Duisburg. . Das Programm steht im ersten Halbjahr 2019 ganz im Zeichen des berühmten Künstlers. Mehr als 100 Leihgaben kommen zur Ausstellung „Schönheit“.

Eine kleine Gedenktafel am Haus Nummer 16 an der Lehmbruckstraße erinnert daran, dass der Künstler am 4. Januar 1881 in Obermeiderich geboren wurde. Schon zu Lebzeiten genoss Wilhelm Lehmbruck große internationale Anerkennung. 100 Jahre nach seinem Tod reisen nun Werke des ebenso bekannten und verehrten Franzosen Auguste Rodin an, den Lehmbruck unbedingt kennenlernen wollte. An dem er sich aber schon bald abgearbeitet hatte, wie Dr. Söke Dinkla, Direktorin des Lehmbruck-Museums sagt.

Über Rodins „Denker“ äußerte der 41 Jahre jüngere Lehmbruck, er sei zu muskulös, ähnele einem Boxer. Sein Gegenentwurf war der feingliedrige, lang gestreckte Jüngling, an dem Kritiker wiederum das Puppenhafte bemängelten. Aber mit ihm hat Lehmbruck Kunstgeschichte geschrieben. Die Ausstellung werde der oft gestellten Frage „Was ist schön?“ in der Kunst nachgehen, so Dinkla. Sie werde auch zeigen, wie sich das Schönheitsideal im 20. Jahrhundert gewandelt hat und bis heute ändert.

„Le penseur/Der Denker“ von Auguste Rodin (1880-1882) gefiel Wilhelm Lehmbruck nicht. Er fand ihn zu muskulös. Sein Gegenentwurf war der feingliedrige „Sitzende Jüngling“.
„Le penseur/Der Denker“ von Auguste Rodin (1880-1882) gefiel Wilhelm Lehmbruck nicht. Er fand ihn zu muskulös. Sein Gegenentwurf war der feingliedrige „Sitzende Jüngling“. ©

Wobei auch Lehmbruck mit seiner „Großen Stehenden“ 1910 noch dem herrschenden Ideal der Anmut folgte. Rodin zeigte spätestens 1880 mit dem Kopf eines alten Mannes mit gebrochener Nase, dass ihm die „Macht des Charakters“ wichtiger als Schönheit war, sagt Kuratorin Jessica Keilholz.

Die Ausstellung will auch zeigen, wie Lehmbruck und Rodin als Meister der Moderne ihre Nachfolger beeinflusst haben. Mehr als 100 Werke und Leihgaben kommen nach Duisburg – aus dem Musée Rodin und dem Centre Pompidou, aus dem Gemeentemuseum in Den Haag, der Hamburger Kunsthalle oder der Pinakothek der Moderne in München, von Künstlern wie Alexander Archipenko, Jean Arp, Constantin Brancusi, Alfred Boucher, Camille Claudel, Berlinde De Bruyckere und Henri Matisse. „Wir versuchen eine Re-Installation der berühmten Armory-Show von 1913 in New York.“ Weitere Themen seien Bewegung und Tanz, Sinnlichkeit und Erotik sowie der Torso, den Rodin zu einer eigenen Kunstgattung erklärt.

„Zur Person“

Das Duisburger Museum kann neben den großen und bekannten Lehmbruck-Werken auch Raritäten aus der Frühphase zeigen wie das Selbstporträt, in dem sich der 17-jährige Duisburger 1898 mit Krawatte und Anzug zeigt. In einer kleineren Begleitausstellung wird der Lebensweg Lehmbrucks anhand solcher Frühwerke, historischer Fotos und Dokumente geschildert.

chon als 17-Jähriger beschäftigte sich Wilhelm Lehmbruck mit der Bildhauerei. Dieses Selbstporträt mit auffälliger Krawatte gehört zu den Unikaten der Sammlung des Lehmbruck-Museums.
chon als 17-Jähriger beschäftigte sich Wilhelm Lehmbruck mit der Bildhauerei. Dieses Selbstporträt mit auffälliger Krawatte gehört zu den Unikaten der Sammlung des Lehmbruck-Museums.

Ausgangspunkt ist Meiderich, wo er als viertes von acht Kindern von Johann Wilhelm und Margareta Lehmbruck zur Welt kam. Sein Zeichenlehrer förderte sein Talent und empfahl ihn an die Düsseldorfer Kunstgewerbeschule. Er wechselte zur Kunstakademie, zieht nach Paris und 1914 Berlin, wo er Max Liebermann kennenlernt, schließlich nach Zürich.

„Alle Kunst ist Maß“

Ganz auf das Lehmbruck-Zitat „Alle Kunst ist Maß“ ist das Programm von Mai bis Oktober im City-Atelier abgestellt, das gerade jetzt in der kalten Jahreszeit „großen Zulauf“ habe, so die Kunstvermittlerinnen Claudia Thümler und Sibylle Kastner. Die Besucher beschäftigen sich mit der Proportion. Bei wöchentlichen Workshops kann unter Anleitung professioneller Künstler die Technik der Radierung oder räumliche Zeichnungen mit Naturmaterialien erprobt werden. Zum Angebot gehört auch die Reihe „Kunst im Doppelpack“ für Eltern mit Kleinkindern.