekt in weitere Kriege verwickelt, ohne dass wir wussten, welche Rolle wir da eigentlich spielten und was wirklich vor sich ging: In der Ostukraine, auf der Krim, mit dem IS im Irak, in Gaza. Wie Penthesilea ließen wir uns Nachrichten bringen über das, was wir, unsere Armeen oder unsere Verbündeten angeblich getan hatten.“

Unwahrheit schon mitkomponiert

Über sein Komponieren sagt Berheide: „Ich kann als deutscher Musiker meiner Generation nicht aus eigener Erfahrung über Krieg reden. Zum Glück. Man kann solche Monstrosität auch nicht abbilden, sondern höchstens mit musikalischen Mitteln von Gewalterfahrung reden. Das aber ist nur möglich, wenn die Musik auch einen Begriff von Schönheit hat. Daher komponierte ich surreale, überschöne Traumsequenzen, deren Unwahrheit schon mitkomponiert ist.“

Die Münchener Aufführungen waren ausverkauft, das Publikum bedachte sie mit großem Jubel, was bei einer zeitgenössischen Oper höchst selten ist. „Ich schreibe ja letztlich für Leute wie mich selbst, meine Freunde oder meine Familie und versuche so zu arbeiten, dass die Musik sich beim ersten Hören schon öffnet“, sagt Berheide.

Auch wenn er in den letzten Jahren viel unterwegs war, bleibt Duisburg seine Heimat: „Wenn ich mich mit dem Zug der Stadt nähere und den Stadtwerketurm am Horizont sehe, dann fühl‘ ich ein stärkeres Klopfen in meiner Brust“, zitiert er Heinrich Heine. Besonders freut sich Berheide darüber, dass die Duisburger vom Magazin „Concerti“ als „bestes Publikum“ ausgezeichnet wurden.

Ein Traum als Inspiration

In der Jury saß auch der Münchner Cellist Maximilian Hornung, der in der nächsten Saison Berheides Cello-Konzert uraufführen wird. Dirigieren wird die Grazer Generalmusikdirektorin Oksana Lyniv, die in München die „Mauerschau“ leitete.

Inspirationsquelle des Cello-Konzertes war ein Traum: „Ich habe geträumt, ich würde mit ausgebreiteten Armen über einem Fjord fliegen und um mich herum waren Riesenvögel und ein seltsamer Cellogesang. So eine große, stürzend schwebende Musik.“ Die größte Herausforderung beim Komponieren: „Das Material formal in den Griff zu bekommen!“ Die Uraufführung ist am 26. Juni 2019 in der Mercatorhalle.

>>>Lieder, Kammermusik und ein Klavierkonzert

- Der Komponist Hauke Berheide wurde 1980 in Duisburg geboren. Bereits als Jugendlicher erhielt er Kompositionsunterricht an der Niederrheinischen Musikschule bei David Graham.

-Nach dem Abitur am Steinbart-Gymnasium studierte er bei Manfred Trojahn an der Düsseldorfer Robert-Schumann-Musikhochschule. Er schrieb Lieder mit Klavier- und Orchesterbegleitung. Zu seinen Werken gehören Kammermusiken in verschiedenen Besetzungen sowie ein Klavierkonzert.