Duisburg. . Der Kunstverein Duisburg zeigt eine Ausstellung mit beeindruckenden Bilderserien von Anja Bohnhof. Was von 40 Jahren DDR geblieben ist.

Die 1974 in Hagen geborene Fotografin Anja Bohnhof hat an der Bauhaus-Universität in Weimar studiert. Das war der Ausgangspunkt für eine zehn Jahre lange künstlerische Beschäftigung mit der Geschichte der DDR. Die Ausstellung „Fremdesland“, die der Kunstverein jetzt zum 30-Jährigen des Mauerfalls zeigt, verdeutlicht beeidruckend, wie durchdacht, vielschichtig und konsequent Anja Bohnhof gearbeitet und dabei Zeitgeschichte eingefangen hat. Menschen bleiben diesmal ausgeblendet, ganz anders als in ihrem großartigen Zyklus „Bahak“ mit Porträts von Lastenträgern im indischen Kolkata, der vor einem Jahr im Kunstraum von Dr. Manhardt Barthelmie im Mercatorhaus zu sehen war.

Fotografien aus vier Motiv-Serien laden beim Kunstverein in Kaßlerfeld zu einem Rundgang durch die frühere DDR ein, wobei Anja Bohnhof zwar mit westdeutschen Augen, aber klar, sachlich und so objektiv wie möglich fotografiert. „Distanziertheit ist die Stärke“, sagt Kuratorin Jannine Koch, die 1981 in Cottbus geboren wurde, bis 2012 in Leipzig gelebt hat und jetzt als Malerin Mitglied des Kunstvereins ist.

Nostalgie der ehemaligen Bürger

© Fabian Strauch

Die Fotografien aus DDR-Museen, die zumeist privat betrieben werden, zeigen, wie sich auch mit einer Portion Nostalgie die ehemaligen Bürger der DDR Erinnerung bewahren an Gegenstände, die mit ihrem Land untergegangen sind: Telefon, Radio, Dampfkochtopf – die Auswahl war eben nicht größer als zwischen Trabbi und Wartburg, erläutert Jannine Koch, bei der die Fotos ein großes Erinnerungsfeuerwerk auslösen. Nierenförmiger Spiegel, orangefarbenes Kissen, braun gemusterte Tapete, Honecker-Porträt – das kennen Westdeutsche aus Filmen nach der Wiedervereinigung.

Angelegenheiten und Akten

Die Serie „Innere Angelegenheiten“ dokumentiert den Zustand ehemaliger Stasi-Untersuchungsgefängnisse: das Innere von Zellen, die Höfe für den Freigang.

„Zu den Akten“ zeigt Aktenschränke und Arbeitsbereiche der Behörde des Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen: „operative Vorgänge“, menschliche Dramen, geordnet in klinisch-nüchternen Räumen ohne jede menschliche Spuren. Diese kühle Nüchternheit verströmen auch die Schwarz-Weiß-Fotografien von leer stehenden, immer gleich geschnittenen Plattenbau-Wohnungen.

Texte aus alten Magazinen

Nur in der Serie „Fremdesland“, die der Ausstellung den Titel gab, erlaubt sich Bohnhof eine Ergänzung. Die Fotografien zeigen die Überbleibsel von ehemals für den Ausbau der innerdeutschen Grenze geschleiften Dörfer, deren Bewohner ihr Zuhause verloren, dazu stellt die Künstlerin Texte aus dem „Magazin für Haus und Wohnung“, das den DDR-Bürgern einmal jährlich erklärte, wie man Haus und Garten geschmackvoll gestaltet.

>>> Begleitprogramm mit Vortrag und Künstlerin

Zur Ausstellung, die am Freitag, 8. März, um 19 Uhr am Weidenweg 10 eröffnet wird, gibt es ein Begleitprogramm.

Zwei Sonderführungen mit Kuratorin Jannine Koch beginnen an den Samstagen 9. und 16. März, jeweils um 15 Uhr.

Im Anschluss am die Führung am 16. März hält Dr. Frank Hoffmann vom Institut für Deutschlandforschung an der Uni Bochum den Vortrag „Vom Tatort zur Gedenkstätte? Einige Hinweise zu den Zeitschichten in Erinnerungsorten der SED-Diktatur“.

Anja Bohnhof kommt am Samstag, 23. März, um 11 Uhr zum Gespräch mit der Kuratorin. Letzter Ausstellungstag ist der 31. März; Öffnungszeiten: freitags und samstags von 17 bis 20 Uhr, sonntags 14 bis 18 Uhr.