Duisburg. . Nebenprodukte der Stahlindustrie werden zu Baustoffen oder Düngemitteln weiterverwertet. In Friemersheim wird Schlacke erforscht.

Rund vier Millionen Tonnen Stahl erzeugen die Hüttenwerke Krupp-Mannesmann (HKM) im Süden der Stadt jährlich. Weitere 2,5 Millionen Tonnen Schlacke fallen dabei an: eine gewaltige Menge – und keineswegs Abfall, sondern zu fast 100 Prozent wiederverwertbar.

„Stahl war schon immer Recycling“, umreißt Holger Iffland ein Prinzip der Stahlindustrie. Seit 110 Jahren gehe es bei der HKM auch um die Verwertung sogenannter „Nebenprodukte“, sagt der Leiter der HKM-Mineralstoffwirtschaft.

Denn ohne Schlacken geht es nicht bei der Produktion von Eisen und Stahl. Was an Erz in den Hochofen wandert, ist nicht reines Eisen, sondern enthält andere Stoffe, Kalk wird zugegeben, und bei der Stahlproduktion fallen erneut Schlacken an, aber andere. Sieben verschiedene Schlacken gebe es, erläutert Iffland.

Hüttensand ist der größte Anteil der Nebenprodukte

© Hayrettin ÖZCAN

Den größten Anteil macht Hüttensand aus, stolze 1,2 Millionen Tonnen pro Jahr bei HKM. Hüttensand ist bewährter Ausgangsstoff für die Zementindustrie, die 98 Prozent dieses Nebenproduktes abnimmt. Ein weiterer größerer Posten ist Stückschlacke, von der HKM 200.000 Tonnen pro Jahr, etwa für den Straßenbau, zur Verfügung stellt.

135.000 Tonnen Schlämme und Stäube, beispielsweise aus Filteranlagen, fallen zudem bei HKM jährlich an, die Eisen in Mengen enthalten und die Wiederverwertung wirtschaftlich interessant machen. Das übernimmt DK Recycling und Roheisen in Hochfeld, wo aus den Reststoffen von HKM Gießereiroheisen wird. Und rund 40.000 Tonnen, die im Hüttenwerk anfallen, werden zu Düngemitteln weiterverarbeitet.

„Bären“ werden wiederverwertet

Sieben HKM-Mitarbeiter kümmern sich um die Verwertung der Nebenprodukte, sind laut Iffland zuständig „für alles, was nicht Stahl und Strom ist“. Wobei für Transporte und die Aufbereitung der Dienstleister Thyssenkrupp Mill Services & Systems zuständig ist, ebenso für das Brennen von „Bären“, Stahlresten, die bei der Produktion anfallen und direkt im Hüttenprozess wiederverwertet werden können.

Den Schlacken aus der Eisen- und Stahlindustrie widmet sich auch eine Institution auf der linken Duisburger Rheinseite, das FEhs-Institut für Baustoffforschung mit Sitz am Rande der Bliersheimer Siedlung auf dem Logportgelände in Rheinhausen. Die 1950 gegründete Forschungseinrichtung widmet sich der Verwendung von Schlacken aus der Stahlindustrie, berät Mitglieder und macht mit 45 Mitarbeitern einen Jahresumsatz von 5,5 Millionen Euro.

>>> Schlacke ersetzt natürliche Rohstoffe

Durch die Nutzung von Schlacken als Dünger und Baustoff werden natürliche Ressourcen geschont.

Seit 1946 wurden durch Schlacke 610 Millionen Tonnen Naturstein, 345 Millionen Tonnen Kalk, Ton und Sand ersetzt.

37 Mitglieder hat das Schlacke-Institut, darunter alle Duisburger Stahlerzeuger.