Duisburg. . Warum fehlt es in Duisburg an Gastronomie? Eine Ursachensuche fand im Museum DKM statt. Appell: Immobilienbesitzer sollen auch ans Umfeld denken.

Namhafte Duisburger Restaurants haben geschlossen, bei renommierten Köchen bleibt die Küche kalt. Andererseits zeigen aktuelle Statistiken, dass 60 bis 70 Prozent der Bundesbürger mittags auswärtig essen, und auch gefrühstückt wird immer häufiger außerhalb der eigenen vier Wände. Der Bedarf ist da, die Gastronomie aber nicht? „Wem schmeckt Duisburg? Eine Stadt auf der Suche nach angesagter Gastronomie“ war ein Diskussionsabend überschrieben, zu dem das Immobilienunternehmen Aurelis ins Museum DKM eingeladen hatte.

Aktuelle Tendenzen der Gastronomie stellte der Städteplaner Ingo Kanehl vor, etwa Handelsunternehmen, die immer häufiger Funktionen von Restaurants oder Cafés mitübernehmen. Gastronomie könne beitragen zur Identität einer Stadt, hat er erkannt. Und: „Gastronomie fördert Stadtentwicklung, Stadtentwicklung fördert Gastronomie.“

Aktuell, so Aurelis-Chef Olaf Geist, fehle es in Duisburg an attraktiven Restaurants und am Flair, in dem sich eine gastliche Szene entwickeln könnte. An Potenzial, etwa an Firmenkunden, fehle es nicht.

Gastronomie mit Flair für Gastronomie haben die jungen Gründer von „Kalt Weiß Trocken“ in Neudorf geschaffen, wo aus einem Weinhandel in einem alten Industriegebäude im Hinterhof ein beliebtes Lokal wurde – das dann nach Klagen aus der Nachbarschaft schließen musste. Der Bedarf so ihre Erkenntnis, sei eindeutig vorhanden und am Publikumszuspruch abzulesen gewesen. Einen erfolgreichen Start hat Kai Wergener mit dem Restaurant Küppersmühle hinter sich. „Wir sind ein kleiner Familienbetrieb“, sagt er schmunzelnd und fügt an, dass mittlerweile 20 Mitarbeiter bei ihm fest angestellt seien und Kunden aus einem Umkreis von einer Stunde Fahrzeit die Museumsgastronomie am Innenhafen ansteuerten.

Perlen sind sehr verstreut

Innenhafen und Dellplatz seien die einzigen Stellen in Duisburg, wo sich Gastronomie konzentriert finde, hat Fabienne Piepiora, WAZ-Redakteurin und Autorin eines ganz aktuellen Duisburg-Reiseführers, festgestellt: „In Duisburg muss man die Perlen suchen und finden. Sie sind sehr verstreut.“ Was vielleicht auch an den Gewohnheiten der Hiesigen liege: „Der Duisburger an sich ist nicht in der ganzen Stadt unterwegs.“

Gastronomie als Rettungsanker für vom Ladenleerstand geprägte Innenstadtbereiche wie die Duisburger Altstadt sieht Kanehl eher nicht. Dazu bedürfe es Konzepte, die beispielsweise auch Hotels oder andere Formen des Wohnens auf Zeit umfassen müssten. Geist appellierte an Immobilienbesitzer, „ganzheitlicher“ zu denken, auch bei der Mietkalkulation, und den Nutzen von Gastronomie für die gesamte Umgebung mitzuberücksichtigen – und notfalls auch mal eine niedrigere Miete in Kauf zu nehmen.

„Duisburg erleben“ wurde nachgedruckt

Dass die Duisburger gerne mehr über ihre Stadt erfahren möchten, zeigt der Reiseführer „Duisburg erleben“. Er gibt Tipps, in welchen Hinterhof ein Blick lohnt und wo man beispielsweise gut Essen gehen kann.

Die Nachfrage war in den vergangenen Monaten so groß, dass inzwischen die zweite Auflage des Buches erhältlich ist.