Duisburg. Leiter des Duisburger Gesundheitsamtes, plädiert für Untersuchungen der Kinder in den Kitas. Aber dafür fehlen in Duisburg Geld und Personal.
Der Anteil der Duisburger Kinder, die übergewichtig sind und an Adipositas leiden, ist weiterhin zu hoch, die motorischen Fähigkeiten sind bei zu vielen Mädchen und Jungen unterentwickelt, besonders in wirtschaftlich schwachen Stadtteilen werden bei den Einschulungsuntersuchungen Defizite festgestellt.
Das sind, kurz resümiert, die Ergebnisse des neuen Kindergesundheitsberichtes, den die Behörde jetzt vorgelegt hat (wir berichteten). Diese Resultate kommentiert Dr. Dieter Weber, der Leiter des Duisburger Gesundheitsamtes.
Es war der erste Bericht nach elf Jahren Pause. Haben die Ergebnisse Sie überrascht?
Dieter Weber: Nein, leider. Wir waren ab 14/15 mit der Zuwanderung beschäftigt und haben einen Seiteneinsteiger-Unterricht vorgelegt. Da hatten wir schon einige Erkenntnisse. Dass es mit der Gesundheit der Kinder in Duisburg nicht zum Besten bestellt ist, war kein Geheimnis. Es gibt keine Erhebung, die so vollständig ist, wie die der eingeschulten Kinder.
Der ungeklärte Versicherungsschutz von zugewanderten Kindern bleibt ein Problem?
Wir sind Teil der Clearing-Stelle, die es bei der Awo-Integration gibt. Das bleibt ein dickes Brett. Die Migranten-Ambulanz ist Ausdruck der Schwierigkeiten, die es gibt. Das sollte als ein europäisches Problem erkannt werden, das in Brüssel gelöst werden muss.
Die Masern-Epidemie hat sie sehr auf Trab gehalten. Kann es neue Ausbrüche geben?
http://Recht_auf_Kita-Platz_gilt_für_jedes_Kind_-_auch_ohne_Impfung{esc#216223671}[news]Vor allem vor zwei Jahren gab es viele Fälle. Eine Wiederholung ist nicht auszuschließen. Wenn die Menschen reisen und die Kinder nicht geimpft sind, besteht das Risiko der Infektion. Derzeit impfen wir pro Monat noch immer rund 100 Kinder. Auch die Impfmüden sind ein Problem. Die Kitas können uns melden,wenn ungeimpfte Kinder auffallen. Aber wir können nur beraten – eine Impfpflicht gibt es nicht.
Sie würden gern wieder bereits in den Kindergärten untersuchen. Was versprechen Sie sich davon?
Wir sehen die Kinder erstmals vor der Einschulung. Das ist zu spät. Spätestens mit drei wäre es gut, um mit Beratung und Förderung rechtzeitig ansetzen zu können. Da sind wir mit dem Institut für Jugendhilfe eigentlich gut aufgestellt.
Ihnen fehlt dafür Personal. Können die Kindergärten, viele sind auch Familienzentren, nicht bestimmte Defizite erfassen?
Da müssen wir hinkommen, aber das ist Sache des Jugendamtes und auch der Bezirksregierung. Es müssen die Kapazitäten geschaffen werden, um der Probleme Herr zu werden, die es hier in höherem Maße gibt, als in anderen Städten. Die Angebote müssen auch so aufbereitet sein, dass sie bei der Zielgruppe tatsächlich ankommen. An vielen Stellen ist das System arg zerklüftet und nicht transparent.Wenn es etwa Gesundheitslotsen gäbe, wäre das sicher sehr hilfreich.
Die Ernährung bleibt ein Dauerthema?
Wir sollten die Schulernährung weiter ausbauen und dafür sorgen, dass sie auch alle Kinder erreicht, für die der Zugang zu gesunder Ernährung wichtig ist.
Sind Sie ein Anhänger der „Zuckersteuer“ für Lebensmittel?
Nein, ich denke das ist ein gesellschaftlicher Prozess, der da in Gang kommen muss. Es ist wohl ähnlich wie beim Rauchen. Ich fände es aber gut, wenn der Staat Flagge zeigen würde, etwa durch Einschränkungen bei der Werbung, oder mit einem Ampelprinzip.
Sind nicht Vorbilder für Kinder wichtiger?
Das ist sicher entscheidend. Aber es sind viele Faktoren. Es gibt nicht die eine Ecke, wo man den Hebel ansetzt und das Problem löst.
Wann machen sie den nächsten Gesundheitsbericht?
Wir werden bei den Kindern bleiben, mit einem Bericht zu den Zähnen. Vielleicht schaffen wir das in diesem Jahr noch. Auch da gibt es Verbesserungsmöglichkeiten. Auch da könnten wir Angebote machen, die es in anderen Städten bereits gibt. Immerhin haben wir seit zwei Jahren eine Software, über die wir Daten besser erheben und aufbereiten können.