Düsseldorf/Duisburg. Der Loveparade-Prozess ist für sieben der zehn Angeklagten vorbei. Das Duisburger Landgericht stellte die Verfahren am Mittwoch ein.
Der Loveparade-Prozess geht, wie erwartet, ab sofort nur noch mit drei Angeklagten weiter. Das Duisburger Landgericht stellte das Verfahren gegen sechs Angeklagte aus der Stadtverwaltung und einen Mitarbeiter des Veranstalters am Mittwochmittag ein. Es werde dadurch “nichts verharmlost”, sagte der Vorsitzende Richter Mario Plein in persönlichen Worten an die Hinterbliebenen.
Man sehe aber nach dem vorläufigen Ergebnis der Beweisaufnahme nur eine “geringe Schuld” bei den nun Entlassenen. Der ehemalige Baudezernent Duisburgs, die Leiterin des Bauamts und vier weitere Beamte durften den Saal verlassen, auch der Kreativdirektor von Lopavent durfte gehen,
Staatsanwaltschaft hatte Einstellung zugestimmt
Die Staatsanwaltschaft hatte einer Einstellung am Dienstag zugestimmt. Weil sie beim Produktions-, dem Sicherheits- und dem Technikchef von Lopavent aber eine mittlere Schuld sah, forderte sie in diesen drei Fällen Auflagen: Die drei Männer sollten etwa 10.000 Euro an eine gemeinnützige Einrichtung bezahlen. Für die Lopavent-Leute nicht akzeptabel, sie wünschen sich einen Freispruch. Deshalb stimmten sie nicht zu und werden ab dem 102. Verhandlungstag am kommenden Dienstag nur noch zu dritt auf der Anklagebank sitzen.
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Bis Ende April werden nun weitere Zeugen gehört, vor allem von der Polizei. Danach werden Mitarbeiter aus den Reihen des Veranstalter geladen, kündigte Richter Plein an. Er versprach: “Wir werden weiter unserer Aufklärungspflicht nachkommen.” Der Vorsitzende, der in einem Rechtsgespräch am 16. Januar die Einstellung angeregt hatte, verwahrte sich gegen Vorwürfe, nur wegen der drohenden Verjährung im Juli 2020 einen “Verlegenheitsvorschlag” gemacht zu haben.
„Wir sind gänzlich unabhängig“
“Wir sind gänzlich unabhängig. Niemand auf dem Planeten Erde kann uns sagen, wie wir unsere Arbeit machen sollen.” Eine mögliche Verjährung schrecke ihn nicht: “Wir haben uns nichts vorzuwerfen. Wir sind alle der Meinung, dass wir viel mehr geschafft haben, als man gedacht hat, als man uns zugetraut hat und alle erwartet haben.”
Die Kammer habe Verständnis dafür, dass die Entscheidung schwer zu verstehen sei und als “unpopulär” gesehen werde. Man wolle aber keine Gefühle verletzen. Vielleicht könne es aber ein Trost sein oder zumindest für Akzeptanz sorgen, dass man nur mache, “was wir juristisch für richtig halten”. Erneut kündigte er an, “wann auch immer der letzte Tag ist”, ausführlich zu erklären, “wie wir die Sache hier sehen”. Mario Plein: “Wir werden etwas hinterlassen.”