Duisburg-Neudorf. . Hervorragende Band rollt der Sängerin im „Steinbruch“ den roten Teppich aus. Geschichten über „Herzensleidenschaft“ und Massentierhaltung.
Ein neutraler Besucher dürfte sich gefragt haben, wo er da hineingestolpert war. Der Saal des Steinbruchs war am vergangenen Freitag rappelvoll, trotzdem schienen sich alle Besucher irgendwie zu kennen. „Schuld“ war Peter Bursch, der mit seinem Konglomerat aus All-Star-Band, Gitarrenschulen und seiner eigenen Musikschule eine riesige Gruppe Jünger um sich versammelt hat, viele davon waren am Freitag nach Neudorf gekommen. Dabei spielte Peter Bursch selbst nur die zweite Geige, oder Gitarre, denn Anlass für das Happening der Bursch-Schüler war die CD-Präsentation von Burschs Frau Marita. „Aus dem Schatten“ heißt die zweite Veröffentlichung von Marita Bursch, die zwischen dem Design von Bühnenbildern, Schmuck und der Leitung eines Chores in der familieneigenen Musikschule Zeit gefunden hat, eine CD aufzunehmen. Vom langen Weg zum fertigen Produkt erzählte Bursch am Freitag immer wieder. Die vielen Anekdoten lockerten das Konzert angenehm auf.
Geschmackvolle Soli
Die Künstlerin hatte eine hervorragende Band auf der Bühne versammelt, Piano, Holzblasinstrumente, Bass, Akkordeon und eine zweite Sängerin rollten Marita Bursch den musikalischen Teppich für ihre Geschichten aus. Noch dazu unterstützte Peter Bursch seine Frau an der Gitarre, auch Marita Bursch selbst war mit einer Gitarre bewaffnet. Auch ohne Schlagwerker oder Drummer funktionierten die Kompositionen einwandfrei, der Liedermacher-Stil Burschs erinnerte mehr als nur einmal an Reinhard Mey und Co.
Besonders hervor taten sich Maria Müller mit dezenten zweiten Stimmen und Kim Jovi, der am Saxophon, der Klarinette und der Querflöte immer wieder geschmackvolle Soli und Fills in die Lieder einbrachte. Die Rhythmusgruppe stand den Solisten allerdings um nichts nach, die harmonisch sehr offenen, federleichten Songs von Marita Bursch setzten die gestandenen Musiker hervorragend um.
Bursch selber sang zwar stets die erste Stimme, mutete aber eher wie eine Erzählerin an. Die, nicht selten sehr pathosschwangeren, Texte handelten oft von den schönen Dingen des Lebens, Liebe, Natur, Vertrauen. Hin und wieder ließ die Künstlerin aber auch etwas Kritik aufblitzen, am Kapitalismus etwa: „Ich habe Angst, wir verlieren jedes Maß.“ Die Idee zu diesem Song, erklärte Bursch, sei ihr in Oberstdorf gekommen – der sauberen Luft wegen, die in Duisburg eher Mangelware ist. Das Publikum bekam außerdem Songs über die geschlossene Kneipe Fifty-Fifty und Massentierhaltung zu hören, genauso wie über den Neologismus „Herzensleidenschaft“, der ganz hervorragend zu der Instagram-Musik von Max Giesinger und Co. passen würde.
Platte wird kein Charterfolg
Dem Publikum gefällt die Musik und feiert die neuen Lieder im Steinbruch an diesem Abend begeistert. Dennoch wird diese CD von Marita Bursch sicherlich keine Charterfolge feiern. Trotzdem sei die vor allem Musikfans ans Herz gelegt, die mehr Wert auf die lyrische Komponente denn auf die musikalische legen. Denn obwohl die gute Band die Kompositionen musikalisch hervorragend umsetzt – über die vielen kompositorischen Parallelen der einzelnen Lieder und die daraus resultierende Eintönigkeit kann auch die beste Darbietung in diesem Fall leider nicht hinweg täuschen.