Duisburg. . In der Kulturwerkstatt an der Bahnhofstraße in Duisburg-Meiderich gibt es Ausstellungen und Lesungen. Se ist ein Treffpunkt für Kreative.

Roter Backstein, ein grün gestrichenes Holztor, daneben eine Löffel-Skulptur: Hinter dem Hofeingang an der viel befahrenen Bahnhofstraße 157 in Meiderich schlägt das kreative Herz des Stadtteils. Das Gebäude einer ehemaligen Schmiede ist nicht nur denkmalgeschützt, es hat als Kuriosität auch eine schräge Wand, die um 1900 so gebaut werden musste, um den vorgeschriebenen Abstand zum Friedhof einzuhalten, wie Peter Weber weiß. Er leitet mit Klaus Happel den Verein Kulturwerkstatt Meiderich, der im Stadtteil kulturelle Zeichen setzt, weil „hier ja sonst nichts war“, wie Weber rückblickend sagt.

Die Stadt habe 1978 fürs Kulturleben der 60.000 Meidericher lediglich 2000 D-Mark (für die Gesangsvereine) übrig gehabt, erinnert sich Weber. „Wir wollten was Eigenständiges machen“, sagt Weber (72), ehemaliger Brauerei-Mitarbeiter, der Fotograf werden wollte, aber zum Brotberuf Kaufmann umgeschwenkt ist. Fotografie ist seine Leidenschaft geblieben. „Man braucht diese Inseln.“ Seit acht Jahren ist er Vereinsvorsitzender, nachdem Dolf Wagner nach 30 Jahren abgetreten war.

Kulturwerkstatt ging 1978 an den Start

Apotheker Rudolf Kley, der 1977 die Galerie 77 gegenüber am Marktplatz gegründet hatte, stieß die Gründung der Kulturwerkstatt an, die 1978 an den Start ging. Ausstellungen sind bis heute ein wichtiger Bestandteil des Programms, einer der ersten Künstler hieß damals noch Hermann James Schmitz, heute unter dem Namen Chinmayo bekannt. Und auch finanziert wird die Werkstatt seither mit dem jährlichen Kunstmarkt. „Thyssen hat uns damals 50 Marktstände gebaut“, sagt Weber. 160 Aussteller gab es früher, heute dürfen es noch 100 sein. „Es müssen handwerklich gefertigte Sachen sein“, beschreibt der 72-Jährige den Anspruch an die Aussteller.

© Jörg Schimmel

Als zweite Einnahmequelle soll ein regelmäßiger Büchermarkt im Herbst dazu kommen, der zum 40-jährigen Bestehen der Kulturwerkstatt im letzten Jahr seinen Probelauf hatte. Er ist auch zustande gekommen, weil sich die „sehr aktive Literaturgruppe“ einsetzt. Es gibt regelmäßige Lesungen, und erst letzten Sonntag wurde der 2. Band von „Damals in Meiderich“ der vierköpfigen Gruppe „Hahnenfeder“ vorgestellt. Die zusätzlichen Einnahmen aus dem Büchermarkt und dem Kunstmarkt, der zukunftsfähig aufgestellt werden müsse, „sollen uns in die Lage versetzen, mal Preise auszuloben, etwa für Jugendliche“, sagt Weber.

Maler, Töpfer, Drucker und Musiker

Einmal wöchentlich treffen sich die Donnerstagsmaler: „Mit Elisabeth aus Marxloh, die als 80-Jährige mit dem Malen begonnen hat, jetzt 90 ist und von Abenteuern auf der Leinwand spricht“. Mittwochs sind Töpfer und Drucker aktiv, die Radierungen und Holzschnitte an der eigenen Presse drucken können, es gibt einen Singkreis und eine Akkordeongruppe.

Viele Meidericher seien der Kulturwerkstatt über Generationen verbunden, nicht zuletzt weil hier auch Kinder betreut worden sind. „Das hat hier einen familiären Touch“, sagt Weber. Jetzt gehe es darum, neue Mitglieder für den Verein zu gewinnen, der von 160 auf 90 Mitglieder geschrumpft ist, und auch den Vorstand zu erweitern, damit „neue Leute neue Ideen einbringen“.

Lesungen, Ausstellungen, Marktplatz

Die „Meidericher Werkstatt Akzente“ öffnet am kommenden Wochenende (Freitag, 22. März, um 19 Uhr, Sonntag, 24., um 11 Uhr). Am Samstag, 23. März, liest um 19 Uhr Heinz Flischikowski unter dem Motto „Lyrik vom anderen Ende der Couch“ aus seinen Büchern „Mut & Lust, Kraft & Glaube, Angst & Hoffnung“ und seinem neuen Werk „Nach all den Jahren“.

„Vom Schönen Wohnen“ heißt es dann bei der Lesung mit Helga Mietz am Samstag, 6. April, um 19.30 Uhr, die der Frage „Trautes Heim – Glück allein?“ nachgeht in eigenen und fremden Texten rund um Haus und Hof, Handwerker und Nachbarn. Das literarische Programm wurde stark belebt durch Petra Sörensen, die bei der Stadtbibliothek gearbeitet hat.

Vom 12. bis 28. April ist eine Ausstellung mit Werken der Meidericher Künstlerin Rosemarie Hanke zu sehen, Chinmayo kehrt vom 5. Mai bis 16. Juni mit einer Retrospektive in die Kulturwerkstatt zurück.

Bei allen Veranstaltungen gilt freier Eintritt, die Gastronomie (Getränke und Fingerfood) ist vor, während und nach der Veranstaltung geöffnet; die Einnahmen fließen in die Vereinsarbeit.

Der 42. Kunsthandwerkermarkt wird am Sonntag 2. Juni wieder ab 11 Uhr auf dem Marktplatz gegenüber der Kulturwerkstatt stattfinden.