Duisburg. Die Aufführung in der Mercatorhalle hat Längen. Duisburger Philharmoniker, Chor und Solisten der Rheinoper trumpfen unter Axel Kober auf.

Die konzertante Premiere von Richard Wagners „Götterdämmerung“ in der Mercatorhalle hat am Sonntag weniger Besucher gefunden als sonst zu Philharmonischen Konzerten kommen. Nachdem in der ersten Pause einige Zuhörer abwandern, harren die wahren Wagner-Fans aber bis zum Ende aus.

Als kleine Entschädigung für das Publikum, das hier die gleichen Preise wie für die geplante szenische Aufführung im Theater bezahlt, fährt Rheinopern-GMD Axel Kober eine größere Orchesterbesetzung auf, darunter vier Harfen, sieben Kontrabässe und zwei Pauken. Kobers Dirigat ist von einem warmen und opulenten Gesamtklang geprägt, in dem die Holzbläser-Soli mit viel Liebe zum Detail herausgearbeitet werden. Die Blechbläser spielen wuchtig auf, überschlagen sich aber manchmal in der Intonation.

Mitreißender zweiter Akt

In den Vor- und Zwischenspielen können die Duisburger Philharmoniker, die diese Oper seit 24 Jahren nicht mehr gespielt haben, groß auftrumpfen: So entwickelt Kober die Schilderung des Sonnenaufgangs nach der Nornenszene genüsslich aus dem Piano heraus. Die Fortissimo-Höhepunkte wirken dadurch umso stärker. Siegfrieds Rheinfahrt ist ein schwungvolles Hörvergnügen, und der Trauermarsch wird zum großen Klangrelief der Leitmotive.

Die Tempi ermöglichen den Sängern zwar eine gute Textartikulation, aber die zwei Stunden, die der erste Akt dauert, wirken manchmal ermüdend. Eine originelle Idee ist, die Hornrufe aus dem Foyer bei geöffneter Tür in den Saal schallen zu lassen. Im zweiten Akt mit seiner großen Chorszene, die von Chorleiter Gerhard Michalski, bestens einstudiert ist, erlebt man große und mitreißende Oper. Das Gespräch Siegfrieds mit den Rheintöchtern im 3. Akt kommt flott und beschwingt wie eine Operette daher.

Die Deutsche Oper am Rhein bietet eine starke Sängerbesetzung auf, die weitgehend aus dem eigenen Ensemble besteht. Corby Welch hat sich in den 16 Jahren, die er an der Rheinoper ist, beachtlich entwickelt: Als Mozart-Interpret gestartet, ist er nun zum Heldentenor gereift. Ihren lyrischen Kern hat die Stimme noch, gleichzeitig hat sie die nötige Kraft dazu gewonnen. Mit einer gesunden Technik meistert Welch auch die heiklen Stellen der Partie. Im zweiten Akt verpasst er allerdings seinen Auftritt, und Axel Kober muss unterbrechen.

Nachdem Heike Wessels in den beiden vorherigen Ring-Teilen als Brünnhilde geschwächelt hatte, übernimmt nun Alexandra Petersamer, ebenfalls als Gast, die Partie: Sie verfügt über ein gutes Mezzo-Fundament, eine gesunde Tiefe und kraftvoll-dramatische Höhe. Zudem kann sie ein sauberes Piano singen, was in der Liga der hochdramatischen Soprane keine Selbstverständlichkeit ist. Petersamer hat die nötigen Kraftreserven, die am Ende dieses fast fünfeinhalbstündigen Abends Brünnhildes Schlussgesang zu einem emotionalen Höhepunkt der Aufführung werden zu lassen.

Als intelligenten Intriganten legt Sami Luttinen den Hagen an. In den Mannen-Rufen des zweiten Aktes glänzt er mit großer und dunkler Stimme. Den König Gunther singt Richard Sveda mit einem nobel-hellem Bariton, der ihn auch als Rheingold-Wotan qualifizieren würde. Als Gutrune gefällt Anke Krabbe mit ihrem lyrisch strahlenden Sopran. Einen starken Auftritt hat Sarah Ferede als Walküre Waltraute, die ihre große Erzählung mit klug gesetzten Akzenten zu einem spannungsvollen Bericht werden lässt. In seinem Kurzauftritt als Alberich bietet Stefan Heidemann eine scharf artikulierte Charakterstudie.

Ovationen zum Schluss

Sehr gut besetzt sind auch die drei Nornen, wobei Reneé Morloc, Annika Schlicht und Barno Ismatullaeva ihren Figuren ein individuelles stimmliches Profil verleihen. Chorischen Wohlklang verbreiten Heidi Elisabeth Meier, Anne Sophie Müller und Anna Harvey als Rheintöchter-Trio. Die Wagner-Fans, die bis zum Schlussakkord ausgeharrt haben, sind von der konzertanten Aufführung begeistert und stehen zum Beifall auf.