Duisburg. . Das Lehmbruck-Museum in Duisburg macht Menschen mit Sehbehinderung die Kunst des Bildhauers zugänglich. Zentrales Element: die Lehmbruck-Box.
Wie vermittelt man Menschen mit Sehbehinderung die Schönheit visueller Kunst? Mit diesem Problem beschäftigt sich seit Jahren nicht nur das Deutsche Blindenhilfswerk, sondern auch das Lehmbruck-Museum im Kantpark. Abhilfe schafft die neu eingeführte Lehmbruck-Box. Bei ihr steht nicht die Kunst, sondern die Kunstvermittlung im Vordergrund. Die Idee dazu hatte der bildende Künstler Tom Koesel. Auch das Blindenhilfswerk hatte in der Vergangenheit bereits einige Kunstprojekte unterstützt. Beim Museum stieß der Vorschlag auf viel Wohlwollen.
„Schon seit 30 Jahren versuchen wir, Kunst für alle zugängig zu machen. Bei Menschen mit Sehbehinderung sind insbesondere das Gehör und der Tastsinn wichtig“, erklärt Museumschefin Dr. Söke Dinkla.
Kleiner Wagen als Ausgangsstation
Die Lehmbruck-Box ist eigentlich ein Wägelchen, in dem Plastikboxen mit verschiedenen Materialien verstaut sind. Doch es bildet nur das Basismodul für alle Elemente, mit denen das Museum Lehmbrucks Kunst erlebbar macht. Da ist zum Beispiel ein Fuß, aus Wachs gegossen, der eine Nachbildung einer der Skulpturen ist. „Viele Kunstwerke dürfen nicht berührt werden. Menschen mit Sehbehinderung hilft es aber, Dinge zu ertasten. Und auch sehende Menschen fassen Kunstwerke gerne an“, weiß Kunstvermittlerin Sybille Kastner. Zum Repertoire gehören auch Formen und Trichter, mit denen Nachbildungen wie der Fuß gegossen wurden.
Eine etwa 30 Zentimeter große Miniaturausgabe des Werks „Die Knieende“ ermöglicht ebenso ein besseres Verständnis für Lehmbrucks Kunst wie die 3D-Drucke, die im FabLab der Hochschule Rhein-Waal in Kamp-Lintfort entwickelt wurden. Auch Scherenschnitte von Silhouetten der dargestellten Gesichter helfen beim Erfassen der Kunst. Manche Werke wiederum stehen lediglich vor einer weißen Leinwand, was Sehbehinderten einen besseren Kontrast bietet. Zum Angebot gehört auch eine Liste in Blindenschrift, auf der steht, welche Werke berührt werden können. Außerdem können Interessierte Audioguides leihen, auf denen auch Geräusche gespeichert sind, die während des Gusses der Nachbildungen entstanden sind.
Der Duisburger Künstler Wilhelm Lehmbruck, zu dessen Ehren das Museum errichtet wurde, starb vor 100 Jahren. Seine bildhauerischen Werke drehen sich häufig um den menschlichen Körper und sind sowohl vom Naturalismus als auch vom Expressionismus beeinflusst. Die meisten seiner Skulpturen drücken Leid und Elend aus, allerdings ohne konkrete Gesichtszüge bestimmter Personen zu zeigen.
Führung für Menschen mit Sehbehinderung
Am morgigen Sonntag, 14. April, bietet das Lehmbruck-Museum eine Führung für Menschen mit Sehbehinderung an. Darin wird die Lehmbruck-Box den Besuchern vorgestellt.
Beginn ist um 11.30 Uhr, Adresse ist die Düsseldorfer Straße 51. Die T eilnahme kostet den normalen Eintritt (9/5 Euro) plus 2 Euro.