Duisburg. Der Kunstverein Duisburg zeigt unter dem Titel „Meer zum Himmel“ Bilder von Stephan Runge aus der Kunstsammlung Krohne. Malerei ohne Pinsel.
Seine abstrakte Malerei kommt ohne Pinsel aus. Seine Kunst ist Knochenarbeit. Stephan Runge schöpft sein Papier selbst und kippt dabei tonnenweise Wasser und Fasern in den 3,10 mal 2,70 Meter großen Rahmen, denn das ist die Größe, bei der für ihn erst der Spaß beginnt. Und noch während dieser Riesenbogen nass ausgelegt ist, wirft er ein paar Gramm Pigmente aus seiner dreidimensionalen Palette auf das Papier, lässt passieren, wie sich die Farbe verteilt, bevor er den Prozess stoppt, also bevor sich alles zu einem großen Matsch entwickelt. Nur Stephan Runge kann diese Bilder machen, vor denen man staunend steht und sich fragt, wie er diese Farben hinbekommt: intensiv und transparent zugleich.
Inspiriert von Japan
Mit der Ausstellung „Meer zum Himmel“ starten die Kunstsammlung Krohne und der Kunstverein Duisburg eine Zusammenarbeit, die auf fünf Jahre angelegt ist. Pro Jahr soll es mindestens eine Ausstellung mit Werken aus der Krohne-Sammlung am Weidenweg 10 geben. Fast 4000 Werke umfasse diese Sammlung, so Daniel Koch, sowohl Mitglied im Kunstverein als auch Sammlungskurator. Vor allem zeitgenössische Kunst hängt weltweit in Werkshallen und Bürogebäuden. Am Firmensitz in Duissern ist in der Eingangshalle auch ein früheres Runge-Bild zu sehen.
Bis zum 28. Juli am Weidenweg zu sehen
Die Ausstellung „Meer zum Himmel“ wird am Freitag, 14. Juni, um 19 Uhr am Weidenweg 10 in Kaßlerfeld eröffnet. Eine Einführung gibt Kunsthistoriker Michael Krajewski. Zur Ausstellung erscheint eine Publikation mit einem Text von Stephan Runge.
Der Kunstverein Duisburg zeigt die Ausstellung in seinem großen Raum im Erdgeschoss. Geöffnet ist bis zum 28. Juli freitags und samstags von 17 bis 20 Uhr, sonntags von 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung unter
0157 / 863 74 232.
Der 1947 geborene Künstler, früher Meisterschüler von Joseph Beuys und in den 70er Jahren auch mit Sigmar Polke verbunden, wurde 1992 durch die Teilnahme an der Documenta bekannt. Drei Jahre zuvor war er nach Japan gegangen und hat dort nicht nur die Materialien wie Seide, Papier, Tinte und Pigmente gefunden, sondern ist auch eingetaucht in Natur und Kultur des Inselstaats, in dem gleich hinter den Großstädten und Reisfeldern unbewohnbare Berge, Urwald und Meer beginnen, wo es im Sommer subtropisch heiß ist und die Winter herb sind, wo es Taifune und giftige Tiere, Shinto-Schreine und Atomkraftwerke gibt.
Aus der Natur schöpfen
Seit 1989 hat Runge auch in seinem Atelier auf dem Westberg in der Nähe von Kyoto an seiner speziellen Technik gearbeitet, die Pigmente, die sich auch in ihrer Struktur fühlbar unterscheiden, auf den feuchten Malgrund zu werfen, sie arbeiten zu lassen und schließlich den Prozess zum richtigen Zeitpunkt zu stoppen. Die Seidenbahnen hat er auch mal um die Gartenbüsche gewickelt, arbeitet er doch am liebsten draußen. In seinen Farbkompositionen kann man Drachen oder ein Korallenriff entdecken, aber auch Generäle und Kriegsszenen. Was sich unmittelbar mitteilt, sind die Formen und die Energien der Natur, die der Künstler bei seinen Wegen durch den Dschungel und am Meer aufgesogen hat. Und deren Kräfte er mit wenigen Pigmenten auf den zarten Untergründen sich entfalten lässt. Runges Kunst hat auch eine spirituelle Dimension.