Duisburg. . Das offene Angebot im City-Atelier lässt Besucher in Duisburg Kunst erleben und regt an, selbst Kunst machen. Das Thema: „Alle Kunst ist Maß“.

Das vor gut acht Monaten eröffnete City-Atelier im Lehmbruck-Museum funktioniert so, wie es seine Macherinnen erhofft haben. Maximal 40 Besucher „jeden Alters“ kommen sonntags und jeweils am ersten Freitag im Monat ins City-Atelier und lassen sich von Künstlern zu eigenen Arbeiten anregen, so die Kunstvermittlerinnen Sybille Kastner und Claudia Thümler. Sie haben dieses offene Format entwickelt, das ohne Anmeldung und Gebühr auskommt. „Wir werden inzwischen auch von Künstlern angesprochen, die ihre Expertise und Techniken zeigen wollen“, sagt Sybille Kastner.

Bis Ende Oktober läuft das City-Atelier weiter, jetzt mit einem festen Thema. Im Jahr des 100. Todestages von Wilhelm Lehmbruck, den das Museum mit der Ausstellung „Schönheit“ würdigt, wird das Zitat des Bildhauers „Alle Kunst ist Maß“ zum Motto. Im umgestalteten Atelier-Raum wurde eine Ausstellung eingerichtet, die Besucher dazu anregen soll, Kunst zu erleben und Kunst selbst zu machen. Und sich dabei auch mit den eigenen Körpermaßen zu beschäftigen, die ja vorgeben, wie weit und kräftig man zum Beispiel einen Pinsel führen kann.

Schwungvolle Zeichen

Die Proportionslehre hat schon antike Künstler beschäftigt, die den Goldenen Schnitt zum Maß der Schönheit machten. Die amerikanische Künstlerin Heather Hansen hat eine spezielle Technik entwickelt, bei der ihre Bewegungen durch Zeichnen und Tanzen auf eine große Leinwand übertragen werden. Das erinnert ein wenig an den Schneeengel, zu dem sich nicht nur Kinder im Winter in den Schnee stürzen. Die Künstlerin nennt ihre Arbeiten „kinetisches Zeichnen“. Die Methode können Museumsbesucher ausprobieren, wenn sie sich auf eine schwarze Tafel knien und mit weißer Kreide und weiten Rumpf- und Armschwüngen ihre Linien ziehen.

© Joerg Schimmel

Auf Leonardos vitruvianischen Menschen – ein weltweites Symbol für Symmetrie, Schönheit und Körperbewusstsein – bezog sich der informelle Maler K.O. Götz, als er, im Alter erblindet, seinen Körperabdruck in einer Tonmasse hinterließ. Aber wie hat er es geschafft, das Gesicht Kopf stehen zu lassen?

Vor einem dynamischen Bild von Götz wurde ein Schaumtisch aufgebaut. Auf dessen Fläche wird Rasierschaum gesprüht, in den man dann mit bloßen Händen schwungvolle Zeichen ziehen kann; sogar kleine Skulpturen lassen sich aus Schaum bauen. Macht mindestens so viel Spaß wie im Sand zu spielen, hinterlässt aber viel sauberere Hände.

Verblüffende Effekte ergeben sich beim Pendel-Painting, bei dem man eine mit Wasserfarbe gefüllte Flasche über Papier kreisen lässt – wird sie angestupst, findet sie eine neue harmonische Bahn.

Pendel und Proportionen

Mit Proportionen hat sich auch Hans-Peter Feldmann befasst, dessen poppiger „David“ sich mit Michelangelos Skulptur auseinandersetzt, die zwar perfekt proportioniert wirkt, aber auf Untersicht angelegt war, so dass die Beine etwas zur kurz sind. Oder Feldmanns Zollstockhaus, in dem er die Umrisse eines Hauses mit dem Zollstock nachbaut. 30 dieser Messinstrumente liegen aus. Das soll vor allem Kinder dazu anregen, „einfach mal den eigenen Finger zu messen“ und so ein Gefühl für Maße zu entwickeln, so Claudia Thümler.

Neueröffnung am Sonntag, 5. Mai

Die Neueröffnung ist am Sonntag, 5. Mai, um 13 Uhr. Von 14 bis 17 Uhr heißt es mit Künstlerin Sabine Bazan „Maske und Identität – fantastische Selbstbildnisse“. Am ganzen Tag gilt: Besucher bestimmen den Eintritt selbst.

Am 12. Mai geht es von 14 bis 17 Uhr um den„Goldenen Schnitt“, Besucher zeichnen mit Maamon Alramadan.

Einen Reihe von Angeboten im City-Atelier richtet sich an Kindergärten, Grundschulen sowie Klassen der Stufen Sek 1 und Sek 2. Info: kunstvermittlung@lehmbruckmuseum.de